Der Montag war auf dem besten Weg mein neuer Lieblingstag der Woche zu werden. Nicht nur konnte ich Aiden in den ersten beiden Stunden der neuen Woche nah sein, jetzt schlenderte ich auch noch gemächlich mit ihm Händchen haltend durch den Park und betrachtete die bunten Blätter bei ihrer Tanzaufführung in der Luft, als wäre das alles nur ein ganz normaler Montagnachmittag, wie wir ihn schon etliche Male erlebt hatten.
Seine Hand zu halten, fühlte sich so an, als hätten wir nie etwas anderes getan. Anfangs noch zögernd, hatte er auf halber Strecke zum Park schließlich entschlossen danach gegriffen und die Schmetterlinge in meinem Magen damit gehörig in Aufruhr versetzt. Wie konnte sich etwas so Einfaches und Alltägliches so schön anfühlen? Zugegeben, als ich ihm an diesem Morgen begegnet war, wusste ich nicht wie ich mit der Situation umgehen sollte. Offiziell waren wir noch nicht zusammen. Inoffiziell wollte ich nichts anderes mehr tun, als seine Hand zu halten und bei ihm zu sein. Wie sagte man doch so schön: Verliebte sehen durch eine rosarote Brille. Diese Theorie konnte ich zu einhundert Prozent unterschreiben. Ich konnte sogar noch eine Schippe drauflegen. Ich dachte nämlich auch an nichts anderes mehr als an Aiden.
Kaum hatte ich an diesem Morgen einen Fuß über die Grenze zur Schule gesetzt, erwischte ich mich dabei, wie ich nach ihm Ausschau hielt. Ich fand ihn im Klassenzimmer. Er wirkte in Gedanken und seine Stirn war in besorgte Falten gelegt, doch als ich vor ihm zum Stehen kam, war der Gesichtsausdruck seinem typischen Grübchen-Grinsen gewichen.
„Hey Tara." Dann hatte er sich wie selbstverständlich nach vorne gebeugt und mir einen Kuss auf die Wange gegeben, der nicht nur mich kurz nach Luft schnappen ließ, sondern auch unsere Mitschüler. Und ich grinste mal wieder wie ein Honigkuchenpferd. Ich schätzte damit war die Frage, ob unsere Beziehung offiziell war oder nicht auch geklärt. Die Neuigkeit über Aiden und mich ging schneller durch die Klassen, als ich dachte. Schon nach einer Stunde kam es mir so vor, als würden nicht nur Schüler, sondern auch Lehrer bestens Bescheid wissen. Dabei hatte ich mir in der fünf Minuten Pause nur schnell einen Tee im Bistro holen wollen. Aiden hatte angeboten mich zu begleiten, was ich jedoch ablehnte, zumal ich befürchtete, dass im Klassenraum die Hölle ausbrechen würde, sobald wir beide weg waren. Als ich von meinem kurzen Ausflug wiederkehrte, wussten wir es mit Sicherheit. Mit meiner Befürchtung lag ich jedenfalls goldrichtig. Eine Traube hatte sich um Aiden gebildet und er musste sich den Fragen unserer Mitschüler und Mitschülerinnen stellen. Die Ansammlung löste sich auf, sobald ich mich wieder neben ihn setzte.
„Das wurde aber auch Zeit.", flüsterte er mir zu. „Das nächste Mal komme ich doch lieber mit." Dann ging der Unterricht weiter und Einzelheiten wurden auf später verschoben.
Emma hatte sich an diesem Tag in der großen Pause nicht wie üblich in eine Ecke gesetzt und gelesen. Sie hatte mich in ein leeres Klassenzimmer gezogen und dort mit tausenden Fragen durchlöchert. Ihre Augen leuchteten regelrecht, als ich ihr von den Geschehnissen am Wochenende erzählte. Sie war eine hoffnungslose Romantikerin und ich hatte schnell den Überblick verloren, wie oft sie „Ist nicht wahr" und „Das ist so romantisch" und „Ich glaubs einfach nicht" sagte. Wenn ich ehrlich war, glaubte ich es selbst noch nicht so recht. Gut möglich, dass ich gerade in einem Fiebertraum gefangen war und das alles in meinem Kopf imaginierte. Ein schöner Fiebertraum war es, das gab ich zu.
„Setzen wir uns da auf die Bank." Aiden riss mich aus meinen Gedanken.
Natürlich hatte er das romantischste Fleckchen im Park ausgesucht. Die Sitzbank bot den perfekten Blick auf einen kleinen angelegten See, der von Bäumen umgeben war. Eine Fontäne schoss mal höher mal niedriger aus der Mitte des ruhigen Wassers und sprühte kleine glitzernde Funken in die Luft. Die Sonne stand so tief, sodass sie das Ganze in goldenes Licht hüllte. In der Nähe befand sich ein Spielplatz. Die glücklichen Schreie der Kinder trugen jedoch nur selten zu uns herüber.
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Katara - Bound To Dream
JugendliteraturKatara ist das Mädchen, das man schnell wieder vergisst. In ihrer Schule ist sie unsichtbar. Leben lassen und dadurch überleben. Das ist ihr Motto. Sich aus allem raushalten und stumm das tun, was von ihr verlangt wird. Doch was geschieht, wenn der...