Immer sie! - Teil 23

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„Setz dich", schnitt Dominiks tiefe Stimme durch den riesigen Raum und ließ in augenblicklich noch kühler wirken, als er ohnehin schon war. Langsam ließ ich mich auf das schwarze Leder sinken. Irgendwie konnte ich die Kälte des Leders auch durch meine Hose spüren. Um ein bisschen Abstand zwischen uns zu schaffen, schlug ich meine Beine übereinander. Sofort begannen meine Arme leicht zu zittern, schnell versuchte ich sie in meinem Schoß ineinander zu schlingen, um sie etwas zu beruhigen. Langsam ließ ich meinen Blick von meinen Händen über den Boden gleiten und sah schließlich das Ungetüm vor mir.

Im Gegensatz zu mir hatte sich Dominik nicht gesetzt und stand in seiner vollen Größe vor mir. Unweigerlich glitt mein Blick seine Hand entlang, zur grauen Mappe, die er immer noch in der Hand hielt.

Plötzlich zuckte seine Hand. Er schmiss die Mappe, als enthielte sie den größten Abschaum, auf den Tisch. Zuerst erschrak ich beim dumpfen Aufprall auf dem dunklen Holz, doch dann lösten sich manche Bilder aus der Mappe und ich musste sie einfach ansehen. Vorsichtig streckte ich meine Hand nach dem ersten Bild aus und konnte es nicht erwarten, es genauer unter die Lupe zu nehmen. Doch so weit kam ich gar nicht. Ein stechender Schmerz durchzuckte meine Finger und aus Reflex zog ich meine Hand zurück.

Dominik hatte mir tatsächlich auf die Finger geschlagen. Vorsichtig rieb ich die Stelle, an der er mich erwischt hatte und sah ihn mit großen Augen an. Dieser Blick ließe sich nicht einmal von den besten Poeten der Welt in Worte fassen. Hass, Wut und Zorn fraßen seine markanten Gesichtszüge.

„Was soll der Scheiß?", fragte er mich abgehakt und kam einen Schritt näher. Sofort zog ich meine Füße ein, aber setzte mich gerade hin. Meine Hände stemmte ich links und rechts von mir ins schwarze Leder und wollte mich erheben. Meinen Blick nicht von seinem Gesicht ablassend, sah ich immer noch nach oben und war bereit zu flüchten. Doch Dominik kam mir zuvor. Schneller als ich schauen konnte, stand er zwischen meinen Beinen. Seine rechte Hand schoss hervor um packte mich an der Kehle. Instinktiv wich ich nach hinten aus, doch hatte ich längst keinen Fluchtweg mehr. Die Hand meines Chefs drückte mich zurück bis an die Lehne, sein rechtes Knie platzierte er zwischen meinen Beinen auf der Couch und drückte es sicherlich nicht unabsichtlich markant gegen eine gewisse Stelle. Die Hand an meinem Hals war fest und würde mit Sicherheit Spuren hinterlassen, doch konnte ich immer noch genug Luft bekommen. Dominik kniete wie ein Raubtier über mir und hatte mich nun endgültig gefangen.

„Und jetzt, Prinzessin, erklärst du mir, was der ganze Scheiß eigentlich soll! Denk nicht einmal daran, wieder das schüchterne, kleine Mädchen zu spielen. Ich habe erlebt, dass du auch anders kannst. Also, was geht hier vor? Und deine Entscheidung möchte ich auch endlich hören."

Sprachlos blickte ich meinen Chef an. Sein Knie drückte noch fester gegen eine gewisse Stelle. Will er mich damit noch mehr aus dem Konzept bringen?

Wahrscheinlich war der Restalkohol in meinem Blut schuld daran, dass ich in dieser Situation überhaupt eine Antwort zu Stande brachte.

„Es tut mir Leid, ich wollte nicht an meinem Arbeitsplatz einschlafen. Ich bleibe am Abend auch gerne länger, um die verlorene Zeit...."

„Das interessiert mich einen Dreck!", unterbrach mich mein Chef und verstärkte den Druck an meiner Kehle, sodass ich kurz röcheln musste. Sofort ließ der Druck wieder nach.

„Das ist das Mindeste, was ich von dir erwarte. Ich möchte von dir wissen, was diese beschissene Aktion gestern sollte!"

Ich blickte verständnislos in das Paar braune Augen.

„Oder sollte ich besser heute sagen...."

Vor meinem Gesicht bildete sich ein großes Fragezeichen. Ich hatte keine Ahnung, was dieser Mensch in diesem Augenblick von mir wollte.

„So viel kannst du nicht gesoffen haben, dass du nicht mehr weißt, dass du heute sturzbesoffen mit dem Auto gefahren bist."

„Deswegen machst du so ein Theater?", fragte ich ziemlich unbekümmert in dieser für mich sehr beengenden Situation.

Diese Antwort dürfte meinem Chef so ganz und gar nicht gefallen haben. Die Hand an meinem Hals lockerte sich für einen kurzen Augenblick, doch dann schnappte er mich an meinem Oberarm, zerknautschte meine weiße Bluse und zog mich hoch. Zu meiner Überraschung ließ sich Dominik auf die Couch sinken und zog mich über seinen Schoß. Noch bevor ich realisiert hatte, was mir nun bevorstand, hatte Dominik meine Beine bereits mit seinem rechten Bein fixiert. Panisch versuchte ich noch mit meinen Händen irgendwie nach vorne wegzukrabbeln. Meine lächerlichen Versuche boten wahrscheinlich einen ziemlich erbärmlichen Anblick, doch in diesem Augenblick war ich im Überlebensmodus und suche irgendeinen Ausweg aus dieser Situation. Ich zappelte und strampelte so fest ich konnte, doch ich saß in der Falle.

„Weißt du eigentlich, wie sehr ich mich auf diesen Moment gefreut habe?", säuselte Dominik zuckersüß in mein Ohr und fuhr gleichzeitig mit seiner Hand über meinen Hintern. Innerlich machte ich ein Kreuzzeichen dafür, dass ich heute eine feste Jeanshose angezogen hatte. Ich hielt meinen Vater über 20 Jahre aus. Ich werde auch diesen Mann für die nächsten Minuten aushalten. Was ist eigentlich aus meinem Vorsatz geworden, vor diesem Monster wegzulaufen?

Mittlerweile lag ich mucksmäuschenstill und hoffte das Beste.

„Prinzessin, willst du mir die ganze Freude nehmen und dich gar nicht wehren?" Ich konnte das Grinsen in Dominiks Gesicht hören. Seine Hand rieb weiter meinen exponierten Hintern.
„Seit Freitag warte ich darauf, dir kleinen, verwöhnten Prinzessin endlich einmal zu zeigen, was passiert, wenn du betrunken deinen süßen Mund nicht im Griff hast."

Stille.

Im Raum herrschte nichts als Stille.

„Dir passiert das gerade nicht zum ersten Mal, oder Prinzessin?"

Augenblicklich löste sich Dominiks fester Griff um meinen Körper und er platzierte meine Beine auf der Couch. Er richtete mich auf und so kniete ich neben ihm auf dem Sofa. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Seine schokobraunen Augen strahlten Wärme, Mitgefühl aber auch Angst aus.

Langsam erhob sich seine Hand und glitt vorsichtig meine Wange entlang zu meinem Kinn. Daumen, Zeige- und Mittelfinger umfassten vorsichtig mein Kinn und hielten meinen Kopf in Position.

„Dein Vater schlug dich regelmäßig."

Es war keine Frage, es war eine Feststellung.

„Schlägt, nicht schlug."

Kurzzeitig wurde Dominiks Blick noch weicher, er näherte sich mir vorsichtig und drückte einen behutsamen Kuss auf meine Stirn. Ein leiser Seufzer entkam mir, während ich die Augen schloss.

Als ich die Augen wieder öffnete, war die Wärme vor mir verschwunden. Dominik eilte im Raum auf und ab wie ein getriebenes Tier, als suche er einen anderen Ausgang, obwohl er wusste, dass es nur diesen einen gab.

Schlussendlich eilte er auf das Podest mit dem Bett zu, drehte sich theatralisch um und sah mir in die Augen. Dann ließen sich 1,90 Meter Muskelmasse wie ein Brett auf die weiche Matratze hinter ihm fallen.

„Elina, ich bin erbärmlich. Ich mache dieselben Fehler immer wieder."


Meine Lieben,

es tut mir ehrlich Leid, dass ihr so lange auf ein neues Kapitel warten musstet. Irgendwie hatte ich eine Schreibblockade. Ich weiß zwar, in welche Richtung ich mit meiner Geschichte will, doch der Weg dorthin ist leider etwas steinig. Also vielen Dank für eure Geduld und viel Freude mit dem neuen Kapitel.

LG

H.U.D. 

Immer sie!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt