25. Kapitel - Der Plan im Plan

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Warum brauchen Sie unsere Hilfe?", fragte James. Er war völlig überrumpelt. Das war wirklich das Allerletzte mit dem er gerechnet hätte. „Immer mit der Ruhe", sagte Hawk und James hätte ihm den Hals umdrehen können, dafür, dass er sie mit vollster Absicht so auf die Folter spannte. „Ich sagte gerade, dass ihr nicht die ganze Geschichte kennt, also denke ich, dass es  an der Zeit ist euch davon zu erzählen." Das dachte James allerdings auch. Das hätte er schon lange tun können, das hätte ihnen so einiges erspart. „Es stimmt, ich habe diese Stelle angenommen, mit einem anderen Gedanken als der gute alte Dumbledore glaubte, ich habe mit den Blacks zusammengearbeitet und mit ihm." „Mit du weißt schon wem", ergänzte James düster und verschränkte die Arme vor der Brust. „Genau", gab Hawk zu. Er schien nahezu beschämt. „Aber dann wurde ich ein Mitglied dieser Schule, ein Lehrer, ein Kollege, ein Freund. Ich wollte nicht mehr mitmachen, aber man kann beim Dunklen Lord nicht einfach so aussteigen, wisst ihr?" „Das haben wir uns fast gedacht", antwortete Sirius kühl und kippte mit seinem Stuhl auf die beiden hinteren Beine. „Jedenfalls", fuhr Hawk unbeirrt fort, „wurde er irgendwann misstrauisch, begann mir Fragen zu stellen und erzählte mir nicht mehr so viel, was auch zu den Black-Schwestern durchsickerte. Sie beschuldigten mich, dem Dunklen Lord nicht mehr treu ergeben zu sein, ich weiß nicht genau, ob ihr das mitbekommen habt, als ihr unser Gespräch unglücklicherweise belauscht habt." Es stimmte. James erinnerte sich an den kurzen Teil des Gesprächs und auch an ihre spätere Diskussion deswegen. „Wieso unglücklicherweise?", fragte Sirius, „Ist doch jetzt Glück für Sie, dass wir davon wissen." „Richtig", stimmte Hawk zu, „aber ihr habt euch selbst in große Gefahr gebracht bei dem Versuch mehr herauszufinden." „Kommen Sie zum Punkt", verlangte Sirius. Hawk nickte beschwichtigend. Seine Augen wanderten von einem zum anderen, als überlege er bei jedem Einzelnen, ob er es riskieren konnte ihn zu fragen. „Tatsache ist, ich will sie aufhalten. Ich war früher dem Dunklen Lord wirklich treu ergeben, ich will ehrlich sein, ich war begeistert von dem Plan. Aber ich wurde immer unsicherer. Als ich von dem Plan erfuhr waren all die jungen Hexen und Zauberer in dieser Schule nichts als Figuren auf einem Schachbrett, aber nun... Ich kenne ihre Namen, ihre Gesichter, ihre Freunde, teilweise sogar ihre Familien. Ich kann das nicht mehr tun und muss verhindern, dass es jemand anders tut. Und es ist möglich, dass ich dafür eure Hilfe brauche. Ihr seid talentierte junge Zauberer, ich habe euch beobachtet, und vor allem seid ihr nicht dumm. Wie Sie reagiert haben, Potter, als ich Sie erwischt habe, ich das werde ich nie wieder zugeben, aber das hat mich beeindruckt." Dieses Gespräch hielt doch wirklich so allerlei Überraschungen bereit, noch etwas, womit James nie gerechnet hätte. „Aber wie sollen wir Ihnen denn nun helfen?", mischte sich Peter ein. Der Professor atmete kurz durch und als er die Luft ausstieß, flackerte die Kerze auf seinem Schreibtisch. „Ihr müsst natürlich nicht mitmachen, wenn ihr nicht wollt, das kann ich unmöglich verlangen, aber ich habe einen Plan und die Entscheidung liegt ganz bei euch." Er machte eine kurze Kunstpause und James merkte, dass er gegen seinen Willen an den Lippen des Professors hing. Er hatte keine Ahnung wie sein Plan aussah, aber er wusste, dass er mitmachen würde, denn was auch immer die Black-Schwestern vorhatten, es brachte alle in Gefahr, die ihm wichtig waren und er würde alles tun, um sie aufzuhalten. „Der Plan ist Folgender: Ich werde sie irgendwie ablenken, damit sie alle ihre Aufmerksamkeit auf mich richten. Ich sage euch vorher wo das Ganze stattfinden soll-" „Das wissen wir schon", rief James dazwischen. Hawk sah ihn überrascht an und James verspürte eine gewisse Genugtuung, weil Hawk sie in dieser Hinsicht unterschätzt hatte und eines Besseren belehrt worden war. „Umso besser", meinte er dann aber und fuhr fort, „Also, ihr positioniert euch dann vorher dort in der Nähe irgendwo wo sie euch auf keinen Fall sehen können. Wenn ich sie ablenke, schleicht ihr euch von hinten an und überwältigt sie. Dann bringen wir sie zu Dumbledore und beweisen alles mit dem Buch, das natürlich auch dort sein wird." James nickte langsam. Das war nicht wirklich ein idiotensicherer Plan, aber der Beste den sie hatten und jemanden aus den feindlichen Reihen auf ihrer Seite zu haben, war der entscheidende Trumph im Ärmel, den sie so dringend brauchten. Er wechselte einen Blick mit Sirius und sah, dass er das Gleiche dachte wie er. Sein Blick wanderte weiter zu Peter, der ihn mit großen Augen unsicher ansah und dann zu Remus, der ein leichtes Nicken andeutete. „Also gut", sagte James und stand auf, „wir sind dabei." Ein schmales Lächeln überzog Hawks Mund und James hielt ihm die Hand hin. Als Hawk sie ergriff, hatte James das Gefühl einen Pakt einzugehen, den er nicht brechen konnte. Wie gut, dass das das Letzte war, das er zu tun gedachte. „Ich habe noch eine Frage", sagte James, als Hawk sich gerade erhob. Die Frage plagte ihn, seit er herausgefunden hatte, was der geheimnisvolle Plan war, aber er konnte einfach keine Antwort darauf finden. „Was denn, Potter?", fragte Hawk und wandte sich noch einmal um, nachdem er schon an den Freunden vorbei nach draußen gegangen war. „Warum das alles?", fragte James geradeheraus und wartete gespannt auf die Antwort, „Warum jeden Menschen im Schloss in einen Geist verwandeln?" Hawk drehte sich um und lehnte sich gegen einen der Schülerpulte. „Nun, es überrascht mich doch ein wenig, dass ihr noch nicht selbst darauf gekommen seid." James hob genervt die Augenbrauen. Hawk zuckte die Schultern und fügte hinzu: „Aber andererseits wäre es vermutlich weniger gut, wenn ihr es euch denken könntet, der nächste Schritt dieses Plans geht tief in die schwarze Magie und es wäre doch beunruhigend, wenn ich euch damit auskennen würdet." Es gab noch einen Schritt? James war die ganze Zeit davon überzeugt gewesen, dass das der ganze Plan war. Aber andererseits erklärte das auch, warum er in diesem Ziel absolut keinen Sinn erkennen konnte. „Erstens, Avada Kedavra ist nur für eine einzelne Person geeignet, bei tausenden von Schülern, würde das enorm lange dauern und man würde natürlich aufgehalten werden, bevor man das Werk zu Ende bringen könnte. Zweitens, Geister wissen nicht, dass sie Geister sind, wenn niemand es ihnen sagt, wie man ja am guten Professor Binns bestens sehen kann." „Das wissen wir schon", warf Peter ein, „Wir haben uns über Geister informiert, nachdem wir alles herausgefunden hatten." „Gut", fuhr Hawk fort, „also eine ganze Schule voller unwissender Geister, aber was passiert mit den Körpern? Die müssen natürlich weggeschafft werden, damit die Geister nicht bemerken, dass sie tot sind, was ja eine berechtigte Annahme ist, wenn man den eigenen Körper leblos irgendwo herumliegen sieht. Und die will der Dunkle Lord sich zunutze machen. Er wird die Leichen hunderter, tausender Schüler benutzen, um an die Macht zu kommen, um alles zu unterwerfen, während noch niemand weiß, dass sie überhaupt tot sind. Er verwandelt sie in sogenannte Inferi." James erschauerte. Er hatte das Wort noch nie gehört, aber er hatte einen schrecklichen Verdacht. Der Gedanke verursachte ihm Übelkeit. Hawk senkte die Stimme und begann zu erklären: „Ein Inferius ist eine Leiche, die durch schwarze Magie wieder zum Leben erweckt wird. Aber es ist kein Leben, in das sie zurückkehrt, es ist ein willenloser Zustand gänzlichen Gehorsams. Ein Inferius hat kein eigenes Bewusstsein, er besteht nur aus dem Zauber seines Herren und bewegt sich unter seinem Befehl wie eine Marionette." James wurde schlecht. Nie hatte er etwas so Schreckliches gehört, nie hätte er sich in seinen schlimmsten Albträumen ausmalen können, dass er so etwas einmal miterleben würde. Aber es würde nicht passieren, das würde er nicht zulassen. Im wahrsten Sinne des Wortes, nur über seine Leiche. „Und Hogwarts, weil..." „Weil hier unglaublich viele Menschen auf einem Haufen sind und niemand einem Kind etwas antun könnte, das er vielleicht sogar kennt, selbst wenn es versucht einen anzugreifen", vollendete Sirius den Satz mit rauer Stimme. „Das ist so krank", sagte Remus. Es war das Erste, was er gesagt hatte, seit sie angefangen hatten mit Hawk zu sprechen und er spuckte den Satz aus wie ein widerliches Gift, das drohte seinen Körper zu zerfressen. Er konnte ihm nur zustimmen. „Wann geht es los?", fragte Sirius. „Ich weiß noch nichts Genaues, aber es kann nicht mehr lange dauern. Noch diese Woche. Ich werde euch Bescheid geben", sagte er, stieß sich vom Pult ab und ging auf die Tür zu. „Ich wünsche Ihnen noch eine gute Nacht." Damit verschwand er in den Schatten der nächtlichen Korridore. James und seine Freunde blieben fassungslos zurück. Sie konnten noch immer nicht wirklich glauben, was gerade passiert war. Professor Hawk war nun doch auf ihrer Seite und sie hatten mit dem von ihnen am meisten gehassten Lehrer einen Geheimplan ausgeheckt. „Das war... interessant", brach Remus schließlich das Schweigen. „Allerdings", stimmte Sirius zu, „interessant, verstörend und äußerst aufschlussreich." „Ich kann es nicht glauben, dass wir jetzt ausgerechnet mit Hawk gemeinsame Sache machen", schnaubte James, der dem Professor für seine Rettung zwar wirklich dankbar war, ihm das mit Remus allerdings trotzdem nicht verziehen hatte. „Jetzt kriegen wir sie", freute sich Peter und rieb sich die Hände, als hätte er das größte Festmahl seines Lebens vor sich. „Tja, wir dürfen wohl gespannt sein, wie das endet", murmelte Remus und sah besorgt aus dem Fenster. „Hey, Remus", versuchte James ihn zu beruhigen, „wir schaffen das, wenn wir bisher nicht gestorben sind, werden wir es jetzt auch nicht mehr tun. Und alles andere kriegen wir sowieso hin. Also, einfach locker bleiben." Er lehnte sich zufrieden in seinem Stuhl zurück. „Wollen wir eigentlich langsam zurück oder schlafen wir jetzt hier im Klassenraum?", fragte Peter und erhob sich. James zuckte die Schultern und sagte: „Ach, Hawk freut sich bestimmt, wenn er morgen für seinen ersten Unterricht hier auftaucht und seine frisch gebackenen Komplizen schlafend auf seinem Schreibtisch vorfindet." Sirius lachte schallend und Remus zischte: „Pssssst, es ist immer noch mitten in der Nacht und es wäre wirklich hilfreich, wenn niemand aufwacht und uns hier erwischt, sonst werden wir am Ende alle von der Schule geschmissen, bevor wir Hawks glorreichen Plan ausführen können." „Schon gut, entspann dich Remus", kicherte Sirius und stand ebenfalls auf, „Also wie sieht's aus? Verziehen wir uns und schlafen noch ein bisschen? Klingt ja so als würden wir demnächst nachts fit sein müssen." James nickte zustimmend und auch Remus erhob sich und stellte sich neben Sirius und Peter. James zog den Tarnumhang heraus und sie verschwanden wie sie gekommen waren, unsichtbar und lautlos.

In den nächsten Tagen war James das reinste Nervenbündel und seinen Freunden ging es genauso. Immer wenn sie Professor Hawk begegneten, warteten sie auf irgendein Zeichen. Inzwischen war sich James auch nicht mehr sicher, ob er sich wünschte, dass es bald so weit war oder dass es nie so weit kommen würde. Ihre Reaktionen zeigten sich unterschiedlich. Sirius war aufgekratzt, Peter schien in regelmäßigen Abständen kalte Füße zu kriegen und Remus wirkte in sich gekehrt und zunehmend besorgter. James sah, dass er oft auf seiner Unterlippe kaute, mit den Knien wippte und besorgt aus dem Fenster sah. Er selbst war durchgehend angespannt, wie eine Katze, die einer Maus auflauert und bereit zum Sprung ist. Nach ein paar Tagen, hielten sie es im Unterricht für Verteidigung gegen die dunklen Künste kaum noch aus, still zu sitzen. Am Ende der Stunde teilte Hawk die korrigierten Aufsätze aus, die sie als Hausaufgabe aufbekommen hatten. Lustlos stopfte James ihn direkt in die Tasche, bevor er sie den Raum verließen. Zurück im Gemeinschaftsraum ließen sie sich in die Sessel vor dem Feuer fallen und zogen ihre Aufgaben aus den Taschen. Dabei fiel James sein Aufsatz entgegen und als er das Pergament aufrollte, rutschte auf einmal ein kleiner, gefalteter Zettel heraus. James' Herz begann schneller zu schlagen, war das das, was er dachte das es war? „Leute", rief er, ohne den Blick von dem Zettel zu wenden, als bestünde die Gefahr, dass er verschwand, wenn er ihn aus den Augen ließ. Seine Freunde hoben die Köpfe, erkannten was er in der Hand hielt und rutschten sogleich zu ihm heran, um sehen zu können, was auf dem Zettel stand. Als alle da waren faltete James das Stück Papier hastig auseinander. Mit schwarzer Tinte standen in krakeliger Handschrift drei Worte darauf: Heute Abend, Sonnenuntergang James sah seine Freunde an. Es war so weit. Sirius fuhr sich mit den Händen durch die Haare, Peter begann wieder mal vor dem Feuer hin und her zu laufen und Remus starrte einfach nur wie gebannt auf die Nachricht. James sah puren Schock auf seinem Gesicht. Anscheinend machte das, was vor ihnen lag, ihm doch mehr Angst als James gedacht hatte, obwohl er bisher nie ängstlich gewirkt hatte. Nun sah er regelrecht verstört aus. James sah auf die Uhr. Es war halb vier, viel Zeit blieb ihnen nicht mehr, bevor sie in Position gehen mussten, noch ein paar Stunden. Sein Blick wanderte zurück zu Remus, dessen Blick nun gänzlich den Fokus verloren hatte. „Remus", begann James vorsichtig, „du weißt, dass du nicht mitkommen musst, wenn du nicht willst." Remus hob den Blick und sah ihn an. Auch Peter und Sirius waren auf ihn aufmerksam geworden und kamen zu ihnen. Remus schüttelte leicht den Kopf, als würde er etwas verneinen, was er in seinen Gedanken zu sich selbst gesagt hatte. „Ich kann nicht mit euch kommen, heute Nacht", brachte er dann hervor. Er klang nicht verängstigt, eher entschlossen. „Warum nicht? Was ist los?", fragte Sirius besorgt und James meinte auch einen winzigen Hauch Enttäuschung zu hören. „Es ist...", begann Remus, schien mit sich zu ringen und warf dann die Hände in die Luft, „Es tut mir leid, ich kann es nicht erklären." Niedergeschlagen sah er zu Boden. Ist es wieder wegen seinem Geheimnis? Was kann es nur sein, dass er sich das entgehen lässt? Wir haben monatelang daran gearbeitet, so weit zu kommen. James holte Luft, um ihn zu fragen, aber Remus unterbrach ihn sofort: „Es tut mir leid, ich komme nicht mit und nichts was ihr sagt, kann etwas daran ändern." Damit wandte er sich von ihnen ab und ging die Treppen zum Schlafaal hinauf. James wollte ihm folgen, aber Sirius hielt ihn zurück. „Ich glaube er will jetzt allein sein", sagte er leise. James nickte und setzte sich wieder. Sie warteten und warteten, aber Remus kam nicht wieder herunter und sie beschlossen ihn in Ruhe zu lassen, da er wohl einfach nur allein sein wollte. Er würde zu ihnen kommen, wenn er reden wollte oder es sich anders überlegte. Aber James fürchtete, dass seine Entscheidung endgültig war. Sie würden es wohl zu dritt schaffen müssen.

James  Potter und die Rumtreiber - Der geheime PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt