Mir stockte der Atem. Ein geliebter Mensch muss sterben, damit der Fluch gebrochen wird und die Welt nicht in Krieg verfällt. Unglaubwürdig schüttelte ich den Kopf. „Das kann doch nicht die einzige Möglichkeit sein! Wir müssen doch irgendwas anderes tun können?" Kartuna wollte gerade zum Sprechen ansetzten, zögerte aber und schüttelte den Kopf. „Es ist das Einzige was wir tun können, ansonsten ist der Krieg unumgänglich." Verzweifelt schüttelte ich den Kopf. Die junge Frau blickte mich mit ihren stechenden Augen an und schien fast meinen Körper durchbohren zu wollen. „Jay, es gibt keinen anderen Ausweg. Ich kann verstehen, dass du nach einer anderen Lösung suchen willst, aber die gibt es nun mal nicht. Ich weiß, wie es sich für dich anfühlen muss, zu wissen, dass es jemand ist, der dir nahe steht, aber...auf der anderen Seite müssten unzählige, unschuldige Menschen sterben. Glaub mir, nichts ist schlimmer als einen geliebten Menschen zu verlieren, aber noch schlimmer ist es mehrere Unschuldige sterben zu sehen." Ich atmete tief ein und aus, um meine Gefühle und Gedanken zu sortieren. Ich schloss meine Augen und ließ das Gespräch noch einmal Revue passieren, bevor ich schließlich zu Kartuna aufschaute. „Was ist, wenn ich mich selbst opfere? Löst sich dann vielleicht der Fluch?" fragte ich mein Gegenüber mit zitternder Stimme. Ich versuchte mich so ruhig wie möglich zu verhalten und mich zu entspannen, auch wenn in meinem Inneren alles tobte. Hoffnungsvoll wartete ich auf die Antwort von Kartuna, doch ihr Gesichtsausdruck beantwortete mir meine Frage. „Jay, du bist derjenige, der den Fluch frei gelassen hat...das würde nichts bringen. Dich selbst zu töten würde den Fluch nicht brechen." Hilflos schaute ich Kartuna an, während diese nur betreten wegsah. Angst machte sich in mir breit, ich dachte an Nicolay und Dima. Allein der Gedanke daran, dass einer von ihnen sterben muss, trieben mir die Tränen in die Augen. Tränen rollten mir über die Wange, welche ich gleich mit meinem Ärmel wegwischte.
Einige Zeit war es still. Ich versuchte mit aller Kraft meine Tränen und meine Angst zu verdrängen und konzentrierte mich wieder auf das Hier und Jetzt. Mein Körper und Geist waren wie gelähmt. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter, die mich aus meiner Trance holte. Kartuna lächelte mir schwach entgegen. „Du solltest dich beeilen, es dauert nicht mehr lang, dann kommen bestimmt schon die ersten Tumulte auf." Ich nickte ohne wirklich ihre Worte realisiert zu haben. „Du solltest langsam wieder zurück zu deinem Freund, er macht sich Sorgen, genauso wie sein Bruder. Ich öffne dir ein Portal, damit kommst du zurück in deine Welt." Die Frau drehte mir den Rücken zu und ging zu einem kleinen Altar. Sie blätterte kurz in einem alten Buch und murmelte kurz darauf ein paar unverständliche Worte. Ein verschwommener, leuchtender, ovalförmiger Durchgang erstreckte sich vor mir. „Na los, worauf wartest du?" fragte mich Kartuna, nachdem ich zögerte. Ich löste mich aus meiner erstarrten Haltung und ging vorsichtig ein paar Schritte auf das Portal zu, blieb aber stehen. „Es wird alles gut Jay." Ohne etwas weiteres zu sagen, wendete ich meinen Blick von ihr ab und ging anschließend durch das Portal. Ich trat auf hölzernen Untergrund. Die Dielen knarrten. Dunkelheit umgab mich, doch am Ende des langen Flures schien Licht und undeutliche Stimmen drangen gedämpft zu mir durch. Langsam taumelte ich den Gang entlang, das Licht wurde heller, die Stimmen klarer, bis zu dem Türrahmen, hinter dem die Lichtquelle war. Ich schaute in die Bibliothek in der ich bis vorhin noch gestanden hatte, bevor ich in die Unterwelt gezogen wurde. Nicolay und Dima unterhielten sich angeregt und waren so vertieft darin, dass sie mich gar nicht bemerkten, als ich den Raum betrat. Ich betrachtete die beiden, wie sie sich gegenseitig anfauchten. Ein Schmerz durchzog meine Brust, als ich an das Gespräch mit Kartuna dachte. Einer von den beiden musste getötet werden. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken und die Verzweiflung in mir kam wieder hervor.
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hi, ich weiß ich hab lange nichts hochgeladen...ich hoffe es gefällt euch trotzdem und ich könnt mir verzeihen :3
Außerdem brauche ich auch noch Ideen für eine neue Geschichte und möchte wissen ob ihr irgendwas bestimmtes lesen wollt, oder Ideen habt (da die hier bald zu Ende sein wird)
Ich freue mich wie immer über Kommentare und Kritik :3
Thx <3
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Let me be yours
VampiriWas passiert, wenn ein kleiner Omega von seinem Rudel verstoßen wird und am Ende ganz auf sich alleine gestellt ist? Wehrlos durch unbekanntes Gebiet streift, hilflos der Außenwelt ausgeliefert ist und er dazu auch noch müde und erschöpft ist? Er...