Kapitel 5 - Nach der Frustration eine Kanalisation

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„Malina? Malina, wo steckst du?“ Erschrocken drehte ich mich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Nr. 8 stand nur wenige Meter vom Gullideckel entfernt und sah sich hektisch um, ehe sie schnell weiter lief. Und ich, ich stand einfach nur wie angewurzelt da. Ich war überfordert. Ich bin tatsächlich in einer komplett anderen Welt. Ist das hier überhaupt noch die Erde oder befindet sich dieser Planet überhaupt in der Milchstraße? Ist dieser Ort in einer ganz anderen Galaxie? Und wie komme ich hier wieder weg?

Als ich mich erneut in den Fenstern der Läden sah, spürte ich, wie Tränen über meine Wangen flossen. Ich bin nicht nur an einem völlig fremden Ort, nein, ich bin nicht mal mehr ein Mensch. Sollte es mir tatsächlich gelingen, einen Weg zurück nach Hause zu finden, könnte ich dennoch nicht zurückkehren. Als diese Lebensform Ende ich am Ende nur als Versuchsobjekt in irgendeiner Forschungseinrichtung.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten, meine Traurigkeit überschlug zu einer unglaublichen Wut. Dieses Gefühl, sein ganzes altes Leben verloren zu haben, egal wie grausam dieses sein kann, war einfach nur frustrierend. Vielleicht habe ich auch kein Leben mehr. Vielleicht bin ich deswegen in dieser Welt gelandet. Andererseits bin ich ganz normal zu Hause ins Bett gegangen. Das ergibt doch alles keinen Sinn!

„Malina! Da bist du ja!“ Mein Blick wanderte zu Nr.8, welche mich besorgt ansah. „Ist alles in Ordnung bei dir?“ – „Ob alles in Ordnung ist, willst du wissen? Nichts ist in Ordnung! Erst gestern bin ich seelenruhig in mein Bett gegangen nur um dann in einer völlig anderen Welt aufzuwachen! Ich werde wahrscheinlich nie wieder zurückkehren können, vor allem nicht, weil ich nicht einmal mehr ein Mensch bin!“ Hastig holte ich Luft.

Mein Gegenüber schaute mich mit großen Augen an, sagte jedoch kein Wort. „Tut mir leid, dass ich dich so angeschrien habe, es ist schließlich nicht deine Schuld.“, gestand ich kurz danach. Nr.8 schwieg noch eine kurze Weile, bis sie mir ihre Hand hingestreckte. „Komm, die anderen warten sicherlich schon.“ Irritiert griff ich nach dieser und ließ mich über den Platz führen, bis wir wieder vor diesem Gullideckel standen. „Stell dir einfach vor, wie du dich in deine Tintenfischform verwandelst.“ Mit diesen Worten verschwand sie ein zweites Mal durch den Gullideckel.

Nach kurzem Zögern stellte ich mich ebenfalls auf diesen und versuchte mir vorzustellen, wie ich mich verwandele. Ich spürte, wie ich durch das Gitter fiel und kurz danach auf einem kalten Boden lag. Ein ekelerregender Gestand machte mir bewusst, wo ich mich hier befand. Ich war in einer Kanalisation. Ich hielt mir meine Hände vor dem Mund, als ich aufstand. Warum zur Hölle hat Nr.8 mich hierher gebracht?

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