Immer sie! - Teil 3

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Vorsichtig rutschte ich wieder ein Stück tiefer in meinen schwarzen Sessel und sah zu Boden. Langsam kroch ein altbekanntes Gefühl meine Wirbelsäule hinauf und ich spürte, wie sich meine Haare begannen aufzustellen. Nachdem dieses Gefühl meine Wirbelsäule erklommen hatte, schnürte es meine Kehle zu und ich glaubte zu ersticken. Blicke bohrten sich in mich. Ohne hinzusehen konnte ich es spüren. Ich kannte dieses stechende Gefühl sehr gut. Man kann ihm nicht ausweichen, egal wohin man geht. Meine Beine zitterten und der weiche Rock meines roten Kleides mit ihnen. Auch wenn meine Beine noch so wackelig waren, setzte mein Fluchtinstinkt ein und ich sprang auf und stürmte Richtung Tür. Noch während ich die Türschnalle hinunterdrückte, riss ich bereits daran. Hatte ich sie nicht ordentlich erwischt? Noch einmal drückte ich voller Panik die Klinke nach unten und riss daran. Nichts. Sie bewegte sich keinen Millimeter. War ich jetzt auch schon zu blöd eine Tür zu öffnen? Erst jetzt kamen mir meine beiden Vorgesetzten wieder in den Sinn. Im selben Moment spürte ich eine Präsenz hinter mir. Jemand war hinter mich getreten und ich konnte mich in diesem Moment nicht entscheiden, wer von den beiden mir lieber gewesen wäre. Langsam wandte ich den Kopf um und wich instinktiv ein paar Schritte zurück. Dominik stand knapp hinter mir und ich musste zu ihm aufsehen. Erst als mich die Wand stütze, um nicht jeden Moment zusammen zu klappen, blieb ich atemlos stehen.

„Beruhige dich, wir tun dir nichts", sagte Markus nun neben mir und sperrte mich ein. Hinter mir eine weiße Wand, rechts von mir eine verschlossene schwarze Tür, links von mir ein blonder Hüne, gegenüber mir sein braunhaariges Pendant.

„Setz dich einfach wieder hin", wollte mich nun Dominik beschwichtigen.

„Nein!", schrie ich ihn an und drückte mich nur noch mehr gegen die Wand, die einfach keinen Millimeter weichen wollte.

„Setz sie nicht unter Druck. Du weißt was..."

„Wie könnte ich es vergessen", fiel Dominik Markus ins Wort und funkelte ihn bedrohlich an. Dennoch war für einen kurzen Augenblick ein Hauch von Traurigkeit in ihren Augen. Woher diese auch immer kam.

„Dann bleib eben stehen", seufzte Dominik und ging zurück zu dem Sessel. Lässig setzte er sich wieder darauf. Während mein Blick von Dominik weiter in Richtung Markus Schreibtisch streifte, bemerkte ich ein Bild von einer jungen Frau, wahrscheinlich so alt wie ich. Sie hatte wunderschöne blonde Locken und strahlend grüne Augen. Genauer gesagt olivgrüne Augen, genau meine Lieblingsfarbe. Diese Frau war zwar wunderschön, aber sie wirkte traurig, obwohl sie lächelte. Ihre Augen erzählten eine andere Geschichte als ihr Mund.

„Hör auf sie anzustarren", holte mich eine tiefe Stimme aus meiner Faszination und ich brauchte einen Moment, bis ich Markus zuordnen konnte. Er saß mittlerweile wieder an seinem Schreibtisch.

„Ist das deine Freundin?", fragte ich neugieriger als ich eigentlich sein sollte.

„Das geht dich nichts an und jetzt halt den Mund", antwortete Markus genervt. Wie es aussah hatte ich wohl einen wunden Punkt getroffen. Vielleicht haben sie sich gerade erst getrennt.

„Es tut mir leid", flüsterte ich nun und sah wieder zu Boden. Wie konnte ich nur so blöd sein und meinen Chef so eine Frage stellen? Klar, dass es mich nichts anging. Was glaubte ich eigentlich wer ich war? Mir steht es ja gar nicht zu, solche Fragen zu stellen. Sofort hatte ich wieder meinen Vater im Kopf, der mich mehr als nur einmal ermahnt hatte, wenn ich mich in fremde Angelegenheiten eingemischt hatte. „Ich weiß, was gut für dich ist. Belaste dich nicht mit Sachen, die dich nichts angehen", spukte es sofort wieder durch meinen Kopf.

„Was tut dir leid?", hakte Markus nun nach.

Langsam hob ich meinen Kopf und bereitete mich auf die Konfrontation mit seinen eiskalten blauen Augen bevor. Dennoch hatte ich das Gefühl meine Knie würden wegsacken, als ich seinen stechenden Blick sah. Sie würden mich zwingen zu antworten und irgendwie dürften die beiden einen zusätzlichen Sinn dafür haben, ob jemand die Wahrheit sagt. Zumindest kam es mir so vor.

Immer sie!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt