14 | Das mit der guten alten Zeit

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Wie an fast jedem anderen Sonntag standen wir auch an diesem wieder einmal auf dem Sportplatz. Wir warteten gebannt darauf, dass das Spiel endlich losging. Das dunkle, schon etwas ältere Holz der Tribüne drückte sich in meinen Rücken und jede Sekunde wurde das Sitzen schmerzhafter. Meine Mutter war vorbereitet gewesen. Sie hatte sich eine alte Sitzunterlage von unseren Gartenstühlen eingepackt und hatte es sich darauf bequem gemacht. Doch auch darauf schien es sich nicht besonders gut zu sitzen. Alle paar Minuten änderte sie die Position und drückte das Kissen zurecht ohne wirklichen Erfolg.

Sie und die anderen Mütter lachten zusammen, aber ich kam nicht umhin festzustellen, dass ihr Blick ab und zu zu der kleinen Verkaufsbude glitt. Wie gerne stünde sie nun dort, um Kaffee, Kuchen und Brötchen zu verkaufen, anstatt hier zu sitzen. Mir wäre das ehrlich gesagt auch lieber gewesen. Ich tat lieber etwas Produktives, anstatt bloß auf der Bank zu sitzen und den Spielern beim Aufwärmen zuzuschauen.

Lucy neben mir klopfte unruhig mit dem Fuß auf den Boden.

„Wann fängt das blöde Spiel denn endlich an.", sagte sie wahrscheinlich lauter als beabsichtigt. Ein paar Zuschauer – Aidens Fanclub allen voran – funkelten sie böse an. Doch anstatt sich klein zu machen, um diesen Blicken zu entgehen, tat sie das genaue Gegenteil. Ihr Rücken schoss in die Höhe, sie verschränkte die Arme und schnaubte.

„Was soll das denn? Alle sind da. Alle sind aufgewärmt. Warum nicht einfach anfangen?" Ein Mädchen mit blonden Haaren, das zwei Reihen vor uns saß gab eine gehässigen Kommentar von sich, nur um gleich darauf wieder von den Muskeln irgendeines Spielers zu schwärmen. Lucy rollte mit den Augen.

„Es ist so langweilig."

„Das Spiel beginnt erst in einer Viertelstunde."

Ich konnte verstehen, warum es Lucy so widerstrebte dem Spiel zuschauen zu müssen. Das Verhältnis zu ihrem Bruder war nicht gerade das beste und Fußball zählte nicht unbedingt zu ihren Lieblingssportarten. Ebenso wenig zu meinen. Lucy war diejenige gewesen, die mich einmal zu einem Eishockeyspiel mitgenommen hatte und davon ganz begeistert gewesen war. Wenn die Spieler jedoch gegen die Glasscheibe donnerten und so die ganze Halle zum Beben brachte, oder wenn ein Spieler fast gänzlich von den Füßen gerissen wurde, um auf dem kalten Eis zu landen, konnte ich ihre gute Laune nicht teilen.

In meinem Hinterkopf hatte ich immer noch ihre Stimme, die mir erklärte, dass man, wenn man beim Eishockey hinfiel, schnell die Hände zu sich nehmen musste, um zu verhindern, dass andere Spieler mit ihren Kufen darüber hinwegfuhren.

„Die schneiden da durch wie ein Messer durch warme Butter.", hatte sie leichthin gesagt. Ich wusste bis heute nicht, ob sie damit Recht hatte oder ob sie mir damit nur hatte Angst machen wollte. Wenn das ihr Plan gewesen war, war er voll und ganz aufgegangen. Der Gedanke an abgetrennte Extremitäten ließ mich jedes Mal zusammenzucken.

„Lass uns noch etwas zu essen holen. Ich hab Hunger."

Lucy sprang auf die Beine und stapfte los. Mindestens zwei Hotdogs hatte sie bereits verdrückt, aber anscheinend machte Langeweile nicht nur müde, sondern auch hungrig. In der Hoffnung so viel Zeit totzuschlagen wie nur möglich, schlenderte sie gelassen zwischen den größtenteils leeren Sitzreihen hindurch. Ich folgte ihr. Der Himmel färbte sich grau und der Duft von Regen lag in der Luft. Ich hoffte, dass es bis zum Spielende trocken bleiben würde. Ich mochte Regen. Aber nur, wenn ich im Trockenen saß und den Tropfen von meinem Fenster aus zusehen konnte.

„Wenn ich könnte, würde ich echt den ganzen Tag zuhause bleiben. Jedes Mal schleift sie mich mit, obwohl sie ganz genau weiß, dass ich Fußball nicht ausstehen kann."

Wir hatten den oberen Absatz der Treppe erreicht. Sie setzte sich auf das Gelände und rutschte ein paar Zentimeter daran herunter. Das Stahlgerüst quietschte und wackelte leicht, als sie mit den Füßen aufkam.

Katara - Bound To DreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt