13 | Das mit dem Bücherwurm

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Mein Zimmer wurde vom Chaos regiert. Bevor ich Aiden auch nur einen Schritt eintreten ließ, sorgte ich in Rekordschnelle für Ordnung. Das hieß, ich sorgte für das, was ich in meinen Augen als Ordnung durchgehen lassen konnte. Nicht zum ersten Mal wünschte ich mir, dass ich so ordentlich wäre wie Emma, aber das war reines Wunschdenken.

Ich packte die Wäsche, die auf einem Stuhl gelegen hatte, zusammen und warf sie als großes Knäuel zurück in den Schrank. Sollte ich ihn das nächste Mal öffnen, würde mir das alles entgegenkommen, aber in diesem Moment hatte ich einfach keinen besseren Einfall. Ich schüttelte meine Decke auf, warf sie über das Bett, sodass auch mein übergroßes Kopfkissen in Form einer Ente darunter verschwand. Wie das Zimmer eines fast 18-jährigen Mädchens sah mein Zimmer wirklich nicht aus. Die Wände waren in einem Lavendelton gehalten, den ich mir ausgesucht hatte, als ich 12 gewesen war und mein Zimmer wahrscheinlich das erste und letzte Mal renoviert worden war. Fünf Jahre später hätte ich mir lieber etwas weniger Auffälligeres ausgesucht. Den Wäschekorb mit frischer Wäsche und was ich sonst noch fand, schubste ich unters Bett. Das Gute bei meiner kurzen Aufräumaktion: Der Boden war endlich wieder frei. Erst diesen Morgen bin ich über irgendetwas gestolpert und glücklicherweise weich gelandet.

Sobald Aiden mein Zimmer betrat, war sein Blick jedoch ausnahmslos auf das Bücherregal gerichtet. Ich war schon immer stolz auf das volle Regal gewesen und ich liebte meine stetig wachsende Büchersammlung. Jeden Monat kamen ein paar dazu. Die meisten Bücher waren Mängelexemplare, die ich für wenig Geld erstanden hatte. Mängelexemplare war dabei meiner Meinung nach die völlig falsche Bezeichnung. Der Text blieb gleich und ein paar geknickte Seiten oder ein Riss im Einband machte mir auch nichts aus. Ganz im Gegenteil. Es machte ein Buch zu einem wahren Unikat.

„Hast du die etwa alle gelesen?"

Ich konnte mir vorstellen, wie das Regal in seinen Augen aussehen musste. Mein Bruder hatte auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass er nichts mit Büchern anfangen konnte. In der Hinsicht waren wir so unterschiedlich wie Feuer und Wasser. Er hatte seinen Fußball und ich hatte meine Bücher.

„Mehr oder weniger.", antwortete ich knapp.

Aiden trat näher und ließ seine Hand über die Bücherrücken gleiten. Ich erwartete nicht, dass er die Titel kannte. Meine Sammlung war ziemlich vielseitig. Romanzen, Krimis, Science-Fiction, aber auch Tatsachenthriller und Dystopien schmückten das Regal und andere Ecken meines Zimmers. Das Regal war lange nicht mehr groß genug, um alle meine Schätze aufzunehmen. Früher oder später würde es mit einem lauten Knall zusammenbrechen und hunderte Bücher unter sich vergraben. Das war keine tolle Vorstellung, aber ohne richtigen Job konnte ich mir auch kein neues kaufen. Außerdem hätte ich dafür das Regal wieder ausräumen müssen, wofür ich schlichtweg zu faul war.

Ich schaltete den Laptop an und der Bildschirm erhellte sich innerhalb weniger Sekunden. Es war der alte Laptop meines Bruders. Der hatte sich letztes Jahr einen neuen Gaming PC gekauft, doch sein alter Laptop lief auch nach ein paar Jahren auf dem Buckel beinahe tadellos. Ich schob den Stuhl, der normalerweise meine Wäsche beherbergte, neben den Schreibtischstuhl, auf den ich mich nun fallen ließ.

Aiden stand noch eine Weile vor dem Bücherregal und staunte. Ich zog in der Zeit meinen Schreibblock und einen Kugelschreiber aus meinem Rucksack.

„Ich habe hier noch ein paar Seiten rausgesucht, die uns vielleicht helfen könnten.", sagte ich und holte Aiden damit in die Gegenwart zurück. Er zuckte kurz zusammen und setzte sich dann neben mich. Wir einigten uns darauf die Aufgaben zu tauschen. Ich recherchierte im Internet und schrieb parallel in das Schreibprogramm und Aiden machte sich Notizen auf meinem Block.

Um elf Uhr waren wir so weit, dass wir eine allgemeine Struktur erstellt hatten, durch die wir uns nun hangelten. Die Informationen, die wir in unsere Hausarbeit einbringen wollten, hatten wir alle fein säuberlich markiert. Eine Einleitung ins Thema hatte ich bereits geschrieben und auch Aiden hatte weitergearbeitet.

Katara - Bound To DreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt