Wie betäubt liefen die vier Jungen leise zurück zum Spielfeld, schlichen unter der Tribüne hindurch und zurück auf ihre Plätze, wobei sie einen kleinen Umweg machten, um der Freizeitaurorin, der sie erzählt hatten, dass sie etwas zu essen holen wollten, nicht noch einmal zu begegnen. Sie ließen sich auf ihren Plätzen nieder und beobachteten, wie die vierzehn Spieler umeinander herumzischten und sich gegenseitig die Bälle abnahmen. Der Sucher hatte noch immer nicht die Strategie gewechselt, aber immerhin lag Gryffindor in Führung. Trotzdem war keiner von ihnen so richtig bei der Sache, geschweige denn in der Lage sich auf das Spiel zu konzentrieren. Was ging da vor sich? Eine Verschwörung direkt vor ihrer Nase? James verspürte das dringende Bedürfnis allein mit seinen Freunden zu sprechen, aber es würde auffallen, wenn sie sich schon wieder verzögen. Er wechselte einen Blick mit Sirius und sah ihm an, dass es ihm genauso ging wie James. Da nahm James auf dem Feld plötzlich eine ruckartige schnelle Bewegung war und im nächsten Moment brach ohrenbetäubender Jubel los. Er sah sich verwirrt um, aber um ihn herum jubelte niemand. Dafür aber die andere Seite der Tribüne, auf der die Slytherins in Wallung gerieten, Fahnen schwenkten, schrien und gehässiges Gelächter hören ließen. Dann erkannte James auch warum. Der Sucher im grünen Umhang stand fest auf dem Boden und reckte die Hand in die Luft. Seine Hand war zu einer festen Faust geballt und James konnte zarte Flügel erkennen, die seitlich daraus hervorschauten und hektisch flatterten. Er hatte den Schnatz gefangen. Slytherin hatte gewonnen. James stöhnte auf. Das war nun wohl der Tiefpunkt seiner Laune. Die Gryffindors verstummten und die Enttäuschung war förmlich greifbar. Trotzdem akzeptierten alle wohl oder übel Slytherins Sieg und begannen sich langsam von der Tribüne hinunter zu schieben. Peter stupste James von der Seit an und nickte in Richtung der Slytherin-Mannschaft, die sich auf den Weg zu den Umkleiden machte. Das konnte James' Stimmung doch ein winziges Bisschen heben. Würde es funktionieren? Die sieben Jungen verschwanden durch die Tür unter dem Schlangenwappen und eine Zeit lang geschah gar nichts und es war still, abgesehen vom Rumoren und Murmeln der Menge, die sich langsam verzog und dem weiter anhaltenden Jubeln der Slytherins. Dann hörten sich plötzlich erschrockene Schreie und kurz darauf wurde die Tür aufgestoßen und die Mannschaft stürmte heraus, während sie sich die Säume ihrer Umhänge über Mund und Nase pressten. Das, was sie vom Gesicht des Kapitäns sehen konnten, wirkte ziemlich grün. James und Sirius brachen in lautes Gelächter aus. Der Anblick, wie diese arroganten Würmer sich würgend krümmten und das Gesicht zu angeekelten Grimassen verzogen, war einfach unbezahlbar. Remus stieß sie unsanft an, um sie zum Schweigen zu bringen, wobei er sich selbst kaum das Lachen verkneifen konnte, während Peter ebenfalls losprustete und versuchte, sich selbst den Mund zuzuhalten. Dann brach Verwirrung auf der Tribüne aus. Als die anderen Gryffindors begriffen, was passiert sein musste, begannen alle um sie herum zu lachen und dann mussten sich auch Remus und Peter nicht mehr zurückhalten. Die Slytherins waren sowohl entsetzt, als auch zutiefst empört. Laute Beschwerden brachen auf der anderen Seite der Tribüne los und alle sahen sich wütend um, als wären sie schon auf der Suche nach dem Schuldigen. Sie sahen, wie Madame Hooch zum Slytherin-Team lief und mit einem der Jungen redete, der sich annähernd normal verhielt. Sie hörte ihm zu, als er in wenigen Sätzen etwas erklärte und dann ging sie mit ihm zur Tribüne zurück. Das sah nach Ärger aus. Aber das war ihnen vorher klar gewesen und das war es auf jeden Fall wert, denn so war die Niederlage für Gryffindor doch noch zu einem Sieg geworden und die allgemeine Stimmung des ganzen Hauses war deutlich besser geworden. Die Freunde beschlossen allerdings sich schnell zu verziehen, um nicht mit einem Lehrer aneinander zu geraten, solang es sich irgendwie vermeiden ließ. Unauffällig schoben sie sich durch die Menge, was nun deutlich einfacher war, da alle anderen auch standen und sie so nicht mehr wirklich auffielen. Dann gingen sie betont langsam über die Wiese, um nicht verdächtig zu wirken, um das Schloss herum und betraten es durch das Eingangsportal. Und von der Eingangshalle aus, machten sie sich so schnell wie möglich auf den Weg zum Gryffindor-Turm, wo sie sich in ihre inzwischen angestammte Sitzecke, etwas abseits von den anderen, fallen ließen. Sie sahen einander an und ohne ein Wort zu sagen fingen sie wieder an zu lachen. „Das war das Beste, was heute hätte passieren können!", brachte James hervor und rückte seine Brille gerade, die während seinem Lachkrampf merklich in Schieflage geraten war. „Allerdings!", rief Sirius unter Tränen, „Habt ihr Perkins Blick gesehen?" Egal welchen Ärger sie bekommen würden, mehr Spaß hätten sie kaum haben können und wer weiß, es musste ja nicht unbedingt herauskommen, dass sie es gewesen waren oder? Allmählich füllte sich der Gemeinschaftsraum und obwohl sie das Spiel verloren hatten, herrschte vergnügte, ausgelassene Stimmung. Vor allem amüsierten sich alle königlich und sie ernteten großes Gelächter, als James und Sirius die besten Gesichtsausdrücke nachstellten. Den Rest des Tages verbrachten sie draußen am See. Die Sonne schien und es war für den Tag, an dem die Herbstferien begannen noch angenehm warm. Die Freunde machten sich an ihrer Lieblingsstelle breit, am See, und besprachen die Ereignisse des Tages. Für den Riesenkraken hatten sie aus der geheimen Küche einiges an Fisch abgestaubt und zusätzlich noch ein paar Reste von dem Hähnchen, das es am Tag zuvor zum Abendessen gegeben hatte. Der Krake tauchte fast sofort auf, schnappte sich seine delikaten Geschenke und verschwand wieder unter der Wasseroberfläche. Allerdings sahen sie ab und zu einen Arm aus dem Wasser schauen, anscheinend tauchte er nicht mehr ganz so weit ab – er schien inzwischen zu erkennen, wenn sie da waren und hatte wahrscheinlich die Hoffnung, dass sie noch mehr Essen für ihn hatten. Leider mussten sie ihn enttäuschen, das war alles, was sie bei sich hatten. Also ließen sie sich nieder, zogen Schuhe und Strümpfe aus und ließen die Füße im kalten Wasser baumeln. „Könnt ihr euch erklären was das alles soll? Diese Heimlichtuerei und dieses Aufführen, als ginge es um die Rettung der Welt?", fragte Remus und starrte auf die dunkle Wasseroberfläche, als könnte er in der Spiegelung der zarten Wolken am Himmel die Antworten auf all die ungeklärten Fragen erkennen, wenn er sie nur konzentriert im Auge behielt. „Ich habe keine Ahnung", gestand James und für seinen Geschmack benutzte er diesen Satz viel zu oft, „aber genauso war es auch, als Bellatrix mit Hawk gesprochen hat, genau das gleiche Verhalten." James bemerkte, wie Sirius neben ihm kaum merklich zusammenzuckte. Obwohl Sirius es nicht wahrhaben wollte, störte es ihn doch, dass seine Familie an, was auch immer es war, beteiligt war. „Willst du drüber reden?", fragte James Sirius unvermittelt und auch wenn Peter neben Remus ein verwirrtes Grunzen von sich gab, wusste Sirius genau was er meinte. Er seufzte und ließ seinen Blick über die weite Oberfläche des Sees schweifen, als denke er nach. „Wisst ihr", begann er, „es ist wirklich nicht so, dass ich enttäuscht bin oder traurig, weil meine Familie da mit drinsteckt. Ich habe nicht an sie geglaubt oder noch irgendeine Art von Zuneigung für sie empfunden." Nachdenklich hielt er einen Moment inne, als wäre er sich nicht ganz sicher, ob das wirklich wahr sei. Dann schien er zu dem Schluss zu kommen, dass es so war und fuhr fort: „Es ist so, dass ich mich einfach am liebsten gar nicht mit ihnen auseinandersetzen würde, aber das scheint ja unmöglich zu sein. Außerdem bin ich irgendwie wütend, einfach, weil ich mit ihnen verwandt bin und will daran einfach nicht immer wieder erinnert werden." Remus, James und Peter schwiegen. Sie wollten ihn in Ruhe ausreden lassen und sie alle wussten, dass es dazu gerade sowieso nichts zu sagen gab. „Aber...", begann er erneut und für einen Moment wirkte der intelligente, witzige, selbstbewusste Sirius unglaublich verletzlich. Dann schien er sich wieder unter Kontrolle zu haben und schüttelte den Kopf, nicht wegen ihnen, sondern wegen sich selbst und sagte: „Ach was, vergesst es einfach." Er holte schon Luft, um das Thema zu wechseln aber Remus unterbrach ihn: „Aber was?" Sirius sah ihn überrascht an, dann blickte er wieder auf den See und antwortete: „Gar nichts." „Das stimmt nicht", sagte Remus und klang absolut überzeugt, aber dennoch einfühlsam. Auch James war der Meinung, dass Sirius noch etwas auf der Seele hatte, etwas, das schwerwiegender war und ihm deutlich mehr zu schaffen machte, als alles andere, was er ihnen gesagt hatte. „Aber was?", fragte Remus nochmal, diesmal deutlich sanfter, „Du kannst es uns erzählen, wir sind deine Freunde..." Seine Stimme erstarb langsam und er senkte den Kopf. Anscheinend war ihm unverhofft sein eigenes Geheimnis wieder in den Sinn gekommen. Auch James musste daran denken und an dem Blick, mit dem Sirius Remus bedachte, erkannte James, dass es ihm genauso ging. Remus sah schuldbewusst aus und James beobachtete, wie es hinter Sirius dunklen Augen arbeitete, während sein Blick weiterhin auf Remus gesenktem Kopf lag. „Ich habe Angst", sagte er dann unvermittelt. Er sprach nicht laut, aber sie alle hatten ihn verstanden und sahen ihn wieder an. Nicht fordernd, sondern abwartend, ob er weitersprechen würde. Sie mussten nicht fragen wovor, wenn er es ihnen sagen wollte, würde er es sagen, er kannte seinen Freund schon gut genug, um zu wissen, dass es eh keinen Sinn hätte ihn zu etwas drängen zu wollen. Sirius schluckte. „Ich habe Angst, dass ich irgendwann doch noch so werde wie sie, dass ich am Ende doch einer von ihnen bin." „Das bist du nicht", sagte James. Es kam ohne Vorwarnung, ohne dass er darüber nachdachte und seine Stimme klang hart und entschlossen. „Du bist nicht so wie die und das wirst du auch nie sein." Sirius hob den Kopf und sah ihn an. Da war sie noch immer, diese Verletzlichkeit. Es tat ihm weh seinen Freund so zu sehen. „Ach ja?", fragte er und klang beinahe wütend, „Warum nicht? Was, wenn ich am Ende gegen meine Gene einfach nicht ankomme?" „Zum Teufel mit den Genen!", rief James, „Das interessiert doch keinen, du verhältst dich total anders als sie! Deine Gene machen dich nicht zu dem, der du bist!" „Doch, genau das tun sie!", rief Sirius nun, er wirkte verzweifelt und James wusste, dass Sirius nicht wütend auf ihn war, sondern auf sich selbst, auf seine Schwäche, auf seine Familie. Er hatte jeden Grund auf seine Familie wütend zu sein, James konnte nur erahnen, wie er sich fühlen musste, aber er konnte nicht zulassen, dass Sirius Angst vor sich selbst hatte und wütend war, weil er eine Schwäche zeigte. Seine Stimme wurde ruhig, aber nicht weniger entschlossen. „Wenn das so ist, warum hat der sprechende Hut dich dann nach Gryffindor gesteckt?" „Weil...", rief Sirius, seine Stimme stockte und er warf verzweifelt die Hände in die Luft, „Keine Ahnung!" „Weil du anders bist, als der Rest deiner Familie, die alle in Slytherin vergammeln, bis sie so grün sind wie ihre hässliche Schlange." Das entlockte Sirius sogar ein Grinsen und James war erleichtert. Sirius schüttelte den Kopf und sein Grinsen wurde breiter. Es schien, als sei sein Selbstbewusstsein auf einen Schlag zurückgekehrt. „Dagegen komme ich wohl nicht an, wenn du so ein Argument aus dem Hut zauberst!", sagte er und grinste sie an, als hätte er gerade den Witz des Jahrhunderts gebracht. Remus schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und schüttelte den Kopf, während Sirius, James und Peter aus vollen Hals zu lachen begannen. „Danke, Leute", sagte Sirius, als sie sich wieder erholt hatten, und lächelte unsicher, „Wisst ihr, ihr seid die ersten Menschen, denen ich wirklich richtig vertraue und bessere Freunde könnte ich mir echt nicht wünschen. Weshalb uns ein gewisser Jemand in dieser kleinen, fröhlichen Runde vielleicht auch noch was mitteilen möchteeeee?", fragte er und schraubte die Tonlage seiner Stimme langsam nach oben, als sein Blick zu Remus wanderte und auf ihm liegen blieb, während er von einem Ohr zum anderen zu grinsen begann. Remus lächelte spöttisch, hob eine Augenbraue und sagte: „Vergiss es, Sirius." „Verdammt!", rief Sirius grinsend aus und wandte den Blick ab. „Ich dachte, jetzt hätte ich dich geknackt, aber ich muss zugeben, du bist eine ziemlich harte Nuss!" Remus schüttelte grinsend den Kopf, legte sich rücklings auf die Wiese, schloss die Augen und ließ die Sonne auf sein Gesicht scheinen. James und Sirius taten es ihm gleich. Nur Peter blieb aufrecht sitzen und James bemerkte, dass er unruhig auf seiner Unterlippe herumkaute und nachdenklich auf den See hinaussah. James stützte sich auf seine Ellenbogen, sah Peter stirnrunzelnd an und fragte: „Alles okay Peter?" Dieser wandte ihm den Blick zu und sah beinahe schuldbewusst aus. Dann sah er wieder auf den See und antwortete: „Alles gut, es ist nur... Mir geht dieser mysteriöse Plan nicht aus dem Kopf, ich verstehe einfach nicht im Geringsten was das alles soll." Dann sah er zu Sirius hinüber, der immer noch im Gras lag und ihnen mit geschlossenen Augen zuhörte und fügte hinzu: „Aber wir müssen da jetzt wirklich nicht drüber reden." „Nein, nein", sagte Sirius, öffnete langsam die Augen und richtete sich ebenfalls ein wenig auf. „Ich finde das wirklich nicht schlimm, wir müssen sogar darüber reden. Wir sind die Einzigen, die darüber Bescheid wissen, also sind wir auch die Einzigen, die sie aufhalten können", sagte er, in so beiläufigem Ton, als hätte er verkündet, als hätte er gehört, dass es in den nächsten Tagen anfangen sollte zu regnen. „Bitte was?", fragte Peter entgeistert, „Wir hatten eine Abmachung mit Hawk, von Aufhalten war nie die Rede, ich dachte das war dann alles!" James legte die Stirn in Falten. Er hatte ehrlich gesagt noch nie weiter darüber nachgedacht, was sie denn nun mit ihrem Wissen machen sollten, außer Hawk davon abzuhalten, sie von der Schule schmeißen zu lassen. Für Sirius schien es ganz selbstverständlich, dass sie etwas gegen die Machenschaften der Blacks und Hawks unternehmen mussten. „Was? Natürlich nicht!", antwortete Sirius und wirkte genauso überrascht wie Peter, „Wenn Dumbledore bei dem Plan dazwischenfunken würde, dann kann es offensichtlich nicht zum Wohl der Schule oder – wer weiß – der ganzen Zaubererwelt sein! Wir können nicht zu Dumbledore, weil Hawk dann alles abstreiten und uns auffliegen lassen würde, aber wenn wir ihn aufhalten, bemerkt wahrscheinlich niemand, dass es überhaupt einen Plan, beziehungsweise eine Erpressung unsererseits gegeben hat. Oder wir fliegen beim Verhindern des Plans auf und werden als Helden gefeiert", fügte er noch hinzu und sah dabei in die Ferne, als sähe er sie schon vor sich, wie sie, von der ganzen Schule umjubelt in der großen Halle standen und den Hauspokal hielten, der am Ende des Schuljahrs dem Haus mit den meisten Punkten überreicht wurde. James musste zugeben, dass auch er dieser Vorstellung einiges abgewinnen konnte. Peter nickte unsicher, als verstehe er was Sirius meinte, aber noch nicht ganz sicher war, was er davon halten sollte. „Ich sehe das ehrlich gesagt genau wie Sirius", mischte James sich ein, „Wir können nicht einfach rumsitzen und nichts tun, wenn wir die einzigen sind, die die Chance haben etwas zu tun." Er und Sirius nickten einander zu und sahen dann Remus fragend an. Der schien ihre Blicke zu spüren öffnete die Augen und stützte sich auf den linken Ellenbogen, sodass er James und Sirius zugewandt war. „Denk ich auch. Wir müssen zuerst herausfinden, worum es bei dem Plan überhaupt geht. Wenn wir erfahren, dass dabei irgendjemand zu Schaden kommen könnte, müssen wir auf jeden Fall was machen", sagte er und seine Brauen waren zusammengezogen, sodass er, anders als sonst, sehr ernst wirkte. James und Sirius nickten. Dann richteten alle ihre Aufmerksamkeit auf Peter. „Ihr habt ja recht", murmelte er, „Wir müssen etwas unternehmen und das werden wir auch". Nun da sie sich alle einig waren, verfielen sie in Schweigen und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. In ihren Köpfen formten sich Theorien, die weiterwuchsen, sich entwickelten und dann wieder zu Staub zerfielen. Einige davon sprachen sie aus und gingen gemeinsam mögliche Folgen der verschiedenen Szenarien durch. Remus kramte einen Zettel und einen Stift aus seiner Tasche hervor und begann einige ihrer Ideen festzuhalten. Mehrere Stunden verbrachten sie so, bis es langsam zu dämmern begann. Ab und zu streckte der Riesenkrake einen seiner Arme aus dem Wasser und richtete diesen nach dem Wind. Im Licht der sinkenden Sonne sah James, dass seine Saugnäpfe dunkle Öffnungen besaßen, die sich kaum merklich dehnten und wieder zusammenzogen. Es sah fast aus, als könne er mit seinen Armen riechen, als würde er versuchen noch mehr Essen aufzuspüren. James musste bei dem Anblick lachen und stellte sich die großen glasigen Augen, die sie in einigen der Bücher gesehen hatten, rund vor wie die eines Hundewelpen, der verzweifelt auf ein Leckerli hofft. Bald würden sie wieder nach drinnen gehen müssen, kein Schüler durfte sich nach Sonnenuntergang mehr außerhalb des Schlosses aufhalten. Weit entfernt sahen sie die letzten Schüler über die Wiese laufen, wo sie mit dem Hogwartsexpress nachhause zu ihren Eltern fahren würden. Langsam waren ihnen die Ideen ausgegangen und sie starrten nur noch nachdenklich auf die immer dunkler werdende Wasseroberfläche. Dann kam James etwas in den Sinn, an das er gar nicht mehr gedacht hatte. Sie hatten die ganze Zeit größtenteils über die Unterhaltung während des Quidditsch-Spiels nachgedacht, aber wenn er sich an die erste Unterhaltung erinnerte, die sie belauscht hatten, dann gab es noch einen anderen wichtigen Faktor, dem sie noch auf den Grund gehen mussten. Bei der Erinnerung hörte James wieder Bellatrix' ehrfürchtige Stimme in seinem Kopf: „Mit ihm ist auch alles abgestimmt." Wer war er? Wenn sie das herausfinden könnten, wären sie der Wahrheit vielleicht schon ein gutes Stück näher. James erzählte seinen Freunden von seinem Gedanken. Sirius legte nachdenklich die Stirn in Falten, als wäre das etwas in seinem Hinterkopf, das er einfach nicht zu fassen bekam. „Fällt dir dazu irgendwas ein?", fragte James Sirius neugierig. Sirius nickte angestrengt, er schien tief in seinen Erinnerungen zu graben, nach einem winzigen Detail unter hunderten zu suchen. Dann hellte sich sein Blick auf und er schnappte nach Luft. „Aber natürlich!", rief er. Dann verdunkelte sein Blick sich wieder, als hätte er sich zwar erinnert, aber als wäre diese neue Information alles andere als gut. „Was?", fragte Remus und beugte sich aufmerksam vor. „Ich kann mir eigentlich nur einen vorstellen, von dem sie so ehrfürchtig reden, von dem jeder von ihnen weiß, wer gemeint ist", begann Sirius und aus irgendeinem Grund lief James ein Schauer den Rücken hinunter. Drückende Stille schien plötzlich in der Luft zu hängen und James meinte auf einmal keinen einzigen Vogel mehr singen zu hören, als wäre mit dem Gedanken in Sirius Kopf eine dunkle Präsenz auf Hogwarts Ländereien erschienen. „Wer?", fragte Peter atemlos. Sirius hob den Blick und seine Augen schienen dunkler als sonst. „Sie nenne ihn den dunklen Lord. Ich habe bei mir zuhause die eine oder andere Unterhaltung mitbekommen, es scheint als wäre meine ganze Familie ihm treu ergeben. Er ist der Anführer von einer irgendeiner Gruppe, aber ich habe keine Ahnung was die genau machen, genau die gleiche Heimlichtuerei, die auch Bellatrix andauernd abzieht. Die scheinen hauptsächlich im Untergrund irgendwelche Aktionen durchzuziehen. Ich habe noch nie was Offizielles gehört und es ehrlich gesagt einfach immer für einen verrückten Verein voller Fanatiker gehalten, aber es gibt Gerüchte über ihn, diesen Anführer. Ich habe keine Ahnung, wie sein Name ist, meine Familie nennt ihn den dunklen Lord und die paar mal, die ich in der Nokturngasse war, und gemunkelte Gespräche aufschnappte, nannten sie ihn Du weißt schon wer." „Du weißt schon wer?", fragte Peter skeptisch. Sirius nickte nur. „Warum hast du uns davon denn nicht schon früher erzählt", rief Remus, „Das klingt absolut nach dem Typen von dem Bellatrix gesprochen hat!" Sirius zuckte ein wenig schuldbewusst die Schultern und antwortete: „Ich habe das wie gesagt nur ein paarmal kurz mitbekommen und habe es einfach als irgendeinen Verschwörer-Club oder sowas abgetan. Woher sollte ich denn wissen, dass die irgendwelche geheimen Pläne mit spionierenden Lehrern und mysteriösen Büchern schmieden?" Remus winkte ab und sagte dann: „Gut, dann wissen wir auf jeden Fall schonmal, wer höchstwahrscheinlich dahintersteckt. Bringt uns das was? Können wir irgendwie was über diesen Du weißt schon wen herausfinden?" Sirius begann nachdenklich auf seiner Unterlippe herum zu kauen. „Also", begann er dann, „ich glaube auf jeden Fall nicht, dass wir in der Bibliothek oder der Zeitung etwas über ihn finden. Meine Familie weiß auf jeden Fall einiges über ihn, aber die werden uns wohl kaum etwas erzählen." Er machte eine kurze Pause und dachte angestrengt nach. „Aber vielleicht, könnten wir in einem dieser Pubs was herausfinden, wo Kinder nicht reindürfen und wo sich das ganze Gesindel von den Straßen herumtreibt. Da dürften wir auf jeden Fall das eine oder andere Gerücht aufschnappen können", rief er dann. Remus wandte sofort ein: „Tja, nur leider dürfen da, wie gesagt, keine Kinder rein, also könnte das etwas schwierig werden." „Ach was", warf James ein, „wir finden schon einen Weg, so schwer kann das doch nicht sein!" „Na da bin ich aber gespannt", murmelte Remus ein wenig spöttisch. „Wir überlegen uns noch was", sagte James übermütig und fügte dann noch hinzu: „Aber noch was anderes: Ich schlage vor, dass wir heute Nacht in Hogsmeade noch ein paar kleine Einkäufe erledigen, damit es hier während der Ferien nicht langweilig wird!"
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James Potter und die Rumtreiber - Der geheime Plan
FanfictionNichts gibt es in Hogwarts mehr als Geheimnisse. Einige davon sind mehr als erwünscht, andere nicht nur ebenso unerwünscht, sondern auch gefährlich... James Potters erstes Jahr in Hogwarts beginnt aufregend und soll auch so bleiben! Neben neuen Freu...