Während die vier Freunde schweigend die Treppe hinaufstiegen, beobachtete James das Haus um sie herum. Alles war in dunklen Farben gehalten und an den Wänden hingen Gemälde von den Vorfahren der Blacks. Kurz darauf führte Sirius sie einen langen Gang entlang, von dem ab und zu Türen abgingen. Vor einer der Türen blieb Sirius stehen. Er stieß sie auf und bedeutete seinen Freunden mit einer einladenden Handbewegung einzutreten. „Willkommen in meinem kleinen Reich, der einzige Raum in diesem Haus, der nicht von Wahnsinn verseucht ist", sagte Sirius und seine Stimme klang auf düstere Weise heiter. „Ist uns eine Freude", antwortete James und trat grinsend an ihm vorbei in den dunklen Raum. Sirius trat hinter seinen Freunden ebenfalls ein und im schummrigen Licht der Straßenlaterne vor dem Fenster sah James, wie er seinen Zauberstab hervorzog. Er schnippte kurz mit der Spitze des Stabes und das Zimmer wurde mit einem unsicheren Flackern erhellt. Sie sahen ein Bett in der hinteren Ecke des Raumes, daneben ein kleines Nachtschränkchen, auf dem Bücher und ein paar Muggelzeitschriften lagen. James fragte sich, wie Sirius daran gekommen war, wenn man seine hochgradig muggelfeindliche Familie bedachte. An den Wänden hingen Bilder von Motorrädern, die James grinsen ließen. Er wusste, dass sein Freund sich für diese Geräte begeisterte, aber gleichzeitig, dass die offene Bewunderung der Muggelmaschinen die reinste Provokation war. „Nette Bude", kommentierte Peter, der allmählich wieder er selbst zu werden schien. „Geht so", antwortete Sirius und ließ sich auf das Bett fallen. Eine Staubwolke stob auf. „Sieht aus, als hätte meine geliebte Mutter immer gut auf mein Zimmer geachtet und es hübsch in Stand gehalten, falls ich zurückkommen will", sagte er spöttisch und beäugte die verstaubten Regale. Mal wieder fragte sich James, was in dieser Familie alles vorgefallen war, dass Sirius ohne mit der Wimper zu zucken feststellen konnte, dass seine Mutter sich nicht für ihn interessierte und es ihr scheinbar egal war, ob er zurückkam oder nicht. Da bemerkte James, dass die Feldbetten, von denen Walburga gesprochen hatte, schon bereitstanden. Kurz entschlossen ließ er sich auf das neben Sirius' Bett fallen. „Ich denke, wir werden es hier aushalten können", verkündete er, wobei er sich noch nicht ganz sicher war ob er das wirklich dachte oder ob er die anderen und sich selbst lediglich davon überzeugen wollte, dass es so war. So oder so, sie würden es aushalten müssen. „Aber jetzt zum Plan. Wie gehen wir vor? Haben wir überhaupt einen Plan?", fragte er und sah sich in der Runde um. Sirius strich mit dem Finger über den Nachttisch, was dazu führte, dass in der Schublade etwas zu rumpeln begann, nahm die Hand schnell wieder weg und antwortete dann amüsiert: „Ich schätze, wir genießen einfach den luxuriösen Aufenthalt in dieser Wohlfühl-Villa und das freundliche Umfeld und lassen uns treiben. Die Wände sind hier sehr dünn, es sollte nicht allzu schwierig sein etwas aufzuschnappen, wenn man es darauf anlegt." „Dann sollten wir wohl ein bisschen leiser reden", zischte Remus, „damit das freundliche Umfeld hier nichts von unseren Absichten mitbekommt. Und wo wir grade von Absichten sprechen, denkt ihr Bellatrix und die anderen könnten ein Problem für uns werden? Ich weiß nicht, ich bin nicht sicher, ob deine Mutter so begeistert davon wäre, dass wir alle in Gryffindor sind." James nickte zustimmend. Die Black-Schwestern könnten ihnen wirklich Ärger bescheren. „Wahrscheinlich nicht", stimmte Sirius zu, „aber ich bin dringend dafür, dass wir uns jetzt noch für ein paar Stunden aufs Ohr legen, die Probleme werden morgen immer noch die gleichen sein." Damit ließ er sich, samt seiner Straßenkleidung, rücklings auf dem Bett nieder und wälzte sich anschließend auf die Seite, sodass er seinen Freunden zugewandt lag. Auch die machten es sich bequem, so bequem wie es auf Feldbetten eben möglich war, und schlossen die Augen. James war erfüllt von einer inneren Unruhe, von der er sicher war, dass sie ihn wachhalten würde. Aber die lange Reise, die Aufregung und die Nervosität, die er in Gegenwart von Sirius' Familie empfand, forderten nun ihren Tribut und schon bald sank er in einen dämmrigen Halbschlaf, durchzogen von sinnlosen Träumen über Bücher in Schläuchen, die Geister waren, wenn sie auf der anderen Seite herauskamen.
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James Potter und die Rumtreiber - Der geheime Plan
FanfictionNichts gibt es in Hogwarts mehr als Geheimnisse. Einige davon sind mehr als erwünscht, andere nicht nur ebenso unerwünscht, sondern auch gefährlich... James Potters erstes Jahr in Hogwarts beginnt aufregend und soll auch so bleiben! Neben neuen Freu...