4. Kapitel - Das Geheimnis des neuen Schülers

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Als James erwachte, war es mitten in der Nacht. Er hatte keine Uhr, wusste es aber, denn alles was er hörte waren die tiefen gleichmäßigen Atemzüge der anderen Gryffindors. Einen Moment lang fragte er sich, was ihn geweckt hatte. Im nächsten Moment, knurrte wie zur Antwort sein Magen und verzog sich schmerzhaft. James stöhnte leise und dachte and das halbe Festmahl, das er verpasst hatte, weil er zu beschäftigt war mit Geistern zu reden und... bestimmte Leute zu beobachten. Er konnte sich nicht dagegen wehren, dass er sofort Lily Evans grüne Augen wieder vor sich sah. Aber sein Bauch ließ nicht zu, dass er sich in Gedanken verlor, sondern begann erneut zu rumoren. James beschloss es zu ignorieren, drehte sich um und versuchte sich an den Traum zu erinnern, den er gerade gehabt hatte. Einige Minuten war es still und James begann schon wieder in einen dämmrigen Schlaf zu gleiten, als sein Magen erneut knurrte, diesmal in Verbindung mit deutlich schmerzhafterem Ziehen, als hätte sein Körper beschlossen ihn mit Gewalt dazu zu bringen etwas Essbares zu suchen, wenn er es nicht freiwillig tun wollte. James schlug die Augen auf und strampelte die Decke von sich herunter. Er setzte sich auf, schwang die Beine aus dem Bett und erhob sich leise, um die anderen nicht zu wecken. Vor dem Fenster stand der Vollmond und er fröstelte in seinem bleichen Licht. Er dachte an all das Essen, das beim Festmahl übriggeblieben sein musste. Wo das wohl aufbewahrt wurde? Bestimmt in der Küche. Dann stellte sich nur direkt die nächste Frage, wo befand sich die Küche? Egal, er war sicher, dass er sie irgendwie finden würde. Wenn er in etwas gut war, dann war das Herumschnüffeln, also würde er es wohl schaffen einen Raum zu finden, der wirklich riesig sein musste, wenn so viel Essen darin produziert wurde. In Gedanken ging er schon Möglichkeiten durch, Abzweigungen und Türen, die er am Abend bemerkt hatte, als hinter ihm jemand flüsterte: „James? Was treibst du da?" Sirius hatte sich im Bett aufgesetzt und blickte ihn verwirrt an. Seine Haut war immer weiß, aber jetzt in dem dunklen, nur vom Mondlicht erhelltem Raum, sah sein Gesicht totenbleich aus. „Ich hab Hunger", flüsterte James zurück und kam sich dabei mehr als lächerlich vor, es half auch nicht gerade, dass Sirius sich auf die Lippe biss, um nicht loszulachen. „Dein Ernst?", fragte er leise, „ich werde wahrscheinlich noch Tage brauchen, um diese Mengen an Essen zu verdauen!" „Ich war abgelenkt", flüsterte James ausweichend. „Oh", sagte Sirius und trotz seines farblosen Gesichts, sah er mit diesem Grinsen wieder ganz wie er selbst aus, „es ist schon so weit gekommen? Evans hält dich vom Essen ab?" „Ha, ha", grummelte James leise und wandte sich ab, um seinen Umhang über zu ziehen. „Warte", zischte Sirius, „Ich komme mit." Und damit stieg auch er leise aus dem Bett und holte ebenfalls seinen Umhang. Gut, dass ihre Betten relativ nah am Ausgang standen, so dass sie nicht an allzu vielen schlafenden Mitbewohnern vorbei schleichen mussten. Als sie gerade an der Tür zum Schlafsaal angekommen waren, hörten sie hinter sich eine weitere Stimme: „Leute? Wo geht ihr hin?", fragte Peter. „Essen suchen", antwortete James leise. Peter stellte keine Fragen, sagte: „Ich komme mit" und stieg aus dem Bett, wobei er fast eines der für die Schüler bereitgelegten Bücher vom Nachttisch schmiss. Im letzten Moment fing er es noch auf, bevor es auf den Boden fallen konnte und legte es leise keuchend wieder auf den Nachttisch. Dann holte er ebenfalls seinen Umhang und gemeinsam verließen sie das Turmzimmer.

Das Schloss war verlassen, als die drei Jungen hinter dem Porträt der sogenannten fetten Dame hervorkamen. Diese schnarchte in ihrem Rahmen selig vor sich hin, genau wie der ganze Rest des Schlosses. Nicht einmal die Kerzen, die sonst den ganzen Tag in verschiedenen Haltern an der Wand brannten, waren erleuchtet und der Gang, in dem sie standen, war in völlige Dunkelheit gehüllt. „Was jetzt?", fragte Peter. James tastete die Taschen seines Umhangs ab. Hatte er dort nicht irgendwo...? Da war er! Er zog seinen Zauberstab hervor und erinnerte sich an einen weiteren Zauber, den er sich schon vor Beginn seiner Reise nach Hogwarts selbst angeeignet hatte: „Lumos", flüsterte er und eine Lichtkugel erstrahlte an der Spitze seines Zauberstabs. „Cool", flüsterte Sirius und starrte das Licht fasziniert an, „wo hast du das gelernt?" „Wo hast du den Schildzauber gelernt?", fragte James statt einer Antwort. Sirius grinste leicht, aber er erkannte selbst im schummrigen Licht seines Stabs, dass es nicht echt war. „Wenn du dein ganzes Leben lang mit Leuten in einem Haus wohnst, die dich hassen lernst du dich zu verteidigen." Sie alle schwiegen einen Moment, aber schon nach einigen Sekunden wurde die Stille wieder von James knurrenden Magen durchbrochen. Sirius lachte und machte eine Handbewegung, die ihnen bedeutete ihm zu folgen. „Na kommt, gehen wir James was zu essen beschaffen bevor er zum Tier wird und mit uns vorliebnimmt!" Damit machte er sich auf den Weg und stieg eine Treppe zu ihrer rechten hinab. „Weißt du zufällig wo die Küche ist?", fragte James hoffnungsvoll, angesichts der Zielstrebigkeit, mit der Sirius voranging. „Nein", antwortete dieser, „aber ich weiß wo die große Halle ist und da die quasi das Zentrum des Schlosses ist, dachte ich, es wäre vielleicht sinnvoll da anzufangen!" Bewundernd bemerkte James, dass Sirius am Abend zuvor noch deutlich wacher gewesen sein musste als er selbst, denn er führte sie zielsicher durch die dunklen Gänge. Aber es war so unheimlich spannend durch das nächtlich Schloss zu streifen. Sie konnten nicht anders, als ab und zu ein paar Abstecher zu machen, um neue Gänge und Räume hinter unverschlossenen Türen zu erkunden. Irgendwann, James hatte die Zeit ebenso vergessen wie seinen Hunger, kamen sie vor einem großen Paar Flügeltüren an. „Dahinter ist die große Halle", sagte Sirius und nickte mit dem Kopf in Richtung der Türen. „Na gut", meinte James, „dann wollen wir doch mal sehen." Mit diesen Worten versuchte er die Türen auseinander zu drücken, aber die Flügel aus massivem Holz waren unerwartet schwer. Noch einmal drückte er mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür. Sie öffnete sich einen spaltbreit, worum James heilfroh war, denn hätte er sich noch weiter abmühen müssen um eine Tür zu öffnen, wäre das schon ziemlich peinlich gewesen. Die Drei schlüpften hindurch und sahen sich in der Halle um. Die fünf Tafeln standen unverändert da, aber die Banner, die Kerzen und all der andere Schmuck waren verschwunden. Nur die Decke zeigte noch immer den Himmel draußen, der sich langsam grau verfärbte, nachdem der Mond versunken war und die Sonne sich langsam dem Horizont näherte. Für einen Moment fragte sich James tatsächlich, ob die Decke vielleicht gar nicht verzaubert war, sondern einfach überhaupt nicht vorhanden und man nach oben tatsächlich in den offenen Himmel blickte. Naja, spätestens beim ersten Regen würde er es wohl herausfinden. Es verblüffte ihn, wie sehr sie die Zeit vergessen hatten. Angesichts des Himmels musste es zwischen 5 und 6 Uhr morgens sein. „Okay", wandte sich James an seine Freunde, „wo könnte die Küche sein?" Mittlerweile war ihm klar, dass der Hunger immer unwichtiger und