ZWEI

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John sah sich nervös um und war aufgeregt. Wie würde er reagieren wenn sie plötzlich nach all den Jahren wieder vor ihm steht? Der Park in dem John war, war heute zum Glück leer. Dunkle Wolken hatten sich über Hamburg verteilt und es sah so aus, als würde es jeden Augenblick pissen.

Aufgeregt lief Alisha den kleinen Weg zum Stadtpark. Wie würde er reagieren wenn er es erfährt. Sie hatte ein wenig Angst ihn nach all den Jahren wieder zu sehen. Die beiden hatten sich vor zehn Jahren nicht grade friedlich voneinander getrennt. Sie hätte sich eigentlich früher bei John melden müssen aber sie hat sich all die Jahre nicht getraut. Als sie von weitem die blonden Locken sah, atmete sie laut ein und wieder aus. Mit langsamen und schweren Schritten lief sie auf John zu und knetete sich die Hände vor Aufregung.
»Hey Alisha«, sagte er und stand auf. Seine Hände steckte er in seine Hosentasche und sah etwas verloren aus.
»Hey«, atmete sie aus und lächelte kurz.
»Willst du dich setzten oder wollen wir spazieren?«, sie blickte auf den Hund und nickte dann.
»Wir können gerne spazieren. Deiner?«, fragte sie und zeigte auf Skittlez.
»Ja«, räusperte er sich. Während Skittlez vor lief, liefen die beiden, mit einem gewissen Abstand zueinander, ihm hinterher.
»Wie geht's dir? Ist eine Ewigkeit her hm?«, fing John das Gespräch an. Alisha sah auf den Boden und nickte dann.
»Gut und dir? Zehn Jahre um genau zu sein«, ihre Stimme versagte beim letzten Satz.
Kurz war es still. John wusste nicht wie er anfangen sollte. Seine erste liebe und gleichzeitig erste Freundin nach so vielen Jahren wieder zu sehen löste etwas in ihm aus. Er musste an die alten Zeiten zurück denken als das ganze mit den beiden anfing.
John fasste seinen Mut zusammen und räusperte sich kurz bevor er anfing zu reden.
»Du wolltest reden? Wie kommt's?«, fragte er etwas harsch. Alisha zuckte zusammen lies sich aber nichts anmerken. Sie wusste das zwischen den beiden eine gewisse Distanz herrschte.
»Ich hab lange hin und her überlegt und dir so einiges verschwiegen. I-ich weis gar nicht so recht wie ich anfangen soll«, stammelte sie vor sich hin. Das ganze fiel ihr deutlich schwer.
»Ist was passiert?«, John hob fragend eine Augenbraue und blieb stehen.
»John«, sagte sie und holte nochmals tief Luft, »du bist Vater«.
Alisha fühlte sich erleichtert und eine Last fiel ihr von den Schultern. John riss ungläubig die Augen auf.
»Was?!«, zischte er.
»Ja wir haben ein gemeinsames Kind John«, sagte sie diesmal mit fester Stimme.
John sah Alisha entsetzt an. Das konnte doch nicht sein?
»Du verarscht mich doch oder?! Kommst hier nach all den Jahren an weil du siehst das ich jetzt Kohle ohne Ende hab und willst mir ein Kind von irgendeinem Wichser andrehen?! Ne Digga nicht mit mir!«, zischte John wütend und manche auf den Absatz kehrt. Er pfiff Skittlez zu sich, lief wütend aus dem Park und ließ Alisha alleine zurück.
Alisha sah John frustriert hinterher. Ihr war bewusste das er ihr nicht glauben würde.

»Und? Warst du bei deinem Bewerbungsgespräch?«, Alisha kam nach einem sehr anstrengend Arbeitstag nach Hause. John saß wie fast jeden Tag vor der Konsole. Wenn er nicht zockte dann war er entweder mit seinen Jungs draußen oder kiffte sich zu.
»Ja«, sagte John und starrte auf den Fernseher.
»Und wie war's?«, fragte Alisha und räumte John's Klamotten zur Seite.
»Scheiße wars! Bin da gleich wieder weg nachdem mich der Chef von oben bis unten abgecheckt hat«, zischte er genervt. Alisha verdrehte genervt die Augen und zog sich ihren Blazer aus.
»Ich hoffe du bist diesmal bis zum Ende geblieben«, sagte sie ironisch.
»Weist du wie mich diese Wichser angeschaut haben? Als wäre ich ein krimineller! Nur weil die so feine Hemde tragen und keine Tattoos haben. Denkst du da will ich arbeiten?«
»Besser als das du arbeitslos bist! Man John wie stellst du dir das ganze vor?!«, Alisha stand wütend auf und stellte sich vor den Fernseher. John schnaubte genervt und schmiss den Controller zur Seite.
»Du kiffst und saufst den ganzen Tag! Und wenn du nicht hier bist treibst du dich irgendwo mit deinen asozialen Freunden rum und kommst erst irgendwann morgens nachhause!«
»Was willste jetzt von mir?! Meine Jungs sind kein bisschen asozial! Nur weil wir nicht in eure perfekte Welt passen heißt das nicht das ihr mit euren Jobs was besseres seid!«, John sah Alisha wütend an.
»Die Miete steht steht wieder an! Mit was sollen wir das bezahlen John?! Herr Bügner hat uns schon mehrere Chancen gegeben! Wenn wir diesen Monat nicht pünktlich zahlen dann schmeißt er uns raus!«, Alisha fuhr sich aufgebracht durch die Haare.
»Der soll mal sein Maul halten! Ich besorg uns das Geld schon irgendwie!«, John stand von der Couch auf und schnappte sich seine Jacke.
»Und wie?!«, zischte Alisha und lief John hinterher der sich im Flur die Schuhe anzog.
»Die Jungs und ich sind da an etwas dran«
»Ach und an was? Meinst du deine scheiß Musik? Denkst du damit kannst du Geld verdienen? Man geh und such dir einen vernünftigen Job sonst trenn ich mich von dir John! Mir reicht es langsam!«.

Alisha zuckte zusammen als es anfing zu donnern. Sie wusste nicht wie lange sie in Gedanken vertieft war aber als der erste Tropfen auf ihre Schulter fiel machte sie sich direkt auf den Heimweg. Klatschnass öffnete sie die Wohnungstüre und streifte sich die Jacke von den Schultern.
»Mama! Endlich bist du da! Tante Mila ist so peinlich«, Alisha sah zu ihrer fast neunjährigen Tochter und strich ihr sanft über den Kopf.
»Stimmt doch gar nicht! Du hast dich nicht getraut den Jungen anzusprechen«, lachte Alisha's beste Freundin und kam in den Flur.
«Welcher Junge?«, Alisha zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. Ihre Tochter war definitiv zu jung für Jungs.
»Ach als wir nach dem Einkaufen in einer Eisdiele saßen hat sie ein Auge auf einen sehr süßen Jungen geworfen«
»Du weist schon das sie noch zu Jung dafür ist«, sagte Alisha und stellte ihre Stiefel zur Seite.
Nachdem ihre Tochter sich in ihr Zimmer verzog, machten es sich die zwei Freundinnen auf der Couch mit einem Glas Wein bequem. Alisha schloss die Wohnzimmertüre und ließ sich auf die Couch nieder.
»Und? Wie war's?«, Amilia sah ihre beste Freundin neugierig an.
»Wie ich es schon geahnt habe Mila. Der hat mir kein Wort geglaubt! John hat mir unterstellt das es von einem anderen ist und das ich mich jetzt nur melde weil er so erfolgreich ist«, seufzte Alisha und trank einen Schluck.
»Ach Maus du musst ihm Zeit geben. Ich meine du bist plötzlich nach zehn Jahren wieder in Hamburg und sagst ihm das er Vater ist. Schon das seine Nummer noch die gleiche ist, ist schon krass! Ich war selber geschockt als du dich entschlossen hast von München wieder in die Heimat zurück zu ziehen«
»Ich versteh ihn ja aber das er mir nicht mal die Chance gibt ihm alles zu erklären ist einfach ein beschissenes Gefühl. Tyga fragt doch schon nach ihrem Papa und er will sie nicht mal kennenlernen«. Alisha war frustriert. Welche Lüge sollte sie Tyga als nächsten erzählen?
»Das wird schon glaub mir! John wird sich sicher nochmal Gedanken machen und sich bei dir melden! Vielleicht solltest du Tyga mal mehr von ihrem Vater erzählen. Für ihr Alter ist sie reifer als du denkst«.
»Du hast vermutlich recht!«, murmelte Alisha und war froh als ihre beste Freundin das Thema wechselte.

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