5. Kapitel - Neuer Mitbewohner

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Als Peter, James und Sirius, nach der heiklen Erkundungstour in der Nacht, im Morgengrauen wieder in ihren Betten lagen, war an Schlaf nicht mehr zu denken. James fühlte sich an eine ähnlich aufregende Nacht etwa drei Jahre zuvor erinnert. Er war acht Jahre alt gewesen und war, wie in dieser Nacht, aufgewacht, weil er Hunger hatte. Er war hinunter in die Küche gegangen und hatte sich gerade am Müslivorrat bedient, als plötzlich sämtliche Lichter erloschen. Er erinnerte sich Geräusche gehört zu haben, lange Schatten, die über die Wände gehuscht waren. Ängstlich hatte er sich zusammengekauert in der Hoffnung, dass falls etwas hier wäre, es ihn nicht bemerken würde. Aber dann hatte er sich erinnert wer er war und vor allem was er war. Eine Entschlossenheit war in ihm aufgewallt und in diesem Moment, waren einige Kerzen auf der Kommode entflammt und hatten den langen Weg zur Treppe beleuchtet. Als er erkannte, dass er das getan hatte, schlug die Angst in Euphorie um und er konnte nicht anders, als mehr auszuprobieren und seine angeborenen Fähigkeiten auszutesten. Schließlich war er so weit, dass er, unter großer Anstrengung, ein halbes Dutzend Kerzen schwebend vor sich her steuern konnte, auch wenn das dann schon lange nicht mehr nötig gewesen war, da die Sonne bereits langsam aufging. Er war in sein Zimmer zurückgekehrt und hatte trotz seiner Erschöpfung nicht mehr schlafen können. Ganz ähnlich fühlte er sich jetzt. James und seine neuen Freunde waren in ihrer ersten Nacht drauf und dran gewesen sich in wirklich große Schwierigkeiten zu bringen und hatten dabei etwas entdeckt, was kein Schüler hatte bemerken sollen. Ein Geheimnis in Form eines schmächtigen, mitgenommenen Erstklässlers. Sirius und Peter kannte er noch nicht lang, aber lang genug, um zu wissen, dass es ihnen genau so ging. In Gedanken versunken starrte James an die Decke seines Himmelbettes. Was war das für eine Ausnahmesituation, dass die Lehrer so ein Geheimnis daraus machten? Warum hatte der Lehrer, dessen Namen sie nicht kannten, Dumbledore unbedingt davon abbringen wollen den Jungen auf diese Schule gehen zu lassen? Und was war mit dem Gesicht des Jungen passiert? Ab und zu schielte er zu Sirius und Peter hinüber. Peter stellte sich schlafend, blinzelte aber alle paar Minuten zu seinen Freunden hinüber, während Sirius durch das Fenster den Sonnenaufgang betrachtete oder den neuen Jungen im Bett neben sich unauffällig beobachtete. Er war so vorsichtig, weil der andere Junge, da war sich James sicher, selbst kein Auge zubekam. Die Minuten schlichen dahin und wurden zu Stunden, die sich dehnten wie das Endlos-Kaugummi aus dem Honigtopf, dem magischen Süßigkeiten-Laden in Hogsmeade. Irgendwann, als sie Sonne schon vollständig über dem Horizont aufgetaucht sein musste, fiel das Licht durch das nach Osten ausgerichtete Fenster, sodass die ersten Schüler durch die Helligkeit geweckt wurden. Nach und nach schien der Schlafsaal der Jungen zum Leben zu erwachen, Gespräche begannen und manche standen sogar schon auf. Nun konnten sich endlich auch James, Peter und Sirius wieder normal verhalten. Sie trafen sich in der Mitte, das bedeutete so viel, wie das sich Peter und Sirius einfach auf James Bett quetschten. James sah unauffällig über Sirius Schulter, um den Neuen zu beobachten. Auch er war mittlerweile „aufgewacht" und schien sich der Menge so gut es ging anzupassen, um möglichst wenig aufzufallen. Er tat James leid, der Arme hatte gestern, was immer auch passiert war, vermutlich auch keinen leichten Tag und erst recht keine erholsame Nacht gehabt. „Was machen wir?", fragte Peter unsicher, „sollen wir ihn irgendwie ansprechen oder ihn ignorieren?" „Ich schlage vor, wir gehen mit ihm um, wie man das mit Neuen halt so macht", verkündete Sirius und zuckte die Schultern, als wäre das seiner Ansicht nach selbstverständlich. „Und das wäre?", fragte Peter, immer noch sichtlich verwirrt. James antwortete statt Sirius: „Also ich schätze mal wir gehen auf ihn zu, unterhalten uns ein bisschen, laden ihn ein beim Essen bei uns zu sitzen – wenn er nicht komplett unerträglich ist, versteht sich – und geben ihm Insidertipps, die wir jetzt zugegebenermaßen selbst noch nicht haben, aber du weißt schon was ich meine." Sirius nickte und Peter schlug vor: „Jetzt gleich?" „Ähm nein, Peter wir sind keine gruseligen Freaks die jeden beobachten und irgendwen den sie noch nicht kennen sofort ansprechen und belagern! Wir warten einfach ganz entspannt den Tag ab, behalten ihn ein bisschen im Auge, treffen in der großen Halle zufällig auf ihn und laden ihn nach ein bisschen Gerede darüber, dass wir ihn gestern gar nicht gesehen haben ein bei uns am Tisch zu sitzen. Klar?", erklärte Sirius. Peter nickte und sah ins Leere als stelle er sich den genauen Ablauf bildlich vor und sagte: „Klar." „Na dann kann ja nichts mehr schief gehen", kommentierte James grinsend und sprang aus dem Bett. Er wollte so früh wie möglich zum Frühstück, denn nun kehrte der schreckliche Hunger der letzten Nacht zurück. Auch die anderen Jungs schienen schon Hunger zu verspüren, denn kurz darauf, machte sich eine große, zusammengemischte Gruppe auf den Weg nach unten. Unter ihnen befanden sich auch James, Sirius und Peter und James registrierte, dass der Neue die Gelegenheit ergriffen hatte unauffällig aus dem immer leerer werdenden Schlafsaal zu entkommen. Auf dem Weg nach unten dünnte die Gruppe langsam ein wenig aus, denn vielen ging es so, wie es auch James und Peter ohne Sirius ergangen wäre: Sie verloren sich in abzweigenden Gängen und sich unkontrolliert bewegenden Treppen. Das Trio hingegen fand sich bald vor den Türen der großen Halle wieder, die zuvor von einem der Lehrer geöffnet worden sein mussten. Darin saßen schon einige Schüler und auch der Neuankömmling hatte sich offenbar problemlos zurechtgefunden. Er musste über einen äußerst wachen Verstand verfügen, wenn er sich im Morgengrauen nach einer langen Nacht noch einen so komplizierten Weg einprägen konnte. Er kam kurz nach ihnen an, da er vermutlich, wie einige Stunden zuvor, den Umweg über die Krankenstation gemacht hatte. Als er eine Treppe, gegenüber der geöffneten Flügeltüren, herunterkam, standen Sirius, Peter und James in einem kleinen Kreis in der Nähe der Türen. James fuhr seine Stimme zum Flüsterton herunter und sagte an seine beiden Freunde gewandt: „Wie siehts aus? Gehen wir Schritt 1 des Neuling-Integrierungsprogramms an?" Die beiden nickten und sie drehten sich um. Sirius übernahm die Führung, passte den richtigen Moment ab um loszulaufen und traf den Neuen so genau im Eingang zur großen Halle. Peter und James folgten ihm. „Oh, hallo!", sagte Sirius an den fremden Jungen gewandt, als wäre es reiner Zufall, dass sie ihn hier trafen. „Hi", grüßte dieser zurück und lächelte überrascht. Wenn er lächelte, blitzten seine Augen, die sonst durch sein etwas heruntergekommenes Äußeres ein wenig stumpf wirkten. „Du schläfst im Bett neben mir kann das sein?", fragte Sirius grinsend. Der Junge kniff leicht die Augen zusammen, blickte Sirius Gesicht an als würde er sich konzentrieren und antwortete dann: „Ja, ich glaub schon" Dabei war James sich ziemlich sicher, dass er sich jedes Gesicht in Sichtweite genauso eingeprägt hatte wie den Weg quer durch das ganze Schloss. Auch er hatte ja den ganzen Morgen genug Zeit gehabt, sich alles genau anzusehen. „Witzig, wir haben dich gestern Abend gar nicht gesehen", sprach James weiter und stellte sich neben Sirius, während er den Neuen freundlich anlächelte. „Ja, ich... kam etwas später. Ist eine lange Geschichte", antwortete er und blickte bei diesen Worten grinsend zu Boden, als sei das eine ganz lustige Sache gewesen. „Klingt interessant", sagte James, „Ich bin übrigens James und das sind Peter" – Peter hob grüßend die Hand und lächelte ihn an – „und Sirius". „Nett euch kennenzulernen, ich bin Remus", fügte er hinzu und Sirius wies auf den Gryffindor-Tisch in der großen Halle: „Da wir jetzt schon mal alle hier sind, kannst du dich zum Essen zu uns setzen, wenn du willst." „Klar, gerne", antwortete Remus und lächelte erfreut. „Na dann, lasst uns mal gehen", mischte sich Peter nun ein, „ich hab 'nen Mords-Kohldampf!" Frag mich mal, dachte James und sie gingen zusammen in den, sich allmählich füllenden Speisesaal.

James  Potter und die Rumtreiber - Der geheime PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt