Ich schnappte nach Luft und biss mir auf meine untere Lippe, um meine Tränen zurück zu halten. Ich zitterte am ganzen Körper, mich überforderte die Situation. Der Schmerz den ich verspürte wurde mit einem unangenehmen Pochen untermahlt. Meine Sicht verschwamm durch die Feuchtigkeit in meinen Augen, hilflos blickte ich zu Nicolay hoch, welcher zu mir gekommen war und mich an der Taille zu sich zog. Seine Hand legte sich an meine Wange und gab mir einen Kuss auf meine Stirn. Ich blickte in seine dunklen Augen, die mich liebevoll musterten. „Alles ist gut, beruhig dich." flüsterte er. Ich schluckte, zögerte kurz und nickte dann leicht, bevor er sich zu mir runterbeugte mich sanft küsste. Als wir uns lösten, schaute ich dem Größeren tief in die Augen und küsste ihn erneut. Durch seine Zärtlichkeit fühlte ich mich gleich wohler und geborgener. „Du musst das Pentagramm vervollständigen!" unterbrach uns Dima emotionslos. „Gib ihm doch erstmal Zeit sich gedanklich zu ordnen. Siehst du nicht, dass Jay gerade nicht besonders gut geht?" fauchte mein Freund seinen Bruder an. „Wir haben keine Zeit, wenn wirklich die Barriere zwischen den Menschen und uns verschwindet!" Kurz herrschte Stille, die beiden Brüder sahen sich böse an, wechselten aber kein Wort. Ich atmete tief ein. „Dima hat Recht." sagte ich und versuchte mich zu konzentrieren. Sofort unterbrachen sie ihren Blickkontakt. „Wir müssen uns beeilen." Mit diesen letzten Worten an die beiden, löste ich mich von Nicolay und kniete mich auf den Boden. Obwohl mich Nicolays Nähe schon deutlich beruhigt hatte, wischte ich mit zitternden Fingern das Blut von meinem Arm und verstrich es auf dem Holzboden. Nachdem ich den letzten Teil des fünfzackigen Sternes gemalt hatte, blieb ich wie versteinert sitzen und betrachtete das Symbol. Einige Tränen bahnten sich nun doch den Weg über mein Gesicht. Der Älteste holte mich aus meiner Trance und zog mich nach oben. „Ich habe Angst, dass wir es nicht schaffen." gestand ich verzweifelt, nachdem ich wieder auf meinen Beinen stand. „Es wird schon alles gut werden." meinte Dima abwesend und widmete sich dem Buch. „Wir müssen uns in jeweils eine Ecke stellen, Nicolay und ich werden den Spruch aufsagen. Dann sollte es funktionieren." Bevor wir uns jedoch jeweils in eine Spitze des Sterns stellten, verarztete mich noch der jüngere Bruder. Mittlerweile war ich auch entspannter, aber dennoch nervös. Ich schaute zwischen den beiden Braunhaarigen hin und her, als wir alle uns richtig verteilt hatten und meine Gegenüber in dieser unbekannten Sprache den Text aus dem Buch vorlasen. Sie beendeten den letzten Satz und im gleichen Moment schien es, als würde der Boden unter unseren Füßen verschwinden.
Mir wurde schummrig vor Augen. Auf einmal passierte alles so schnell, dass ich es nicht realisieren konnte. Das Erste was ich wahr nahm, war der modrige Geruch. Ich fasste mir stöhnend an den Kopf und öffnete langsam meine Augen. Die Welt um mich herum schien sich konsequent zu drehen. Ich stütze mich auf meine Arme und drückte meinen Oberkörper von dem feuchten Steinboden hoch. Das Schwindelgefühl verflog mit jeder Sekunde. Es war dunkel und kalt, man hörte das Tropfen von Wasser auf Stein, welches noch oft nachschallte. Ich blickte ich zu beiden Seiten. Nirgendwo konnte Dima oder Nicolay erkennen. Panisch stand ich auf und drehte mich um mich selbst. Mitten in der Bewegung verharrte ich. Einige Meter vor mir türmte sich eine mächtige, steile Erhöhung aus kühlem Stein auf. Eine Treppe wandte sich spiralförmig um das Gebilde, hoch zur abgeflachten Spitze. Ich blickte erneut um ich herum, nichts als Dunkelheit. Ich wusste nicht, ob es eine gute Idee war den Treppen noch oben zu folgen, oder ob ich lieber die beiden Brüder suchen sollte. Unschlüssig blickte ich an dem Gestein hinauf und näherte mich der Treppe. Das Licht von schwachen Fackeln erleuchtete diese und ließen die feuchten Stufen schimmern. Vorsichtig bestieg ich die ersten paar Treppenstufen, sie waren glatt und rutschig. Ich lief immer weiter, mit jedem Schritt kamen in mir Zweifel auf, ob das was ich tat das Richtige wäre. Ich wusste nicht wo Dima und Nicolay waren, insgesamt die Ungewissheit, auch was mit oben erwarten würde löste in mir eine innere Unruhe aus, doch durch die Anstrengung vergaß ich alles um mich herum, auch meine Gefühle.
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Hi^^ ich hoffe es hat euch gefallen :) Ich freue mich wie immer über Kritik, weitere Ideen und Fragen zur Geschichte :3 [ach ja, ich werde wahrscheinlich in nächster Zeit mehr hochladen, also könnt ihr auch gerne bei "forbidden love" vorbeischauen ;)]
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Let me be yours
VampireWas passiert, wenn ein kleiner Omega von seinem Rudel verstoßen wird und am Ende ganz auf sich alleine gestellt ist? Wehrlos durch unbekanntes Gebiet streift, hilflos der Außenwelt ausgeliefert ist und er dazu auch noch müde und erschöpft ist? Er...