SIEBZEHN

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»Das kann sie doch nicht machen oder?«, John sah besorgt seinen Cousin an und fuhr sich gestresst durch das Gesicht.

Nachdem Alisha ihm vor ein paar Tagen gedroht hatte, hatte sie Tyga mitgenommen und war weg gefahren. Die Situation zwischen den beiden war sichtlich angespannt.
»Tut mir leid Digga aber ich glaube schon, dass sie das Sorgerecht für sich beanspruchen kann. Alisha ist ihre Mutter und hat ihr ganzes Leben lang für sie gesorgt und du warst halt nicht da«, sagte Marten bedrückt.
»Ich wäre ja für beide da gewesen aber vor ein paar Monaten wusste ich noch nicht, dass ich eine Tochter habe, sagte John.
»Ich weiß aber denkst du der Richter wird auf deiner Seite sein? Du weist wie oft du mit dem Gesetz aneinander geraten bist«
»Als wärst du besser«, brummte John und zündete sich einen Joint an.
»Ich bin nicht besser Ja aber hier geht es nicht um mich und mein Kind! Es geht um dich Digga! Denk dir eine ordentliche Entschuldigung aus und lass nicht den Macho raushängen«.

Marten hatte John gut ins Gewissen eingeredet. Er wusste, falls es zu einem Sorgerechtsstreit kommen sollte, dass er auf keinen Fall gewinnen würde. Dafür hatte er schon genug Mist in der Vergangenheit gebaut. John wollte aber auch nicht das es zu einem Streit kommt. Er und Alisha haben sich damals zwar nicht im guten getrennt aber er wollte mit ihr klar kommen und bis jetzt hatte das auch gut geklappt.

Frustriert lehnte sich John zurück und legte den Controller zur Seite. Er musste nochmal mit Alisha das Gespräch suchen und in Ruhe mit ihr reden. Er hatte Mist gebaut und dafür musste er auch grade stehen.

Alisha fuhr sich müde durch's Gesicht und sah sich im Spiegel an. Sie hatte tiefe Augenringe und war blass im Gesicht. Obwohl sie sich heute etwas mehr geschminkt hatte als sonst, sah man ihr die Erschöpfung an. Sie hatte die ganze Woche länger im Büro gearbeitet und musste unter der Woche in der Bar aushelfen. Willi war krank und Cori hatte vor kurzem erst gekündigt. Zum Glück war Julie da und konnte kurzfristig mit einspringen.

Alisha wusch sich die Hände mit kalten Wasser und verließ die Toilette.
Es war kurz vor Feierabend weswegen nicht mehr so viel los war.
»Julie wenn du willst kannst du Feierabend machen. Den Rest schaff ich alleine und Arian ist ja auch noch da«, sagte Alisha.
»Sicher?«, fragte Julie und trocknete sich die Hände ab.
»Klar. Geh schon wir sehen uns nächste Woche«.

Nachdem Julie weg war, räumte Alisha etwas auf und füllte die leeren Flaschen wieder auf. Als auch der letzte Kunde die Bar verließ, schloss Alisha die Türe ab und schnappte sich einen Lappen um die Tische abzuwischen.

»Alle weg?«, hörte sie Arian, ihren Chef, sagen und drehte sich um. Arian kam mit einer Mappe in der Hand aus dem Büro und setzte sich an die Bar.
»Jap und ich bin auch fast fertig«, sagte sie und stellte die Stühle auf die Tische.
»Danke das du so kurzfristig die Woche eingesprungen bist. Willi ist ab morgen wieder da und einen Ersatz für Cori hab ich sicher bald«, informierte sie ihr Chef.
»Wir brauchen echt mehr Leute Arian. Du weist ich kann nicht immer spontan einspringen wegen meiner Tochter«, sagte Alisha und stellte den letzten Stuhl auf den Tisch bevor sie um die Bar lief und den Lappen unter Wasser hielt.
»Ich weis ich bin da schon dran Alisha aber bei solchen Fällen kann ich jede Hand gebrauchen das weist du!».

Alisha nickte stumm und lehnte sich an die Bar. Die Letzten Tage waren einfach viel zu stressig und sie war froh, dass Aleya vorbei gekommen war um auf Tyga aufzupassen. Sie war froh das sie sich so gut mit Marten's Frau verstand und eine neue Freundin gewonnen hatte.

»Du kannst dieses Wochenende frei haben. Am Wochenende kommt eine zum Probearbeiten und Willi wird sie einlernen«, sagte Arian und sah von seinen Blättern hoch und klappte die Mappe zu.
»Wie soll Willi das alleine schaffen? Du weist wie viel los ist am Wochenende«, Alisha zog fragend eine Augenbraue hoch.
»Ich werde ihm ausnahmsweise mal unter die Arme greifen und an der Bar stehen«, seufzte Arian.
»Du?«, lachte Alisha und sah ihren Chef unglaubwürdig an.

Das letzte mal als ihr Chef ausgeholfen hatte war eine lange her.

»Klar! Und jetzt hau schon ab oder willst du das ich dich Samstag doch einplane?«, sagte Arian schmunzelnd. Alisha ließ sich das nicht ein zweites Mal sagen und lief in den Personalraum um ihre Sachen zu holen.

Als sie wieder die Bar betrat, blieb sie kurz stehen und sah zu ihrem Chef der sich grade mit Marten unterhielt.

»Marten? Was machst du hier?«, fragte Alisha und sah zwischen beide her. Es sah so aus als würden sich die beiden länger kennen.

»Kennt ihr euch?», fragte Alisha und zog sich ihre Jacke an.
»Klar! Marten und ich sind schon länger befreundet. Man kennt sich halt auf dem Kiez oder Digga?«, sagte der Spanier und klopfte Marten auf die Schulter.
»Arian ist mein Stammkunde«, lachte Marten und zwinkerte Alisha zu.

»Ich bin eigentlich gekommen um dich abzuholen. Aleya ist ja bei dir«, sagte Marten woraufhin Alisha nickte.

»Wir sehen uns Digga«, verabschiedeten sich die beiden Männer. Alisha gab Arian eine Ghettofaust bevor sie mit Marten die Bar verließ.

»Bist du mit dem Auto da oder mit der Bahn?«, fragte er und zündete sich eine Zigarette an.
»Bahn. Hier ein Parkplatz finden ist unmöglich«, sagte Alisha und schlenderte neben dem tätowierten Mann her.
»Wieso parkst du nicht auf unserem Parkplatz?«, fragte er. Alisha zog die Augenbrauen zusammen und holte ihre Zigarettenschachtel aus der Jackentasche.
»Ihr habt einen Parkplatz?«, fragte sie.
»Klar Digga! John's Bekanntheit ist manchmal echt von Vorteil«,lachte er.

Alisha nickte nur stumm und zog an der Zigarette während sie gemeinsam zu Marten's Auto liefen.
»Hast du eigentlich mit John geredet?«, leitete Marten das Thema ein. Ihr war klar das er mit ihr darüber reden würde.

»Nein und das will ich momentan auch nicht«, sagte sie immer noch sauer.
»Ich verstehe das du sauer bist Alisha aber denkst du es ist richtig Tyga vor John wieder zu verstecken?«
»Ich verstecke sie ja nicht Marten«, seufzte sie.
»Du weist was ich meine. John hat Mist gebaut und das kann man nicht schön reden. Ich hab ihm selber den Kopf gewaschen und er bereut es wirklich. Er hat ein schlechtes Gewissen und will seine Tochter nicht verlieren wegen einem Fehler«, sagte Marten und zog Alisha näher an sich ran als eine betrunkene Gruppe auf die beiden zulief.

»Marten du musst mich auch verstehen. Tyga ist mein ein und alles und ich will einfach nicht, dass sie so aufwächst wie ich«, sagte sie und schmiss die aufgetauchte Zigarette auf den Boden.
»Vielleicht redest du einfach mal mit ihm? Für eure Tochter?«.

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