Kapitel 59

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Freudig sprang ich meinem Freund in die Arme, nachdem sein Bruder etwas Platz für ihn gemacht hatte und er eintreten konnte. Überrascht taumelte er ein paar Schritte zurück, fasste sich aber schnell wieder. Ich drückte mich an ihn. Ich war froh die beiden, vor allem Nicolay, wieder bei mir zu haben. Der Duft meines Freundes ließ mich entspannen und Geborgenheit kehrte in meinen Körper zurück. Die Wärme die er ausstrahle hatte ich vermisst und erst jetzt fiel mir auf, dass ich ohne ihn einsam war, wenn er nicht da war und wie viel er mir eigentlich bedeute. Die letzten Wochen hatte ich es als Selbstverständlichkeit gesehen ihn und seinen Bruder um mich zu haben, aber nun wusste ich es erneut zu schätzen ihn um mich zu haben. Ich wollte mich gar nicht mehr von ihm trennen, geschweige denn loslassen. Allerdings drückte mich Nicolay mit einem Lachen weg, schloss dann die Tür und gab mir ein Kuss auf die Stirn. Dima beäugte uns misstrauisch und verdrehte still die Augen. Der Jüngere ging an uns vorbei, die Treppe hoch. Ich ergriff meine Chance und klammerte mich an den Schwarzhaarigen, als dieser von seinem Bruder abgelenkt war. Seufzend blickte er zu mir herunter. „Du bist ja so anhänglich?", lachte er, führte dann seinen Satz weiter aus, nachdem er mein schmollendes Gesicht sah. „Also nicht, dass es mich stören würde, aber du warst schon lange nicht mehr so kontraktfreudig.", „Ich habe dich eben vermisst..." murmelte ich. Ich ging auf Zehenspitzen und gab dem Größeren einzelne Küsse auf die Wange. Nicolays Hände wanderten zu meiner Hüfte und zogen mich näher zu sich. Seine dunklen Augen musterten mich genau, dennoch liebevoll. Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und lehnte sich dann zu mir runter. Sanft berührten sich unsere Lippen und bewegten sich erst leicht gegeneinander. Der Kuss war nicht verlangend, oder gierig, sondern einfach nur ein ruhiger Kuss unter Liebenden, welche sich lange nicht gesehen hatten, einander vermisst hatten, aber endlich wiedersahen. Aus dem ersten Kuss, wurde noch ein Zweiter und noch ein Dritter folgte. 

Schmunzelnd trennten wir uns, wir sagten kein Wort. Das war auch nicht notwendig, denn die Ruhe zwischen uns war nicht unangenehm oder bedrückend. Uns reichte das Beieinandersein und den jetzigen Moment, den wir gemeinsam teilten. Nicolay hatte den Arm um meine Taille gelegt und so liefen wir zusammen durch die kalten Gänge, bis zu unserem Zimmer. Durch den langsam beginnenden Winter, war es draußen schon dunkel geworden. Der Mond schien in unser Zimmer und erhellte es in einem matten Schein. Mein Freund lag im Bett, während ich aus dem Fenster blickte, hinaus in die Vollmondnacht. Ich dachte die ganze Zeit nur an das eine Wort 'Kartuna'. Ich wusste nicht, ob es irgendetwas bedeuten solle, oder ob es nur ein bedeutungsloses Fantasiewort aus meinem Kopf war. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr, Nicolay richtete sich auf und kam auf mich zu. Ich wendete mein Blick jedoch nicht ab, sondern blieb fixiert auf die Landschaft vor mir. Zwei Arme legten sich von hinten um meinen Körper. „Willst du nicht lieber mit ins Bett kommen? Wir könnten zum Beispiel kuscheln..." fragte der Ältere flüsternd in mein Ohr und küsste daraufhin vorsichtig meinen Hals. Die warme Luft und die sanften Berührungen lösten eine Gänsehaut aus, die sich über meinen ganzen Körper ausbreitete. Ich schaute über meine Schulter zu ihm, wendete mich aber dann wieder ab und blickte aus dem Fenster. Ich schüttelte nur stumm meinen Kopf. „Ist alles gut bei dir?" Ich zögerte kurz, erwiderte aber ein 'Ja'. „Du weißt, wenn was ist, dann rede mit mir." Ich nickte. „Es ist doch nichts passiert, oder?", „Nein...alles gut, mach dir keine Sorgen." Ich lächelte. Nikolay küsste noch einmal meine Schläfe und ging dann wieder zum Bett. Nachdenklich sah ich in den Himmel und atmete tief ein, bevor ich mich in die Richtung des anderen Mannes drehte. „Vielleicht gibt es da doch was." Gespannt schaute mich mein Gegenüber an. „Hast du schonmal was von 'Kartuna' gehört?" Seine Miene wurde ernster. „Kann schon sein. Wieso fragst du?", „Ich habe davon gehört." Der Schwarzhaarige zog seine Augenbrauen hoch. „Aha, du hast davon gehört. Von wem denn?" fragte er misstrauisch. „Ich...hab das eben so mal gehört. Einige Vampire haben sich darüber unterhalten..." Nikolay wurde noch ernster. „Echt? Denn eigentlich dürfte hier niemand so alt sein, außer Dima und mir, die etwas von Kartuna wissen könnten, deswegen frage ich mich, wie du davon wissen kannst." 

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