18. Kapitel - Hogsmeade

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Die Weihnachtstage vergingen und die Freunde warteten trotz ihrem Verdacht, dass Bellatrix und ihre Schwestern nichts tun würden, bevor sie sich abgesprochen hatten, die ganze Zeit angespannt darauf, dass etwas passierte. Aber nichts geschah. Die Tage wurden zu Wochen und erst als Stück für Stück die anderen Schüler zurückkehrten, entspannten sie sich allmählich. Bellatrix hatte zu Hawk gesagt, dass sie diesen Zeitpunkt gewählt hatten, um, während das Schloss so gut wie leer war, ein möglichst geringes Risiko einzugehen, erwischt zu werden. Dieses Risiko stieg beträchtlich, wenn sich hunderte von Schülern mehr im Schloss befanden. Sie trafen auch einige Kumpel wieder, mit denen sie sich immer gut verstanden hatten und die allgemeine Wiedersehensfreude war groß. Leider waren damit aber auch die Ferien beendet und der Unterricht ging weiter.

Was als erstes auffiel war, dass die meisten Lehrer im Unterricht nicht richtig bei der Sache waren. Nur James, Sirius, Peter und Remus kannten den Grund dafür. Es hatte keine öffentliche Ansage oder Erklärung für Professor Binns'... neuen Zustand gegeben, vermutlich, weil es sich einfach niemand wirklich erklären konnte. Man könnte es auf einen Herzinfarkt schieben oder einen Schlaganfall, der unbemerkt blieb, aber noch hatte niemand etwas gesagt, also würden die Schüler in der noch vor ihnen liegende Stunde Geschichte der Zauberei wohl einen gehörigen Schock erleiden. Nach den ersten Stunden Verwandlung und Zaubertränke, bewegten sich die vier Jungen nahezu schleichend auf den Klassenraum zu, in dem der Geist von Professor Binns vermutlich schon auf seine Klasse war. Als er aufgestanden und gegangen war, hatte er unbekümmert gewirkt. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er seinen Körper in dem alten Sessel zurückgelassen hatte. Ob die anderen Lehrer ihn bereits darüber informiert hatten? Oder hatte er es selbst irgendwie bemerkt? James wusste nicht wirklich, ob man sich als Geist irgendwie anders fühlte, aber Professor Binns schien es nicht so ergangen zu sein. Vielleicht konnte er bei Gelegenheit ja mal den fast kopflosen Nick fragen. Auch die anderen Geister von Hogwarts, die die wussten, dass sie Geister waren, waren in Aufruhr. Einen neuen Geist hatte es in diesem Schloss seit Jahrhunderten nicht mehr gegeben. Und doch hatte noch kein Schüler etwas von den seltsamen Umständen bemerkt, außer natürlich denen, die während der Ferien geblieben waren, die eventuell etwas mitbekommen hatten, wie zum Beispiel, dass Binns dem Essen nach jenem Abend immer ferngeblieben war. Aber James war sich sicher, dass niemand mit so etwas rechnen würde. Nun, außer ihnen und den Blacks. Sie waren schon die Letzten auf dem Gang und doch versuchten sie das Betreten des Klassenraums noch weiter heraus zu zögern. Hinter der geschlossenen Tür hörten sie aufgeregtes Gemurmel und unterdrückte Quietschtöne. Ein Schüler von Hufflepuff stürzte ihnen durch die Tür entgegen, mit einem gehetzten Blick, als wäre er auf der Flucht. Nun, das war er vermutlich auch. Mit gesenkten Köpfen betraten die Freunde den Raum, in der Hoffnung, dass sie in der allgemeinen Aufregung gar nicht auffallen würden und so niemand bemerkte, dass sie nicht wirklich überrascht waren. Und tatsächlich. Niemand achtete auf sie. Alle redeten durcheinander und Professor Binns saß selenruhig vorn an seinem Pult und schien von dem Tumult in seinem Klassenzimmer gar nichts mitzubekommen, aber das war nichts Ungewöhnliches. Alle gafften ihn an, aber er setzte lediglich dazu an langweilige Fakten über den alten Zauberer zu nennen, mit dem sie sich von nun an wohl beschäftigen würden. Aber obwohl alle redeten, traute sich keiner der Schüler ihn auf das anzusprechen, was sie so in Aufruhr versetzte. James biss sich auf die Lippe und begann mit seinen Freunden zu tuscheln, einfach damit sie nicht auffielen. Er nahm normalerweise, auch vor Lehrern, nie ein Blatt vor den Mund, aber in diesem Fall, wäre es womöglich kontraproduktiv. Denn vielleicht wusste er ja wirklich noch nichts davon und dann könnten sie ihm die Illusion, er sei noch am Leben, vorerst lassen. Professor Binns sorgte halbherzig, wie immer, für Ruhe und tatsächlich verstummte die Klasse bald darauf. Auf die anfängliche Aufregung, folgte nun der Schock und die Erkenntnis, dass ihr Lehrer tot war. Danach verlief die Stunde den Umständen entsprechend normal. Im Raum herrschte Stille, nur durchbrochen von Professor Binns' monotoner Stimme, die wie immer einen Vortrag hielt, der durch die ganze Stunde reichte, während dem sie sich Notizen machen sollten. Als der Unterricht zu Ende war, verließen alle schweigend den Raum und im Gegensatz zu sonst, brach auf dem Gang vor der Tür kein Lärm los, sondern nur wisperndes Getuschel.

James  Potter und die Rumtreiber - Der geheime PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt