SECHSUNDZWANZIG

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»Alisha? Alles okay?«, Alisha zuckte zusammen als Mila ihre kalte Hand auf Alisha's Handrücken legte.

»Ja«, räusperte sich Alisha und strich sich ihre Haare nach hinten und fummelte nach einer Zigarette.

»Was ist los? Irgendwas bedrückt dich doch«, Mila legte ihren Kopf zur Seite und sah ihre Freundin besorgt an.
»Es ist nichts«, murmelte Alisha nachdenklich und nahm einen Schluck aus ihrem Glas.
»Ich kenne dich mittlerweile sehr gut und ich weis das irgendwas in deinem Kopf vorgeht! Nun sag schon«, sagte Mila.
»Ich hab nur seit Tagen ein komisches Bauchgefühl«
»Wegen John? Ich dachte zwischen euch ist alles gut?«
»Ist es ja auch eigentlich«, seufzte sie und zog an ihrer Zigarette, »er hat sich nur seit Tagen nicht mehr gemeldet. Ich versteh es ja das er viel zu tun hat momentan aber ich erreiche ihn einfach gar nicht!«
»Wie meinst du das?«
»Wenn ich ihn anrufe dann geht seine Mailbox ran. Er ist wie vom Erdboden verschluckt Mila», sagte Alisha.
»Und was ist mit seinen Freunden? Oder seinem Cousin? Frag doch mal die«, schlug Mila vor.
»Denkst du daran hab ich nicht gedacht?», sagte Alisha und stand auf als es im selben Moment an ihrer Türe klingelte.

»Die sind nur so schwer zu erreichen«, fügte Alisha hinzu als sie in den Flur lief und den Summer drückte.

»Marten?«, sagte Alisha überrascht als sie die Haustüre öffnete und Marten sich an ihr vorbei in die Wohnung drückte.
Marten schlüpfte aus seinen Nike Schuhen und nickte Mila kurz zu bevor er sich wieder Alisha zuwandte.

»Was ist los?«, Alisha hob skeptisch eine Augenbraue in die Höhe als sie die ernste Miene auf seinem Gesicht sah.

»Können wir unter vier Augen reden«, räusperte er und warf Mila einen deutlichen Blick zu. Mila verstand sofort und schnappte sich ihre Sachen bevor sie ihren Stuhl zurück schob und aufstand.

»Ich muss sowieso los. Ich melde mich bei dir«, sagte sie und drückte Alisha einen Kuss auf die Wange bevor sie ihre Schuhe anzog und verschwand.

Alisha bot Marten einen Platz in der Küche an und holte ein sauberes Glas aus dem Schrank.

»Worüber wolltest du reden?«, fragte Alisha und füllte Marten's Glas mit Cola bevor sie sich hinsetzte.

»Ich hätte es dir eigentlich schon letzte Woche sagen sollen aber John wollte nicht das du es weist«, sagte Marten und sah zu Alisha.

»Was sollst du mir nicht sagen?«, fragte sie und verschränkte ihre Arme ineinander.

»John sitzt in U-Haft«, sagte Marten.

Alisha riss ungläubig die Augen auf und dachte sie hätte sich verhört.

»Was?«, sagte sie als sie zu Wort fand.

»Flipp nicht aus okay? Ihm geht's gut aber er hat scheiße gebaut«, versuchte Marten sie zu beruhigen und stand ebenfalls auf.

Alisha hatte gar nicht bemerkt das sie mittlerweile stand und nicht mehr auf ihrem Stuhl saß.

»Wann? Und vor allem wieso? Marten!«, zischte sie ungeduldig als Marten nicht sofort antwortete.

»Beruhig dich und setzt dich erst mal hin!«, sagte Marten und drückte Alisha auf ihren Stuhl bevor er sich ebenfalls wieder setzte und sich eine Zigarette anzündete.

»Was ist denn passiert?«, hakte Alisha erneut nach.

»Weist du noch als er letzte Woche bei dir war wegen Ty?«, fragte Marten woraufhin Alisha nickte.

»Wir waren danach noch zusammen auf dem Kiez und sind wie immer durch die Straßen gelaufen. Ich musste kurz in den Club bevor wir weiter in meinen Laden sind. Auf dem Weg trafen wir auf eine betrunkene Gruppe die einen auf dicke Hose machten. Sie pöbelten rum und fingen an uns zu beleidigen«, sagte Marten und machte eine kurze Pause um an seiner Zigarette zu ziehen.

»Es ging die ganze Zeit so weiter. Wir warfen uns Beleidigungen zu und irgendwann eskalierte es komplett. John schlug als erstes zu und ich hinterher. Es wurde einfach zu einer Massenschlägerei und irgendeiner hatte dann die Bullen gerufen. Sie nahmen John, mich und die anderen Jungs direkt mit ohne das wir überhaupt was sagen konnten«, erzählte Marten zu Ende.

»Das ist doch ein Scherz oder? Ihr veranstaltet eine Massenschlägerei? Denkt ihr überhaupt mal nach?!«, zischte Alisha wütend.

Sie konnte nicht fassen das John und Marten so leichtsinnig waren. Vor allem Marten! Alisha hätte gedacht, dass wenigstens er reif genug wäre und sich nicht auf so eine leichte Provokation einlassen würde.

»Und wieso ist John in U-Haft und du nicht? Versteh mich nicht falsch aber hast du nicht mehr Probleme mit der Polizei wegen deinem Laden?«, sagte Alisha.

»Mein dummer Cousin wollte den Älteren raushängen lassen und hat alles auf sich genommen. Die Typen haben nur John angezeigt und mich oder die anderen Jungs vom Kiez aus der Sache rausgelassen. Wahrscheinlich weil sie wissen wie viel Geld Bonez besitzt. Aufjedenfall hat der Richter vor einigen Tagen ein Haftbefehl auf John erlassen«, seufzte Marten schuldbewusst.

»Ich fasse es einfach nicht! Wieso machst überhaupt du da mit? Warst du nicht der vernünftige von euch beiden? Man John ist Vater und du erwartest genauso ein Kind Marten! Was soll ich Tyga erzählen?!«, sagte Alisha und musste erstmal eine Rauchen.

»Eigentlich wäre er ganz fein aus der ganzen Sache rausgekommen-«

»Aber?!«, unterbrach Alisha Marten.

»Der Idiot fährt die ganze Zeit ohne Führerschein und ist seit Monaten immer wieder auffällig gewesen. Die Bullen achten auf jeden Schritt bei John und jetzt haben sie ihn an den Eiern«

»Und was passiert jetzt?«, fragte Alisha verzweifelt.

»Es kommt höchstwahrscheinlich zu einer Anklage. Unser Anwalt versucht alles mögliche aber ich denke John wird erstmal in U-Haft bleiben«, zuckte Marten mit den Schultern,

»Und wie lange? Kann ich ihn wenigstens besuchen?«, fragte Alisha.

»Ich denke bis zu sechs Monaten können sie ihn in U-Haft halten«, sagte Marten und legte entschuldigend seine warme Hand auf Alisha's.

»Sechs Monate? Was erzähle ich bitte unserer Tochter?«, Alisha legte nachdenklich ihr Kopf in ihre Hand und versuchte die aufsteigenden Tränen runter zu schlucken.

»Du kannst ihn jeden Monat besuchen. Tyga kann ihn auch sehen«, sagte Marten aufmunternd.

»Du spinnst doch! Ich möchte nicht das Tyga davon weis und einen Knast von innen sieht«, sagte Alisha empört.

»Okay dann bringst du sie halt zu mir und Aleya. Ich rede mit unserem Anwalt und mache einen Termin für diesen Monat aus Okay? Wenn alles gut läuft dann ist John an Weihnachten wieder bei uns«, sagte Marten bevor er aufstand.

Alisha nickte nur stumm und begleitete Marten noch zur Türe.

»Hier«, sagte Marten und drückte Alisha einen Autoschlüssel in die Hand, «mach dir keinen Kopf Okay? Es wird schon gut gehen«

»Wofür ist der?«, fragte sie und sah auf den Schlüssel.

»John wollte das du seinen Wagen bekommst und ich deine alte Schrottkiste verkaufe«, sagte Marten und forderte nach Alisha's Autoschlüssel.

»Okay«, sagte Alisha und reichte Marten die Schlüssel.

»Du widersprichst ja gar nicht«, sagte Marten grinsend und steckte die Schlüssel ein.

»Hör bloß auf! Ich habe echt keine Kraft dafür«, seufzte Alisha.

»Ich halte dich auf dem laufenden Okay? Wenn was ist dann ruf mich an«, sagte Marten und zog Alisha in eine kurze Umarmung bevor er die Wohnung verließ.

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