mehr und mehr zu einem Vorwand wurde, um weiter im Schloss umher zu streifen. Da hörten sie plötzlich Stimmen und Schritte vor dem Eingang. Erschrocken sahen alle erst zum großen Portal und dann einander an. „Verstecken!", rief James leise und sogleich eilten alle hinter den Gryffindor-Tisch, der ganz links, also am weitesten vom Eingang entfernt stand. In dem Moment, in dem sie sich hinter die schwere Holzbank duckten, flogen die Türen auf. Albus Dumbledore stürmte mit langen Schritten hindurch, neben ihm versuchte ein anderer Mann mit ihm mitzuhalten. Er trug schwarze Schuhe und einen langen dunklen Umhang, das war alles was die Freunde unter der Bank hindurch erkennen konnten. „Sir", begann der Mann, der Dumbledore mit festen Schritten folgte, „bei allem Respekt, ich bezweifle wirklich, dass das eine gute Idee ist!" James schob den Kopf langsam ein wenig nach oben, um über die Tischkante hinweg das Geschehen besser beobachten zu können. Er erkannte den Mann neben Dumbledore, er hatte beim Festmahl ebenfalls am Lehrertisch gesessen. Die Zweifel, die er gerade ausgesprochen hatte, standen auch deutlich in seinen Augen. Das Gesicht von Dumbledore hingegen zeigte nichts als feste Entschlossenheit. „Bei allem Respekt", wiederholte er in freundlichem aber bestimmten Tonfall, „Ich bin der Schulleiter, also entscheide ich was eine gute Idee ist, das ist das tolle an meinem Job. Und bevor Sie wieder anfangen: Ich habe meine Entscheidung getroffen und es bleibt dabei, wir werden keinem fähigen, jungen Zauberer aufgrund von etwas komplizierten Umständen seine rechtmäßige Ausbildung verwehren!" „Aber Sir-", setzte der andere Professor noch einmal an, brachte den Satz aber nicht zu Ende da in diesem Moment das Portal erneut aufflog. Professor McGonagall schritt herein, auf dem Gesicht einen Ausdruck derselben Entschlossenheit wie Dumbledore. Neben ihr lief ein Junge, genau wie sie im Erstklässler-Alter mit mausbraunem Haar und nur ein wenig kleiner als Sirius. Er wirkte mitgenommen und erschöpft und hatte einige Kratzer im Gesicht, die aussahen als hätte er sich einen unangenehmen Kampf mit einer großen Katze geliefert. James sah seinen Gesichtsausdruck, er war von Hogwarts genauso überwältigt wie er selbst es gewesen war. Obwohl die große Halle jetzt leer war und im dämmrigen Licht alles mehr oder weniger gleich aussah, schien es das Schönste zu sein, das er je gesehen hatte. Und als er sich drehte, um alles einmal sehen zu können, entdeckte James zusätzlich zu den Kratzern eine lange Narbe, die sich quer über seine linke Wange zog. Da bemerkte er, dass McGonagalls Kopf plötzlich misstrauisch in seine Richtung zuckte und zog schnell den Kopf zurück. Er hielt die Luft an und betete, dass die Professorin ihn nicht gesehen hatte. Er wollte weder seinen Kopf einbüßen, den sie ihm zweifellos abreißen würde, wenn sie ihn hier entdeckte, noch der Erste sein, der für sein Haus Punkte verlor und am allerwenigsten, wollte er, dass seine Freunde mit ihm erwischt wurden. Aber seine Gebete wurden erhört und McGonagall dreht sich wieder um, zumal sie in diesem Moment wirklich andere Sorgen zu haben schien. „Er muss zuerst zu Madame Pomfrey!", sagte sie und ihre Stimme duldete keine Widerworte, sodass der andere Professor, der vermutlich gern welche gegeben hätte – aus welchen Gründen auch immer – still blieb. Damit eilte sie an den beiden Männern vorbei und bedeutete dem Jungen ihr zu folgen. „Dem schließe ich mich an", verkündete Dumbledore an den Lehrer gewandt und folgte McGonagall aus dem Saal. James hob wieder den Kopf und sah, wie der Professor in einer verzweifelten Geste die Hände hob und wieder fallen ließ. Dann folgte er Dumbledore, schien sich aber geschlagen zu geben. Als die Tür hinter ihm zugefallen war, atmete James erleichtert aus und spürte, wie sich auch Sirius und Peter entspannten. „Was war das denn?", fragte Peter und sprach damit aus was sie alle dachten. „Ich habe keine Ahnung", gab James zu. Peter zuckte die Schultern und sagte: „Aber wir sollten jetzt wirklich zurück in den Schlafsaal, bevor alle aufwachen und wir nicht da sind." James und Sirius nickten zustimmend. Also schlichen die drei aus der Halle, jetzt deutlich mehr auf der Hut als zuvor, da sie nun wussten, dass nicht alle Bewohner des Schlosses schliefen und sie jeden Moment Dumbledore oder McGonagall über den Weg laufen konnten. Sirius bewies wieder einen ausgezeichneten Orientierungssinn und führte sie zielsicher durch Gänge und über Treppen. An einer Treppenkreuzung an die James sich so gar nicht erinnern konnte, wählte Sirius ohne großartig zu zögern eine schmale Treppe, die nach rechts führte. Sie liefen eilig hinauf und versuchten auch dabei möglichst wenig Geräusche zu verursachen, als plötzlich ein Rumpeln und Knirschen zu hören war. Es schien aus der Treppe selbst zu kommen. Erschrocken sahen die Drei sich an. Und dann geschah es. James sah, wie sich hinter Sirius das obere Ende der Treppe von ihrem Andockpunkt löste und begann sich zu verschieben. Sie drehte sich, wobei das untere Ende, wo sie die Treppe betreten hatten, fest verankert blieb. Wie ein Zirkel zog sie einen Kreis nach links und schien sich dabei in die Länge zu strecken, bis sie tatsächlich ein Stockwerk erreichten, das eines über dem lag, an dem die Treppe vorher geendet hatte. „Was zum Ungarischen Hornschwanz...", murmelte Sirius entgeistert und sah sich um. Da fiel James wieder ein, was sein Vater ihm irgendwann mal beiläufig erzählt hatte. Das ganze Schloss ist lebendig! Es ist immer in Bewegung und niemals gleich. „Davon hat mein Vater mir mal erzählt!", brachte James hervor, hob die Hände und deutete auf das ganze Gemäuer, das sie umgab, „Die Magie des Schlosses sorgt irgendwie dafür, dass sich alles irgendwie verändert und verschiebt!" „Warum?", fragte Peter und verzog verwirrt das Gesicht. „Keine Ahnung", antwortete Sirius anstelle von James, „aber ich würde vorschlagen wir gehen jetzt da hoch!" Mit diesen Worten drehte er sich um und lief auf das neue Ende der Treppe zu. Der Gang, den sie nun betraten endete zu ihrer Linken mit einer Flügeltür, die einen spaltbreit offenstand. Normalerweise hätten sie sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und hineingeschaut, aber sie dachten an die immer noch bestehende Gefahr, dass McGonagall, Dumbledore oder der andere Lehrer, den sie nicht kannten noch irgendwo sein könnten und sahen stattdessen nach rechts. Direkt vor ihnen befand sich eine weitere Tür, eine gewöhnliche Holztür, die vermutlich zu einem Klassenzimmer oder ähnlichem führte. Weiter hinten knickte der Gang in einer Ecke nach links ab. Gerade wollten sie den Gang hinunter auf die Ecke zugehen, als sie dahinter Schritte hörten, die immer näherkamen. Sirius fluchte lautlos, während Peter einfach nur völlig perplex dastand und James verzweifelt nach einer Versteckmöglichkeit suchte. Die Flügeltür war zu weit weg, sie würden sie nicht mehr rechtzeitig erreichen. Sonst gab es nur eine alte Ritterrüstung neben der braunen Holztür hinter der vielleicht einer von ihnen Platz gefunden hätte, aber sicher nicht drei. Also blieb nur die Tür, die vermutlich zu einem Klassenzimmer führte. Hastig griff James nach der Türklinke. Zu seiner grenzenlosen Erleichterung, war die Tür nicht verschlossen und sprang auf. „Schnell, hier rein!", flüsterte er den anderen gepresst zu und die zögerten keine Sekunde, sondern quetschten sich gemeinsam mit ihm in den dunklen Raum. Die Tür schließen konnten sie nicht mehr, das hätte, wer auch immer den Gang entlang ging, sicher gehört. James und Peter standen hinter der Tür, Sirius neben dem geöffneten Spalt flach an die Wand gepresst. Ein schwacher Lichtschein fiel für eine Sekunde herein, James vermutete, dass es das Licht von einem Zauberstab sein musste. Es spiegelte sich einen Moment in Sirius Augen, als dieser mit einem Ausdruck der Verwunderung nach draußen auf den Gang blickte. Dann war es verschwunden. Weiter unten auf dem Gang hörten sie kurz gedämpfte Stimmen, dann wurde eine Tür zugeschlagen und es war wieder still und dunkel. Peter und James entspannten sich wieder, aber Sirius blieb angespannt und blickte die anderen durchdringend an. „Das war der andere Lehrer. Und er hatte den Sprechenden Hut bei sich." „Was?", fragte Peter, der mal wieder nicht den geringsten Durchblick hatte, aber ehrlich gesagt, hatte das keiner von ihnen. „Ich wüsste zu gern was die da drinnen treiben", sagte James nachdenklich und rückte seine Brille gerade, die bei der überstürzten Flucht in den dunklen Raum fast heruntergerutscht war. Das für Sirius typische Grinsen erschien wieder auf seinem Gesicht und er meinte: „Ich würde sagen es gibt nur einen Weg das heraus zu finden!" Damit verschwand er durch den Spalt. Peter und James wechselten einen Blick, traten auch wieder auf den Gang und sahen, dass Sirius schon auf die Tür zu schlich. Er blickte vorsichtig durch das Schlüsselloch und als Peter und James neben ihm auftauchten und ihn fragend ansahen, formte er mit den Lippen das Wort „Krankenflügel". James drängte Sirius zur Seite und sah selbst durch das Schlüsselloch. Der Krankenflügel war ein länglicher Raum, in der Mitte ein breiter Mittelgang und zu beiden Seiten nebeneinander aufgereihte Betten, mit einer Stangenvorrichtung auf Rollen drum herum, damit Patienten die Möglichkeit hatten Vorhänge zuzuziehen und sich somit etwas Privatsphäre zu schaffen. Auf einem der Betten saß der Junge, der von McGonagall ins Schloss geführt worden war und ließ seine Kratzer von einer rundlichen jungen Frau abtupfen, bei der es sich wohl um Madame Pomfrey handeln musste. „Ich glaube das reicht", sagte McGonagall mit einem gutmütigen Lächeln, das James noch nie bei ihr gesehen hatte. Andererseits kannte er sie ja auch erst seit dem letzten Tag. „Na gut", sagte Madame Pomfrey und ließ ein wenig widerwillig von dem ramponierten Jungen ab. Der andere Lehrer, überreichte McGonagall nun den Sprechenden Hut, den er eben geholt hatte. Der Junge wirkte aber nicht überrascht, sondern erwartungsvoll und aufgeregt. Vermutlich hatte McGonagall ihn schon davon unterrichtet, was passieren würde. Dann setzte die Professorin ihm den Hut auf und dieser erwachte sofort wieder zum Leben. „Nanu", stieß er überrascht hervor, „da ist aber einer spät dran". „Ausnahmesituation", sagte McGonagall nur knapp und das schien dem Hut zu genügen. Er konnte die Gedanken des Schülers lesen von daher wusste er wohl sowieso alles. „Alles klar", verkündete der Hut, „dann gibt es, etwas verspätet, für dieses Jahr noch einen letzten GRYFFINDOOOR!" Der Junge strahlte und Professor McGonagall und Albus Dumbledore applaudierten. Erst bei ihrer Reaktion wurde James wieder bewusst, dass sie ja ihre Hauslehrerin war. James löste sich vom Schlüsselloch und wechselte einen Blick mit seinen Freunden. Die beiden hatten die Ohren an die Tür gepresst und ebenfalls alles mitbekommen. James machte ihnen ein Handzeichen und sie zogen sich leise von der Tür zurück. Durch eines der großen Fenster sahen sie schon, wie sich die ersten Sonnenstrahlen durch die knorrigen Kronen des Verbotenen Waldes tasteten. Sobald sie so weit von der Tür weg waren, dass ihre Schritte im Krankenflügel nicht mehr zu hören sein konnten, rannten sie die Treppen und Gänge entlang so schnell ihre Füße sie trugen. Es war jetzt nur noch eine Frage der Zeit, ehe die ersten Schüler erwachten und ihr Fehlen bemerkten. Kurze Zeit später kamen sie vor dem Porträt der fetten Dame keuchend zum Stehen. Die fette Dame jedoch schlief noch. James räusperte sich vorsichtig. „Ähm, Entschuldigung?", richtete er das Wort vorsichtig an die schnarchende Dame, „wir würden gern rein." Grummelnd öffnete sie ein Auge. Als sie realisierte, dass drei Schüler vor ihr standen, die offensichtlich hinein wollten, öffnete sie beide Augen, versuchte ihre Überraschung hinter einer strengen Miene zu verbergen und fragte: „Na wo kommt ihr denn her, um diese Zeit?" James Gedanken rasten. Was sollten sie ihr sagen? Sirius trat vor, lächelte entschuldigend und begann: „Es tut uns wirklich leid Sie wecken zu müssen, aber es handelte sich um einen Notfall. Wir haben einen anderen Schüler in den Krankenflügel begleitet, er kommt gleich mit den Lehrern nach." Sirius, du bist ein Genie, dachte James und nickte, während er versuchte möglichst betroffen auszusehen. „Ach je, der Arme, na hoffentlich geht es ihm bald besser", antwortete die fette Dame mitleidig und James spürte einen Anflug von schlechtem Gewissen, dachte aber natürlich nicht im Traum daran die Wahrheit zu sagen. „Gut, dann will ich mal nicht so sein. Passwort?" Sirius drehte sich zu James um, damit die fette Dame nicht sah wie ihm das charmante Lächeln aus dem Gesicht fiel. James wurde heiß, aber dann fiel ihm plötzlich der letzte Abend ein, der Vertrauensschüler hatte ihr das Passwort gesagt. Irgendetwas zu essen... „Bittersüße Säuredrops!", platzte James heraus und war heilfroh, als das Porträt zur Seite schwang und den Weg zum Gemeinschaftsraum freigab. Erleichtert hasteten die Drei nach drinnen und ließen sich erst einmal jeder in einen der roten Sessel plumpsen. „Was. War. Das?!", fragte Peter entgeistert. „Naja, ich hab das Passwort gestern Abend beim Vertrauensschüler gehört und-" „Nein, nicht das, ich meinte den Typen der im Morgengrauen hier rein geschmuggelt wurde." „Achso", sagte James und Sirius lachte, „was das angeht habe ich ehrlich gesagt nicht die geringste Ahnung. McGonagall sagte ja etwas von einer Ausnahmesituation, aber was das für eine sein soll... Fragt mich nicht." „Aber so oder so", meinte Sirius, „scheint so als hätten wir einen mysteriösen neuen Mitbewohner." Da hörten sie plötzlich die fette Dame erneut jemandem nach dem Passwort fragen. „Verdammt, sie kommen!", zischte James und sie überschlugen sich fast, als sie kopflos die Treppe nach oben rannten. Erst vor der Tür des Schlafsaals hielten sie abrupt an, öffneten leise die Tür, schlichen zu ihren Betten und legten sich aus Zeitmangel samt Umhängen unter die Bettdecken. Nur wenige Sekunden später hörten sie bemüht leise Schritte auf der Treppe, die kurz vor der Tür verstummten. Dann hörten sie McGonagall flüstern: „Am besten schleichen Sie sich rein und legen sich einfach in irgendein freies Bett, das wird dann kaum jemandem auffallen, niemand kann sich von so vielen neuen Gesichtern jedes einzelne merken". Dann entfernten sich Schritte über die Treppe nach unten. Einige Augenblicke lang geschah gar nichts. Dann wurde die Tür zögernd gerade so weit aufgeschoben, dass ein relativ magerer Junge sich hindurch schieben konnte. Er sah sich kurz um, schlich dann in den Raum und ließ sich auf dem erstbesten Bett nieder, das er finden konnte. Es war das neben Sirius.

James  Potter und die Rumtreiber - Der geheime PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt