Am nächsten Morgen war das Erste, was James vernahm, ein ohrenbetäubendes Tröten, gefährlich nah an seinem Ohr. Reflexartig sprang er zur anderen Seite aus dem Bett und wollte in seiner Tasche nach seinem Zauberstab greifen, als ihm schlagartig bewusstwurde, dass er seine Schlafsachen trug, in denen er leider keinen Zauberstab aufbewahren konnte. „Hey, James", hörte er die verdatterte Stimme von Frank Longbottom, „sorry, ich wollte dich nicht erschrecken." Er sah ihn schuldbewusst an. James stieß unbemerkt die Luft aus. Für einen winzigen Moment, hatte er gedacht Professor Hawk hätte irgendetwas sehr Unangenehmes mit ihm vor, aber erst als er darüber nachdachte, ging ihm auf wie lächerlich der Gedanke war. „Ach, alles gut Frank, ich war einfach noch im Tiefschlaf", sagte James und grinste verlegen. Dann bemerkte er, wie Frank und auch der ganze Saal um ihn herum aussahen. Alles war in den Farben rot und gold, den Farben des Hauses Gryffindor, geschmückt. Banner hingen an den Wänden und an einigen Betten lagen rot-goldene Schals und kleine Fähnchen. Auch Frank war damit behängt. In der Hand hielt er einen kleinen Trichter, der vermutlich der Ursprung des Geräuschs war, das sein unfreiwilliges Erwachen zur Folge gehabt hatte. Was war hier los? Alle Jungen um ihn herum trugen stolz die Farben ihres Hauses und James begriff, dass diese Dinge nur vor so wenigen Betten lagen, weil sie bei den anderen schon im Einsatz waren. Und da, endlich, fiel bei James der Groschen. Heute war er, der Tag auf den er so lange gewartet hatte. Es war Freitag, der letzte Schultag, aber was ihm in diesem Moment sogar noch wichtiger erschien: Das erste Quidditisch-Spiel von Gryffindor! Da erwachte James zu neuem Leben. Frank war bereits zu dem Versuch übergegangen, die kleinen Fähnchen und Wimpel an seinem Umhang zu befestigen. Allerdings ohne Erfolg. James geriet in Wallung. Sofort machte er sich auf die Suche nach seinem Umhang. Als er ihn fand, war dieser dreckverkrustet und die Ereignisse der Nacht kehrten zurück. Wie hatte er da nicht sofort dran denken können? Das war DIE Entdeckung, ihr Freischein zu den besten Möglichkeiten, die sich einem in Hogwarts boten. Aber er spürte, dass diese Gedanken sofort wieder von den sieben Besen des Gryffindor-Teams beiseite gewischt wurden, die in wenigen Stunden über das riesige Quidditsch-Feld hinter dem Schloss fegen würden. Er schob den verdreckten Umhang wieder tief unter den Rest seiner Kleidung und zog einen anderen Umhang hervor. Dann betrachtete er den Schal. Er konnte es kaum erwarten ihn anzulegen, neben seiner Krawatte würde er sofort als Gryffindor erkannt werden, der stolz auf sein Haus war. Er legte ihn sogleich um und ließ ihn locker hängen, sodass er lässig über seinen Schultern lag. Dann machte er einen Satz auf Sirius Bett zu, der es trotz des allgemeinen Spektakels tatsächlich geschafft hatte weiterzuschlafen, und rüttelte ihn aufgeregt an der Schulter. „Sirius, wach auf! Heute wird Gryffindor Slytherin vom Platz fegen!", schrie er, teils um Sirius zu wecken, teils um den Lärm zu übertönen und größtenteils, weil ihn mit einem Mal eine unheimliche Anspannung packte. Ihm war als würde er selbst in ein paar Minuten mit dem Besen in der Hand das Feld betreten, um Slytherin einen Tritt in den Allerwertesten zu verpassen! Sirius stöhnte leise und hob die Hand, wie um eine lästige Fliege zu verscheuchen. „Quidditsch!", rief James erneut und diesmal öffnete Sirius die Augen und sah ihn verwundert an. Er bemerkte James Schal und registrierte schließlich auch die summende Spannung, die über dem ganzen Saal lag, während die Schüler geschäftig durch den Raum wuselten und untereinander aufgeregt begannen über die Taktik des Teams zu reden und Wetten abzuschließen. „Ohhh", bemerkte Sirius, als sei ihm ein Licht aufgegangen, „deshalb ist aus einem normalen Schlafsaal also ein rot-goldener Bienenschwarm geworden." Sirius verfiel nicht annähernd in ähnliche Begeisterung wie James, aber er stand auf und machte sich daran Peter und Remus ebenfalls zu wecken, während James zu einigen anderen Jungen gingen, die er ein wenig über die Stärken der verschiedenen Spieler hatte reden hören. Wenig später gingen alle, sehr viel früher als sonst, in einer einzigen wuselnden und summenden Masse hinunter zum Frühstück. Unterwegs vermischten sich Gryffindors Jungen und Mädchen. Eine brodelnde Welle, die in die große Halle flutete, in der alle einheitlich wirkten, ob sie nun den Schal in Gryffindors Farben trugen oder nicht und das taten eigentlich alle, bis auf die wenigen, die absolut nichts von Sport hielten. Während des Frühstücks sprachen die Freunde hauptsächlich über Quidditsch und schlossen sich verschiedenen Diskussionen über den möglichen Verlauf des Spiels an, während sie sich in kurzen Redepausen immer wieder einzelne Bissen ihres Frühstücks in den Mund schoben. Kein Gryffindor kannte an diesem Morgen ein anderes Thema und über den Geheimgang zu reden, erschien ihnen umgeben von Leuten sowieso zu riskant. Schließlich erschien eine mindestens ebenso gigantische Welle an Slytherins, die in grün und silber johlend und brüllend in den Saal strömte. Am Gryffindor-Tisch wurde es kurz still. Es war das erste Spiel der Saison, aber die Stimmung war besonders geladen, da die Rivalität zwischen Gryffindor und Slytherin nie ein Geheimnis gewesen war. Der Raum schien einen Moment die Luft anzuhalten. Auch die einzelnen Ravenclaws und Hufflepuffs, die nach und nach erschienen waren, blickten gespannt zwischen den bunten Mengen hin und her. James Blick huschte zum Lehrertisch. Auch dort herrschte sichtliche Anspannung und zwar nicht nur, weil Auseinandersetzungen meist vorprogrammiert waren, wenn ein solches Ereignis bevorstand, sondern auch, weil auch die Hauslehrer der beiden Häuser sichtlich angespannt waren. McGonagall trug mit stolz erhobenem Kopf einen Schal in den Farben ihres Hauses und ihre Lippen waren zu einer einzigen schmalen Linie zusammengepresst, als sie die Neuankömmlinge beäugte. Slughorn war so ziemlich das Gegenteil von ihr, er trug zwar ebenfalls die Farben Slytherins, hatte sich aber zurückgelehnt und musterte die Szene mit einem Lächeln, hinter dem James allerdings pure Berechnung erkennen konnte. Kurzum, es war als hätte die ganze Schule in den Tagen vor dem Spiel die Luft angehalten und nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem der Kopf rot anläuft und man ein schmerzhaftes Ziehen in den Lungenflügeln verspürt. Kurz vor Ende des Frühstücks begann der erste Kampf. Offenbar hatte ein Sechstklässler von Slytherin einem von Gryffindors Treibern quer durch die große Halle einen Fluch in den Rücken gejagt. Ein kurzer Lichtblitz war zu sehen, aber das erschrockene Keuchen des Spielers fiel im allgemeinen Lärm zunächst nicht auf, bis plötzlich ein Rumoren durch die Reihen am Gryffindor-Tisch ging, als der Treiber begann, sich bei jedem Versuch sich zu bewegen selbst an den Kopf zu schlagen. Seine Freunde drehten sich wutentbrannt zum Tisch der Slytherins um, bemerkten den hinterhältig grinsenden Sechstklässler und ein wildes Kreuzfeuer durch die ganze Halle begann. Hufflepuffs und Ravenclaws zwischen den Kämpfenden, tauchten panisch unter den Tisch ab, bis McGonagall dazwischen ging. Und beiden Häusern Punkte abzog, obwohl in ihren vor Zorn glühenden Augen deutlich zu lesen war, dass ihrer Meinung nach definitiv nur eines der beiden Häuser Punktabzug verdient hätte. James ließ seinen Blick durch die Halle schweifen. Die Spannung war förmlich greifbar und erinnerte ihn so sehr an die Weltmeisterschaft, wo er mit seinem Vater gewesen war und meinte zu spüren, wie sein Vater mit seiner großen warmen Hand die kleine des jungen James nahm, damit er in dem Pulk nicht verloren ging oder in irgendeinen Kampf geriet. Die Erinnerung stieg wieder in ihm auf und er merkte, dass die Aufregung von damals nichts war im Vergleich zu diesem Tag, obwohl die Weltmeisterschaft so viel größer und wichtiger war. Hier ging es um das Haus Gryffindor, um die Familie, die ihm der sprechenden Hut gegeben hatte, um deren Ehre und deren Erfolg, also auch seine Ehre und seinen Erfolg. „Oh man", murmelte Remus neben ihm, „wenn jetzt schon sowas kommt, wie wird es dann sein, wenn es um die Entscheidung um den Hauspokal geht?" „Dann bleibt hier wahrscheinlich kein Stein auf dem anderem. Wahrscheinlich werden den Spielern dann Schutzzauber auferlegt oder sowas", antwortete James, obwohl Remus vermutlich eher mit sich selbst gesprochen hatte. „Ich glaube da vorne braut sich schon wieder was zusammen", bemerkte Peter und James wandte den Blick in die Richtung, in die auch er sah. Ein Gryffindor war aufgestanden und warf einem Slytherin aus voller Inbrunst einige Ausdrücke an den Kopf, für die James' Mutter ihm den Mund den Rest des Tages mit Seife ausgewaschen und anschließend mit seinem eigenen Besen ausgefegt hätte. „Ich glaube wir sollten uns langsam verziehen, Unterricht haben wir heute immerhin auch noch", schlug Remus vor und die anderen stimmten zu, auch wenn sie Sirius murrend und ein wenig widerstrebend von dem Spektakel wegzerren mussten. Auch im Unterricht begannen immer wieder Rangeleien und Streitereien, die meistens von Lehrern beendet werden mussten. Die einzigen wirklich ruhigen zwei Stunden, waren Geschichte der Zauberei, in denen sogar die geladenen Schüler aus Slytherin und Gryffindor zu gelangweilt waren um Ärger zu machen. Hoffentlich brachte das die Lehrer nicht auf die Idee vor Quidditsch-Spielen nur noch Geschichte der Zauberei zu unterrichten! Dann würde wahrscheinlich sogar Professor Binns irgendwann an Langeweile über seine eigenen Vorträge sterben. In der anschließenden und letzten Stunde, hatten sie nur noch Verteidigung gegen die dunklen Künste. Das war wohl das Einzige, was James innere Anspannung weiter hatte steigern können. Seit dem Pakt, den sie mit Hawk geschlossen hatten, ließ er sie in Frieden, aber immer. wenn James ihn ansah, konnte er seine kalten Augen auf sich spüren. Ein durchdringender Blick oder auch nur ein Zucken aus dem Augenwinkel, er hatte James und seine Freunde immer im Blick, schien zu warten. Darauf zu warten, dass sich einer von ihnen irgendeinen Fehler erlaubte, für den er sie drankriegen konnte. James beschloss sich davon nicht beirren zu lassen. Er ließ sich nicht einschüchtern, war allerdings nicht mehr so aufmüpfig und verhielt sich auch im Vergleich zu sämtlichen anderen Stunden recht ruhig, ebenso wie seine Freunde. Aber auch diese Stunde ging vorüber und schließlich läutete der letzte Gong für die nächsten zwei Wochen, der Gong, der den Beginn der Herbstferien ankündigte. Die Schüler strömten aus den Klassenräumen und überfluteten die altehrwürdigen Korridore des Schlosses. Einige machten sich sogleich auf den Weg auf das Spielfeld, um sich auf der Tribüne die besten Plätze zu sichern. James, Sirius, Remus und Peter hingegen machten sich vorerst auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Sie ließen sich nacheinander in einige Sessel fallen. Der Gemeinschaftsraum war so gut wie leer, da fast alle bereits auf dem Spielfeld waren oder in ihren Schlafräumen, um sich vor dem Spiel umzuziehen. „Diese Slytherins sind so ekelhaft", schimpfte Sirius, als sie sich über einen weiteren Kampf unterhielten, von dem ihnen Thomas Carter, ein anderer Erstklässler ihres Hauses, erzählt hatte. Mehrere Slytherins waren gemeinsam auf den Hüter der Gryffindors losgegangen. „Ganz ruhig", sagte Remus mit seiner einmaligen, in der Tat beruhigenden Stimme und warf Sirius einen vielsagenden Blick zu, „und hör auf alle immer unter einen Hit zustecken, es sind nicht alle Slytherins hinterhältige Angreifer und auch nicht alle Gryffindors immer die Ehrenwerten, ich hab auch schon von Kämpfen gehört, die von uns angezettelt wurden." Er richtete seinen Blick, während er sprach wieder ins Feuer. „Da haben wir ja Glück gehabt, dass Schniefelus zu unsportlich ist, um sich für Quidditsch zu interessieren, sonst würde er uns vermutlich einfach unter diesem Vorwand sonst was für Flüche aufhalsen. Andererseits könnten wir natürlich das Gleiche tun, was auch irgendwie verlockend ist", sagte James und Sirius lachte. „Ihr seid so arrogant manchmal", murmelte Remus in tadelndem Ton, aber James sah, dass auch er versuchte ein schwaches Grinsen zu unterdrücken. Obwohl er es nicht zugab, wusste James, dass auch er Schniefelus nicht wirklich leiden konnte. „Jaja", winkte Sirius ab. Seine Gedanken schienen ganz woanders zu sein. „Eigentlich sollte diesen stinkenden Säcken mal jemand eine kleine Lektion erteilen. Es ist einfach unfair, meistens fangen sie Streit an und wenn ein Lehrer kommt, ziehen sie sich aus der Bredouille und lassen uns als die Schuldigen dastehen, wenn es nicht gerade die Exemplare sind, die zu dumm sind ein Brot von einem Besen zu unterscheiden", meinte Sirius. „Sprich weiter", verlangte James. Er teilte die Meinung seines Freundes und sein Interesse war geweckt. „Leute, was auch immer das werden soll, es ist keine gute Idee", startete Remus den halbherzigen Versuch sie von der Planung ihrer „Lektion" abzuhalten, während er nicht einmal von dem Buch aufsah, das er aus seiner Tasche geholt und zu lesen begonnen hatte. „Wir haben ja einen gewissen Zugang zu gewissen Utensilien", begann Sirius mit vielsagend erhobenen Augenbrauen. Das wäre für James nicht nötig gewesen, er wusste auch so sofort, dass Sirius an den Geheimgang und den Zugang zu Zonkos Scherzartikelladen dachte. „Wie wäre es, wenn wir dafür sorgen, dass die Slytherins von außen genauso stinken wie von innen?", fragte Sirius und sein breites Grinsen war wie immer so ansteckend, dass James sofort mitgerissen wurde. Aber auch ohne Sirius Charisma wäre er Feuer und Flamme für die Idee gewesen. Peter, der sich gespannt vorgebeugt hatte rief sofort: „Ich bin dabei!" James war klar, dass Sirius auch ohne seine Antwort wusste, dass er ebenfalls dabei war, also wandte er sich Remus zu, der noch immer in seinem Buch las, obwohl er vermutlich genau wusste, dass alle auf ihn warteten. „Remus?", fragte Sirius. Remus hob den Blick, sah sie an und hob die linke Augenbraue als wollte er sie wieder belehren, aber dann gesellte sich sein altbekanntes Grinsen zur hochgezogenen Braue und ließ seinen Blick nur noch spitzbübischer aussehen. „Ihr wisst genau, dass ich dazu niemals nein sagen würde", sagte er dann und schlug das Buch zu. James hob die Hand und die anderen klatschten bei ihm ab. „Dann schlage ich vor wir machen uns auf den Weg!", rief James, „Ich habe nicht vor zum ersten Gryffindor-Spiel zu spät zu kommen!" Das hatten die anderen offensichtlich auch nicht und so rannten sie direkt in den Schlafsaal um etwas Geld zu holen und machten sich dann auf den Weg zur einäugigen Hexe.
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James Potter und die Rumtreiber - Der geheime Plan
FanfictionNichts gibt es in Hogwarts mehr als Geheimnisse. Einige davon sind mehr als erwünscht, andere nicht nur ebenso unerwünscht, sondern auch gefährlich... James Potters erstes Jahr in Hogwarts beginnt aufregend und soll auch so bleiben! Neben neuen Freu...