Leise quietschend schwang die Tür des Gryffindor-Schlafsaals der Jungen auf und vier Gestalten schlichen heraus. Leise durchquerten James, Sirius, Remus und Peter den Gemeinschaftsraum und verschwanden durch das Portal. Sie mussten nicht weit laufen und waren nach kurzer Zeit bei der Statue der einäugigen Hexe angekommen. James bemerkte, wie Peter sich nervös umsah. Er wusste warum, auch er selbst war ein wenig unruhig. Seit sie in der Nacht, in der Remus verschwunden war von Professor Hawk erwischt worden war, fühlte er sich beobachtet, wenn er nachts durch das Schloss schlich. Das war das erste Mal seit dem, aber er konnte es deutlich spüren. Auch Sirius schien es so zu gehen, nur Remus war vollkommen entspannt. Während James, Sirius und Peter sich immer wieder umsahen, stellte sich Remus mit erhobenem Zauberstab vor den Buckel der Hexe, tippte ihn an und flüsterte: „Dissendium!" Wie am Nachmittag öffnete sich der Buckel sofort und sie blickten in die Dunkelheit hinab. Sie bissen die Zähne aufeinander und nickten sich gegenseitig zu. Dann erleuchteten sie ihre Zauberstäbe und nach kurzem Zögern stieg James als Erster in den geöffneten Buckel. Hinter sich hörte er, wie Sirius ebenfalls den Buckel erklomm und das erste Bein in den Tunnel schwang. James hatte sich bisher noch am Rand des Lochs festgehalten und gespürt, dass seine Füße ins Leere baumelten. Er schloss die Augen, nahm sich fest vor nicht zu schreien und ließ los. Im ersten Moment spürte er freien Fall. Dann kam er auf dem Boden auf, erstaunlich sanft, da der Boden so abgerundet war, dass der Aufprall kaum wehtat. Aber er blieb nicht sitzen, sondern rutschte direkt weiter abwärts. Als er realisierte, dass dieser Tunnel die reinste Rutschpartie war, brachte er gerade noch geistesgegenwärtig seinen Zauberstab im Inneren seines Umhangs in Sicherheit. Dann verlor er völlig die Kontrolle. Um ihn herum war alles dunkel und er spürte, wie er sich hin und her drehte und an den Tunnelwänden entlang rutschte, wenn der Gang abrupte Kurven machte. „Au!", rief Sirius hinter ihm. Er musste sich gedreht haben und mit dem Kopf zuerst in eine Kurve geflogen sein. Feuchte Erde rauschte an seinen Händen vorbei, als er die Hände zu den Seiten ausstreckte, um einigermaßen aufrecht sitzen bleiben zu können. Allmählich spürte er, wie er langsamer wurde und schließlich ganz zum Stillstand kam. Sirius rauschte von hinten heran und prallte in James Rücken. Sirius richtete sich auf. Auch er hatte seinen Zauberstab während der wilden Abfahrt eingesteckt, zog ihn nun aber wieder hervor und murmelte: „Lumos!" Das helle Licht ließ Schatten an den unebenen Wänden aufflackern. Dünne Wurzeln ragten aus der Erde. Sie mussten sich unter einem Wald befinden. „Also", begann James und erhob sich, „das sieht für mich nicht nach dem Gemeinschaftsraum der Slytherins aus." Er sah sich um, während er Sirius die Hand reichte. Der zog sich hoch und sagte: „Wobei Schniefelus sich hier sicher wohlfühlen würde." James lachte und sah sich weiter um. Über ihren Köpfen war noch vielleicht ein halber Meter Luft. Zumindest über James' Kopf, bei Sirius sah das da schon anders aus. „Wo bleiben eigentlich die anderen?", fragte er Sirius, aber der zuckte nur die Schultern und sah verwirrt über die Schulter nach hinten. Dann ertönte ein schleifendes Geräusch und Peter kam aus der Dunkelheit hervor, dicht gefolgt von Remus. Remus sah sich als erstes um und kommentierte: „Gemütlich hier." Sirius grinste und zog ihn und Peter vom Boden hoch. Dann gingen sie weiter. Der Tunnel blieb vorerst auf einer Höhe, dann begann er irgendwann anzusteigen. Mit den Minuten, die vergingen, verschwanden auch die Wurzeln aus dem Erdboden über ihnen. „Wie weit sollen wir denn noch laufen?", fragte Peter, „Hat dieser Gang auch ein Ende?" „Das werden wir wohl früher oder später herausfinden", gab James zurück und beschleunigte seine Schritte ein wenig. Er war neugierig. „Also das Schlossgelände haben wir auf jeden Fall lange verlassen", bemerkte Sirius und ließ das Licht seines Zauberstabes an den dunklen Wänden hinauf und hinunter wandern. „Was glaubt ihr, wo wir rauskommen könnten?", fragte Remus. James antwortete: „Ich habe keine – AU!" Sein Kopf war gegen etwas Hartes gestoßen, nachdem der Gang erst immer weiter angestiegen und dann zu steilen Stufen geworden war. „Was ist denn? Alles gut?", fragte Sirius. „Jaa, alles gut aber leuchte mal nach da oben!", wies James ihn an. Sirius hob wie geheißen seinen Zauberstab und zu ihrer Überraschung sahen sie eine Art Holzklappe vor sich, aus alten Brettern zusammengenagelt. „Wir sind da", sagte James aufgeregt und ging noch etwas höher, um von unten mit der Schulter gegen die Luke drücken zu können. Sie klemmte. Er versuchte es erneut und mit einem Mal lockerte sie sich und sprang auf. James nickte Sirius zu und der hob den Zauberstab und kroch anschließend durch die Luke. James folgte ihm und fand sich in einem dunklen Raum wieder. Der staubige Fußboden sah genauso alt und schief aus, wie die Luke von unten. Im Licht von Sirius Zauberstab, das nicht allzu weit reichte, erkannte er noch den Ansatz einer Treppe und die Füße einiger Regale. Er zog ebenfalls seinen Zauberstab hervor und sagte: „Lumos" Das Licht erglühte und James stand auf, um sich weiter in dem Raum umzusehen. Wo waren sie hier? Als erstes ging er auf eines der Regale zu und traute seinen Augen kaum, als er sah, was darin gelagert wurde. „Leute, seht euch das an!", rief er entgeistert und seine drei Freunde erschienen rechts und links neben ihm. Ihre vier Zauberstäbe beleuchteten Berge von allen erdenklichen Süßigkeiten. Es gab alles, was James je in seinem Leben gegessen hatte und je noch essen wollte. Bittersüße Säuredrops, Honigmuscheln, riesige Klebelutscher, essbare Spinnweben, Chillicracker, Schokofrösche und noch viele andere Dinge, von denen James nicht einmal hatte ahnen können, dass es sie gab. „Wir sind im Honigtopf!", stieß James hervor. „Der Honigtopf?", fragte Remus verwirrt. „Na, der Honigtopf!", rief Sirius, als könnte er nicht glauben, dass Remus noch nie davon gehört hatte, „Der Süßigkeiten-Laden ins Hogsmeade!" „Ist Hogsmeade nicht die einzige Stadt in der nur Hexen und Zauberer leben? In der Nähe von Hogwarts?", fragte Remus. „Ja, genau!", rief Sirius begeistert, „Wisst ihr was das heißt?" „Oh ja", sagte James und grinste so breit, dass seine Wangen schmerzten, „wir haben einen Geheimgang ins Herz von Hogsmeade entdeckt!" „Das ist der absolute Wahnsinn!", rief Peter und fragte, „Heißt das, dass da oben der Laden ist und wir durch diesen Keller einfach nach draußen und nach Hogsmeade spazieren könnten?" „Genau das heißt es!", antwortete James und konnte sich kaum bremsen in seiner Aufregung. Was das für neue Möglichkeiten bot! Sie konnten sich, wann immer sie wollten nach Hogsmeade schleichen und dort machen was sie wollten, da nicht einmal Lehrer dabei wären, die sie überwachen könnten! „Das ist unglaublich!", rief Sirius und klang ebenso begeistert und aufgeregt wie James, „Remus, du bist ein Genie!" „Ich?", fragte er lachend, „Ich habe weder diesen Gang gebaut noch den Honigtopf!" „Du hast ihn gefunden! Weißt du was uns das jetzt für Möglichkeiten bietet?" Offenbar hatte Sirius schon genau das Gleiche gedacht wie James. Nun stand ihnen alles offen! Sie könnten sogar... James fiel die Kinnlade herunter, als sich eine weitere neue Möglichkeit vor ich auftat. „Leute", brachte er hervor, „wir können in Zonkos Scherzartikelladen!" Auch Sirius klappte der Mund auf. Remus schien auch von dem keine Ahnung zu haben, aber der Name war selbsterklärend. Er grinste breit. Das war mehr, als sie sich je von diesem Gang hätten erträumen können. „Dieser Tunnel, ist tausend Mal besser als der Gemeinschaftsraum der Slytherins!", rief Sirius, „Herrschaften, wir haben eine Goldgrube entdeckt!" Sie klatschten einander ab und überlegten dann, wie sie diesen Gang als erstes nutzen wollten. Auf jeden Fall wollten sie sich gleich am nächsten Tag, wenn der Honigtopf wieder geöffnet hatte, zunächst mit Vorräten eindecken. Als nächstes würden sie zu Zonko gehen, um ein paar nette, neue Anschaffungen zu machen, damit den Lehrern in den Ferien nicht langweilig wurde. Sie ließen sich auf dem Kellerboden nieder und redeten und redeten, schmiedeten zahllose Pläne und lachten so laut, dass sie wirklich froh sein konnten, dass sich niemand im Laden über ihnen befand. Irgendwann begann Peter zu gähnen und die Freunde entschlossen sich zurück nach Hogwarts zu gehen, um vielleicht doch noch ein wenig zu schlafen, bevor sie am nächsten Morgen zum letzten Schultag vor den Ferien geweckt werden würden. Einige Minuten später quälten sie sich keuchend den steil ansteigenden Gang hinauf. James erinnerte sich lebhaft an den Hinweg, er hätte damit rechnen müssen, dass es so anstrengend würde. Als sie schon den hellen Kreis sahen, wo der Buckel der Hexe noch immer geöffnet war, hielt er an und lauschte. Auf dem Gang war nichts zu hören. Vorsichtig kletterte James den Schacht hoch und lugte schließlich oben aus dem Buckel heraus. Weit und breit war niemand zu sehen. „Alles klar, niemand hier", flüsterte er seinen Freunden zu und zog sich aus der Öffnung. Der kalte Steinboden fühlte sich nach der feuchten Erde seltsam an unter seinen Füßen. Der Korridor, in dem die Statue der einäugigen Hexe stand, war wie ausgestorben und stockdunkel. Das einzige Geräusch, war das leise Schnarchen von ein paar alten Männern mit Monokeln in einem Gemälde an der Wand gegenüber der Statue. Hinter James kletterten seine Freunde ebenfalls aus der Öffnung hervor und verteilten sich im Gang. „Nächstes Mal sollten wir den Buckel hinter uns schließen", sagte er, nachdem Peter als letzter herausgekrochen war. Die anderen nickten und dann schlichen sie schweigend zurück in den Gemeinschaftsraum. Diesmal ließen sie sich nicht im Gemeinschaftsraum nieder, da sie alles eigentlich schon im Keller des Honigtopfes besprochen hatten und nun alle von der Müdigkeit eingeholt wurden. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg in den Schlafsaal, ließen sich in ihre Betten fallen, nachdem sie die schlammverschmierten Umhänge abgestreift und versteckt hatten, und schliefen fast sofort ein.
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James Potter und die Rumtreiber - Der geheime Plan
FanfictionNichts gibt es in Hogwarts mehr als Geheimnisse. Einige davon sind mehr als erwünscht, andere nicht nur ebenso unerwünscht, sondern auch gefährlich... James Potters erstes Jahr in Hogwarts beginnt aufregend und soll auch so bleiben! Neben neuen Freu...