7 | Das, in dem ich auswandern will

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Seine Stimme erschrak mich. Nicht so sehr wie beim ersten Mal, doch es reichte vollkommen aus, um kurz zusammenzuzucken. Er lachte leise in sich hinein und ich konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Schon wieder. Meine Wangen färbten sich ebenfalls gefährlich rot.

Warum konnte meine Haut nicht einfach diskret sein, wenn er in der Nähe war? Musste ich jedes Mal so rot anlaufen, wenn er mich ansprach? Meine glühenden Wangen waren fast noch schlimmer als mein Herz, das so stark gegen meine Rippen hämmerte, als wollte es der ganzen Welt von seinen Gefühlen berichten. Wüsste ich es nicht besser, hätte ich gedacht, man könne meinen Herzschlag bis ans andere Ende des Spielfeldes hören. Beides zusammen war die reinste Qual.

Er kam vom Tor aus zu mir gejoggt und lehnte sich keinen Meter von mir entfernt auf das Gelände. Er stand mir nun schräg gegenüber, sodass ich eine perfekte Sicht auf sein Profil hatte. Seine braunen Haare waren lässig nach hinten gestrichen. Wären sie nur ein Stück länger gewesen, hätte er problemlos Heath Ledger aus 10 Dinge, die ich an dir hasse nachahmen können. Die Komödie war einer meiner Lieblingsfilme und neben seinem Charakter eventuell auch der Grund, warum ich ein Auge auf Aiden geworfen hatte. Er sah Heath Ledger, gerade mit dieser Frisur nicht gerade unähnlich. Ich hatte nicht umsonst für den Schauspieler geschwärmt und tat es ab und zu immer noch.

Ehe ich mich versah, hatte ich bereits zu einer Antwort angesetzt. Meine Stimme war fester als erwartet, was ihn ebenfalls zu überraschen schien.

„Mein Bruder spielt, seit er klein war."

Es war keine Meisterleistung, aber ich sah es als Erfolg. Ich hatte nicht einmal gestottert. Dafür schlug mein Herz wie ein wildgewordenes Pferd um sich. Es war das erste Mal, dass er mich richtig reden hörte. Wenn ich in der Schule aufgerufen wurde, zählte es nicht. Da sprach ich schließlich nicht zu ihm, sondern zu den Lehrern.

„Das merkt man. Aber das beantwortet nicht meine Frage." Das Lächeln vertiefte sich und ein Grübchen in seiner Wange kam zum Vorschein, was seinen unbändigen und im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubenden Charme unterstrich.

„Bist du Fußballfan?"

Ich biss mir auf die Lippe und er drehte den Kopf zu mir. Das Sonnenlicht strahlte ihm nun mitten ins Gesicht und seine Augen strahlten dadurch in einer wundersamen Farbe. Mir fiel auf, dass seine Augen nicht rein blau waren. Ein schmaler Kranz um seine Pupillen leuchtete wie flüssiges Gold. Oder wie die herabfallenden Blätter der Herbstbäume, die ich so liebte. Es war eine eigenartige Mischung und ich fragte mich, wie mir dieses unperfekt perfekte Detail die ganzen Jahre über hatte entgehen können. Andererseits war ich ihm noch nie so nah gewesen wie in den letzten Tagen.

Ich zuckte ahnungslos mit den Schultern und mein Rücken knackte leise. Ein Zeichen dafür, dass ich vielleicht doch wieder Sport machen sollte.

„Eigentlich nicht."

Fußball würde für mich immer ein Mysterium bleiben. 22 Spieler liefen einem Ball hinterher und versuchten ein Tor zu schießen. Und das 90 Minuten lang. Es war nicht so, dass ich mir nie ein Fußballspiel ansah, aber ich war der Meinung, dass nicht gleich die Welt unterging, wenn das Lieblingsteam verlor oder in eine andere Liga abstieg. Fußball blieb ein Spiel, für das sich nicht jeder Mensch begeistern konnte. Und zu den Menschen zählte ich mich ebenfalls. Vielleicht kam es auch daher, dass ich immer zu den Spielen meines Bruders mitgeschleppt wurde. Meine Begeisterung hielt sich merklich in Grenzen.

Was mir besonders aufgefallen war, war, dass die meisten Spielzüge irgendwann anfingen sich zu wiederholen. Fair ging es dabei auch nicht immer zu. Als ich kleiner war, hatte ich meinem Bruder und seinen Freunden gerne zugeschaut, aber seitdem ich halbwegs hinter ihre altbewährte Strategie gekommen war, war der Funken der Euphorie langsam erloschen.

Katara - Bound To DreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt