Kapitel 35 - Auf (Nimmer-)Wiedersehen

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Wir liefen durch das mittlerweile etwas ruhigere, aber trotzdem noch gut belebte Inkopolis. Wahrscheinlich steckten die meisten gerade in Revierkämpfen oder so. “Malina, alles gut bei dir?” Verwundert schaute ich zu Nr.8. “Du wirkst so müde.” Ja, müde war ich. Und es wurde irgendwie immer stärker. Hieß das etwa, dass es fast so weit war? 

Ich drehte mich zu Nr.8. “Nr.8, ich glaube, es ist bald soweit.” Ihr Blick wirkte traurig, ihre Augen waren voller Schmerz. Wir beide würden uns in vielleicht nur wenigen Minuten verlieren. Für immer. “Wollen wir wieder zurück zu den anderen?” Ich nickte. Ein finales auf Wiedersehen. Wobei, ein Wiedersehen gab es nicht. 

Es war zwischen uns so furchtbar still. Viel zu still. Nicht, weil es nichts zu sagen gab, sondern weil es einfach zu viel war. Weil es einfach alles unfassbar weh tat. “Malina” Ich hörte meinen Namen - ich wurde gerufen. Es war jedoch nicht Nr.8, die mich rief, nein, es war dieser Geist. Ich lief so schnell ich konnte auf Nr.8 zu und zog sie in eine Umarmung. “Ich werde dich vermissen, Nr.8. Du bist die beste Freundin, die ich je hatte. Ich werde dich nicht vergessen.” Ich fing an zu weinen, Nr.8 fing an, zu weinen - das war doch nicht fair! “Ich werde dich auch niemals vergessen, Malina. Danke, dass ich dich kennenlernen durfte.” 

Nr.8 sprach weiter, doch ich verstand sie plötzlich nicht mehr. Ich nahm gar nichts mehr um mich herum wahr. Meine Augen fielen nun endgültig zu. Es war vorbei.

“Du hast wirklich wundervolle Freunde gefunden, Malina.”

Ich öffnete meine Augen und schaute direkt in die Augen des katzenähnlichen Geistes. “Ich hoffe, du konntest dich angemessen von ihnen verabschieden.” 

Ich schwieg. Nicht, weil ich irgendwie trotzig sein wollte, sondern weil ich einfach keine Antwort auf die Frage kannte. Hatte ich mich verabschiedet? Ja. Bei allen? Ebenfalls ja. Hat es gereicht, um mit allem abzuschließen? Bei weitem nicht. 

“Ich bin ehrlich gesagt noch nicht bereit, zu gehen. Ich würde mich gerne noch länger von meinen Freunden verabschieden und mir Inkopolis noch einmal in Ruhe anschauen. 

“So sehr ich dich auch verstehen kann, Malina, aber das wird dir nichts bringen.” 

Weil ich nie bereit sein werde? Weil ich mich immer noch besser verabschieden kann? Weil Abschiede immer schmerzhaft sind? Weil ich nie alles von Inkopolis gesehen haben werde? Weil ich mir unmöglich alles merken kann?

“Wenn du wieder in deiner Welt aufwachst, wirst du alles vergessen haben.”

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