Prolog

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- Bevor es wirklich losgeht, möchte ich darauf hinweisen, dass @alessia.trunfio (Instagramname) die Künstlerin ist, die dieses Cover gemalt hat. Außerdem gehören alle Charaktere J.K. Rowling.  Die Handlung ist aber komplett von mir und ich hoffe sie gefällt euch :)

Die Nacht war klar und unheimlich kalt. Die Straße war leer und die letzten Häuser, die den Asphaltweg vereinzelt zwischen in Dunkelheit getauchten Gärten säumten, wurden spärlich von einer einzelnen Straßenlaterne beleuchtet, die vor dem letzten Haus stand. Danach weit und breit Wiesen, die sich an einem Wald entlang wanden. Sämtliche Fensterläden waren geschlossen, es würden noch Stunden vergehen ehe die ersten Bewohner erwachten und der neue Tag anbrach, um die tiefe Dunkelheit zu verdrängen, aber zu diesem Zeitpunkt war die Laterne noch die einzige Lichtquelle. Für einen Moment wurde das Licht verdunkelt, als eine Gestalt, in einen langen, dunklen Mantel mit Kapuze, darunter hindurch huschte. Schwarze Haarsträhnen wehten unter der Kapuze hervor, als die schattenhafte Figur zielstrebig und mit schnellen Schritten der Straße in die Dunkelheit folgte. Der Mantel schlug um ihre Knöchel und in schwarzen Stoff gehüllte Arme zogen den Mantel enger um den Körper, um sich vor der für Ende August ungewöhnlichen Kälte zu schützen. Ein leiser Schlag war zu hören und eine Frauenstimme fluchte leise, als sie stolperte und sich anschließend bückte um das Etwas, das anscheinend durch die Bewegung heruntergefallen war, so schnell wie möglich aufzuheben. Es war ein unauffälliges, in Leder gebundenes Buch und die Nähte am Buchrücken ließen darauf schließen, dass es nach alter Kunst handgefertigt war. Mit einem Gesichtsausdruck, der halb von der großen Kapuze verborgen war und halb sowohl Stolz, als auch eine gewisse Ehrfurcht ausdrückte, schob sie das Buch wieder unter ihren Mantel. Sie ging weiter und bog dann plötzlich abrupt ab, verließ den Weg und wandte sich nach rechts, wo der Wald begann. Inzwischen rannte sie fast. An einem umgekippten Baum, der halb aus dem Wald herausgefallen war, bog sie erneut ab und tauchte in die Dunkelheit des Waldes ein, wo nun nicht einmal mehr das silbrige Mondlicht hinfiel. Die Frau blieb stehen und wühlte in ihrem Mantel, aus dem sie aber nicht das Buch hervorholte, sondern einen schmalen Stab, der in der Dunkelheit kaum auszumachen war. „Lumos!", zischte die Stimme unter der Kapuze hervor und am Ende des Stabes, erschien eine faustgroße Lichtkugel, die den Waldboden in einem Radius von etwa einem Meter um sie herum in helles Licht tauchte. Dann lief sie im gleichen Tempo wie zuvor weiter geradeaus, immer tiefer in den nächtlichen Wald. Kurz darauf gelangte sie zu einer jungen Eiche. Ihre Krone war mit Gewalt zu Boden gedrückt und dort befestigt worden, sodass sie nun eine Art Portal zu bilden schien. Unter dem Bogen blieb die Frau stehen und die verbogenen Zweige warfen im Licht ihres Stabes geisterhafte Schatten in die Nacht. Erneut ertönte die Stimme der Frau, tief und ein wenig heiser, während sie den Stab in ihrer Hand in einer geübten Kurve schwang: „Offenbare!". Vor ihr erschien aus dem Nichts ein Gebilde, das aus reiner Energie zu bestehen schien, eine bläulich schimmernde Halbkugel. Es leuchtete für einen Moment auf und verschwand dann vollständig, gab dafür aber den Blick auf einen alten Brunnen frei, der vorher noch nicht dort gestanden hatte. Ohne einen Moment des Zögerns ging die Frau auf den Brunnen zu und streckte ihre Hand in seine Mitte, wo ein unscheinbarer Holzeimer hing, wie er früher benutzt wurde um Wasser aus den Tiefen zu schöpfen. Sie schloss ihre Hand fest darum, ein weiteres Licht erschien und im nächsten Augenblick war sie verschwunden. Die glockenartige Halbkugel über dem Brunnen leuchtete noch einmal kurz auf und der Brunnen war wieder verschwunden, ohne dass jemand ahnen könnte, was kurz zuvor noch dort gestanden hatte.

Weit von dem idyllischen Dörfchen am Waldrand entfernt, stand ein anderes Haus, ein altes Anwesen, dessen Besitzer ein verbitterter, einsamer, alter Mann gewesen war, bevor er eines Tages einfach verschwunden war. Niemandem war sein Fehlen je aufgefallen und niemand vermisste ihn, sodass auch niemand auf die Idee kam in die Nähe des alten Gemäuers zu kommen. Und doch brannte in dieser ungewöhnlich kalten Sommernacht Licht hinter einem der verschmutzten Fenster. Der Gang, der zur Tür des erleuchteten Zimmers führte, war wie der Rest des Hauses in tiefste Dunkelheit gehüllt. Für den Bruchteil einer Sekunde erschien ein Licht im Gang und auf dem Boden, der seit jeher von Staub und Spinnen regiert wurde, standen plötzlich die schwarzen Stiefel der Frau, die an dem geheimen Brunnen verschwunden war. Einen Moment lang stand die Frau einfach nur da und blickte auf die Tür, die am Ende des Ganges lag. Ein schmaler Lichtstreifen fiel unter der Tür hindurch und der Blick aus ihren Augen, die so schwarz waren wie die Nacht um sie herum, klebte daran und zeigte eine Aufregung, die angesichts ihrer bisherigen Zielstrebigkeit überraschte. Mit bedächtigen Schritten, ging sie auf die Tür zu und hob die Hand, um anzuklopfen, als die Tür nach innen aufflog. Niemand stand an der Tür, der sie geöffnet haben könnte, aber aus dem hinteren Ende des Raumes ertönte eine kalte Stimme, die klang, als zöge man ein Messer über eine Schiefertafel: „Walburga, du bist spät". Die Frau trat ein und drehte sich in Richtung der Person, die gesprochen hatte. Vor ihr stand ein Mann mit einem kahlen, knochenbleichen Schädel. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und blickte in das lodernde Feuer, in einem der alten Kamine, das springende Schatten auf sein langes, dunkles Gewand warf. „Verzeiht, Herr, ich musste leider zu Anfang meiner Reise einige Muggel beseitigen. Es waren viele, eine Art Feierlichkeit, sonst hätte ich Euch niemals warten lassen". Der Mann drehte sich um und musterte sie aus roten Augen, deren Pupillen zu schlangenartigen Schlitzen verzogen waren und fragte: „Hast du es?". Der Atem der Frau, Walburga, beschleunigte sich kaum merklich und sie trat vor: „Ja, Herr". Mit diesen Worten zog sie das kleine Buch aus ihrem Mantel hervor und überreichte es ihm mit gesenktem Kopf. „Dann sei dir verziehen, dir, der treusten meiner Untergebenen", sagte er und würdigte sie dabei kaum eines Blickes. Der stechende Blick, lag fest auf dem Buch, das er nun in den langen dünnen Fingern hielt. „Ich gehe selbstverständlich davon aus, dass ihr eine eigene Fassung besitzt? Wir wollen doch nicht, dass es Unstimmigkeiten oder gar Missverständnisse geben könnte, wenn es... beginnt", fragte er und die roten Augen wanderten von dem Buch hoch zum Gesicht der Frau, die ihre Kapuze mittlerweile abgestreift hatte. Sie war eine Frau mittleren Alters mit tiefschwarzem Haar, das am Ansatz von grauen Strähnen durchzogen war. Auch in ihrem Alter hätte sie noch schön sein können, doch Verbitterung und Hass hatten harte Falten um ihre schmalen Lippen gezogen. Ihre Augen waren so schwarz, dass es zwischen Iris und Pupille unmöglich war einen Unterschied zu erkennen und, wie in denen ihres Herren, lag darin eine eisige Kälte und eine skrupellose Intelligenz, die dort im Schein des Feuers allerdings von einem Hauch von Wahnsinn verdrängt wurde. Walburga lief ein Schauer über den Rücken, als sie dem Blick des Herren standhielt und antwortete: „Natürlich, Herr, wir sind auf alles vorbereitet. Bald kann es losgehen und wenn wir diesen Plan ausgeführt haben, werdet Ihr endgültig nicht mehr aufzuhalten sein. Niemand wird bemerken, dass wir dem Ministerium weit voraus sind und wenn sie es dann bemerken, wird es für diese alte Welt zu spät sein". Der Mann hielt seinen Blick ungerührt auf ihr Gesicht gerichtet. Keine Regung bewegte seine Züge und nichts ließ erahnen, was hinter diesen gnadenlosen Augen vor sich ging. Sein Blick schien nicht einem Menschen zu gelten, sondern einem Werkzeug, von dem er noch nicht sicher war, ob es so funktionierte wie er es wollte. „Du bist in jedem Fall eine talentierte Rednerin. Aber wird das alles sicher so eintreten wie du dir das vorstellst?", fragte er und obwohl er keinerlei Zweifel an ihrem Vorhaben erkennen ließ, war die Drohung in der Frage nicht zu überhören. „Das wird es, wir haben alles durchdacht, dieser Schritt wird uns den entscheidenden Vorteil liefern, der diesen Kampf zu unseren Gunsten beendet, noch bevor irgendwer bemerkt, dass es überhaupt einen gab. Es gibt nur einen kleinen Haken." Der Mann hob den Blick, nicht hektisch, sondern eher warnend, wie eine Kobra, die ihren Kopf aufrichtet und ihr Nackenschild spreizt, bevor sie zubeißt, um ihr tödliches Gift ins Fleisch ihres Opfers zu spritzen. „Und der wäre?", fragte er, in seiner Stimme eine unheimliche Ruhe. „Auf der Kopie, die wir besitzen", begann sie mit fester Stimme, während ihre Beine unter dem langen Gewand zitterten, „lastet der Zwillingsfluch. Das ist bei einem Werk voll solch starker Magie leider unvermeidbar, bedeutet aber, dass wenn eine Fassung zerstört wird, die andere leider mit ihr verbrennt. Aber wir werden dieses Buch mit unser aller Leben beschützen und es besteht nicht die geringste Gefahr, dass irgendetwas schiefgeht. Alles ist perfekt." Der Mann hob den Kopf, drehte sich langsam von ihr weg und blickte wieder ins Feuer. Walburga lechzte förmlich nach seiner Aufmerksamkeit, wartete auf irgendein Zeichen der Bewunderung für ihren genialen Plan. Plötzlich stieß etwas gegen ihren Fuß. Sie unterdrückte einen erschrockenen Aufschrei, als sich eine oberschenkeldicke Schlange zu ihren Füßen über die knarrenden Bodenbretter wand. Zielstrebig schlängelte sie sich auf den Mann am Feuer zu, erhob ihren mächtigen Körper und ringelte sich nahezu liebevoll um dessen Arm nach oben, bis sie über seinen Schultern lag und er scheinbar gedankenverloren über ihre grau braunen Schuppen strich. Als der Mann wieder zu sprechen begann, drehte er sich nicht zu Walburga um, sondern beobachtete weiter die Flammen, die das Holz im Kamin langsam zerfraßen und nichts als Asche zurückließen: „Gut, ich bin sicher ihr werdet mich nicht enttäuschen. Bring sie mir her, ich weiß gern wer meine Pläne ausführt, ganz zu schweigen davon ob sie dafür auch geeignet sind..." Walburga neigte in einer Geste der Gehorsamkeit und des Respekts den Kopf, als sie antwortete: „Natürlich, Herr. Ich versichere Euch, dass sie bereit und treu ergeben sind. Wann immer Ihr es wünscht werde ich sie zu Euch bringen." Der Mann stand weiterhin vor dem Feuer, sein Gesicht den Flammen zugewandt, sodass Walburga das siegessichere Lächeln auf seinem Gesicht nicht sehen konnte. „Das wäre dann alles", meinte er und drehte sich noch einmal in ihre Richtung, deutete ein Nicken an und sagte: „Du kannst jetzt gehen." Walburga neigte noch einmal den Kopf und verließ das Zimmer durch dieselbe Tür, durch die sie den Raum einige Minuten zuvor betreten hatte. Ein leises Plopp ertönte, als sie draußen disapparierte und der Mann und seine Schlange waren allein. „Ach Nagini", sprach er gedankenverloren zu der Schlange, „schon bald sitzen wir nicht mehr in diesem widerlichen Muggelhaus, schon bald bin ich der Mächtigste, ein Herrscher wie es nie zuvor einen gegeben hat. Unser Sieg naht und schon bald werden wir uns erheben."




James  Potter und die Rumtreiber - Der geheime PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt