Kapitel 53

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„Und? Ist da was?" Ich versuchte über seine Schultern zu schauen, konnte aber nichts sehen, da die beiden Brüder direkt davorstanden. Auch auf Zehenspitzen konnte ich keinen einzigen Blick auf die Stelle werfen, weshalb ich mich woanders umschaute. Ich strich über die Wände dieser Höhle, sie waren kalt, uneben und dunkel. Ich wurde stutzig, als ich etwas ungewöhnliche Zeichen an den Wänden entdeckte, die man nur durch das Mondlicht sah. Ich schaute noch oben, durch eine Öffnung in der Decke konnte der Mond die Aushöhlung erhellen. Mir war sie nie aufgefallen. Ich horchte auf, als ich das Getuschel von meinen Mitmenschen hörte. Sie stritten sich, zwar leise, damit ich nichts mitbekam, dennoch ging ich zu ihnen. „Habt ihr was gefunden?" Sofort hatte ich ihre Aufmerksamkeit, Dima und Nikolay schauten mich verdutzt an, schüttelten dann ihren Kopf. „Nein, leider nicht..." meinte der Ältere. „Schade...aber dafür habe ich vielleicht was interessantes entdeckt.", „Und was genau?" Ich führte uns zu dem Ort, wo die Zeichen aufgemalt waren. Sie waren nicht zu lesen und sahen aus wie Runen. Dima verschränkte die Arme und zog die Augenbrauen hoch. „Was heißt das? Oder besser gesagt, was soll uns das jetzt sagen? Das können auch nur Höhlenmalereien sein..." Böse drehte ich mich zu ihm um. „Es sind keine Höhlenmalereien, zumindest nicht so, wie du denkst. Nicolay? Gib mir mal bitte die Schatulle." Mein Freund tat, worum ich ihn gebeten hatte und reichte mir die Schachtel. 

Ich drehte das Objekt in meinen Händen, bis ich die Zeichen, die in die hölzerne Schatulle eingeschnitzt waren fand. Ich hielt die weiter weg um sie mit den anderen Symbolen an den Steinen zu vergleichen. „Seht ihr, die Zeichen sind dieselben." Sagte ich und wartete auf eine Reaktion. Dima gab nur ein unzufriedenes Geräusch von sich. „Und wie bringt uns das jetzt weiter?" Ich zuckte mit den Schultern. „Woher soll ich das denn wissen, kann ich etwa hellsehen, oder was?" Für meine Aussage bekam diesmal ich den wütenden Blick zugeworfen. Seufzend fuhr ich mit meinen Fingern noch einmal über die Runen. „Sind wir um sonst hierhergekommen?", „Wahrscheinlich schon..." Ich schüttelte meinen Kopf. „Ihr dürft doch nicht so schnell aufgeben!" Die beiden Geschwister schauten mit gerunzelter Stirn auf mich herab. „Was willst du denn hier noch machen? Oder kannst du neuerdings auch Zeichenlesen?" witzelte Nikolay. „Natürlich nicht, aber wir könnten zum Beispiel die Schachtel öffnen und gucken was passiert." Man konnte den Dunkelhaarigen ansehen, dass sie nicht mit dieser Antwort gerechnet hatten, denn ihre Blicke waren teils geschockt, teils verdutzt und nachdenklich. „Aber geht das denn? Nicht dass dann wirklich Krieg ausbricht...ich meine, bisher ist ja noch nicht viel geschehen." Eine heftige, lange und sehr anstrengende Diskussion brach zwischen uns allen aus, jeder fiel dem anderen ins Wort und unterbrach jeden. Besonders feindeten sich Nikolay und Dima an. Genervt atmete ich aus, nachdem wir uns einigermaßen beruhigt hatten. „Da wir uns nicht einigen konnten, schlage ich vor, dass ich sie einfach öffne und wir abwarten was genau passiert, oder hat noch jemand was dagegen?" Nur ein stilles Kopfschütteln. Ich legte meine Hand auf den Deckel, zögerte kurz, machte aber anschließend in einer flüssigen Bewegung das Kistchen auf...

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