Kapitel 21

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Was sie erwartet hatte: Dass Lorenzo sich die Nase bricht.

Was sie nicht erwartet hatte: Dass sie sich beide die Nase brechen würden. 

Nach ihrer kleinen Aktion lagen sie erst einmal mit blutenden Nasen nebeneinander.

"Du dumme..." Valentina unterbrach ihn "Nein! Wag es nicht diesen Satz auszusprechen! Ich hatte dir gesagt was passiert. Du hast dich freiwillig darauf eingelassen!" 

Er stöhnte. Es war nicht so, dass sie sich nie die Nasen gebrochen hatten. Das Problem war, dass sie sie sich gegenseitig gebrochen hatten. Es war ein Unentschieden. Und das passte ihnen beiden gar nicht. 

Valentina wandte den Kopf zu Lorenzo und betrachtete ihn von der Seite. Auch er wandte seinen Kopf zu ihr, während er sich die Nase zuhielt. 

Sie sahen sich einen Moment lang an. 

Beide betrachteten ihre blutbeschmierten Gesichter. 

Sie prusteten beide gleichzeitig los. 

Die Situation war einfach zu seltsam. 

"Du bist doch echt nicht normal!", sagte Lorenzo. 

"Sagst du? Möchtegern Mafiaboss?", hielt sie ihm entgegen. 

Er schüttelte nur grinsend den Kopf und stand dann stöhnend auf, wobei er ihr dann eine Hand entgegenstreckte, um ihr aufzuhelfen. Vorsichtig ergriffe Valentina sie und er zog sie in seine Arme. 

Sein Arm drückte ihre Taille fest an seinen Körper, um sie aufrecht zu halten. Sie war sich den Stellen an denen sich ihre Körper berührten viel zu sehr bewusst. 

Obwohl alles in ihr sie dazu aufforderte, sich an ihn zu lehnen, rief sie sich wieder in Erinnerung wer der Mann vor ihr war. Nemico (Feind). 

Schnell wandte sie sich ab und ging ohne ein Wort aus dem Trainingsraum, um sich in ihrem Zimmer die Nase zu richten. 

Nach einer kalten Dusche, in der sie versuchte, die Empfindungen, die er in ihr ausgelöst hatte, und ihre gebrochene Nase zu vergessen, ging sie für das Abendessen in den großen Esssaal. 

Die restlichen Familienmitglieder hatten erst Platz genommen, als sie den Saal betrat. 

"Ach schön, dass du dich auch mal zeigst, figlia. (Tochter)", erwidert ihr Vater. 

Sie zuckte mit den Schultern und setze sich am runden Tisch zwischen Martina und ihrer Mutter. 

Nachdem sie sich eine große Ladung Tortellini auf den Teller genommen hatte, welche Erinnerungen an ihre Oma Pina in ihr hervorriefen, hob sie zum ersten Mal den Blick von ihrem Teller. Die restlichen Mitglieder am Tisch waren leise geworden und betrachteten ihre geschwollene Nase mit interessierten Blicken. 

"Was?", fragte sie genervt. 

Dabei entging ihr nicht, wie Lorenzo und Marco gegenüber von ihr einen Blick miteinander wechselten und dann wieder zu ihr blickten. Was hatten die denn jetzt?

Alessandro räusperte sich, "Wollen wir wissen, warum du und Lorenzo beide eine geschwollene Nase habt?" und nickte dabei zu seinem Sohn. 

"Ich denke nicht.", erwiderte Lorenzo prompt. 

Valentina schickte ihm einen bösen Blick. "Selbst Schuld, wenn er mich zum Kampf herausfordert, wo ich ihn schon mal umgelegt habe. Aus seinen Fehlern sollte man lernen." 

Jetzt ist es ganz still. 

"Was hast du gerade gesagt?", fragte Lorenzo mit ruhiger Stimme. Zu ruhiger Stimme.

"Soll ich es nochmal auf Japanisch sagen?", konterte sie mit hochgezogener Augenbraue und nahm sich noch einen Löffel Tortellini. 

Sie spürte ihn wortwörtlich brodeln.

Ruckartig stand er auf. "Du hast kein Recht so mit mir zu reden!", brüllte er sie an. 

"Ach Kinder beruhigt euch doch jetzt, wir...", versuchte Ginevra sie zu beruhigen

"No, kein Beruhigen! Ich rede mit dir so wie ich will!", unterbrach sie Valentina mit lauter Stimme. 

Marco stand auf und versuchte seinen Freund an der Schulter zu packen, um ihn auf seinen Stuhl runterzudrücken, doch Lorenzo war schneller und stürzte sich  über den Tisch auf Valentina.

Über den verdammten Tisch. 

Wie in Zeitlupe beobachteten sie ihn, wie er auf den Tisch sprang, dann einen großen Sprung nach vorne machte und sich auf sie stürzte. Er packte sie am Hals und schleuderte sie zusammen auf den Boden. 

Martina und Ginevra sprangen erschrocken zur Seite um nicht mitgezogen zu werden. 

Sie kippten auf dem Stuhl nach hinten und Valentina stoß sich ihren Kopf gegen den Boden. Sein gesamtes Körpergewicht lag jetzt auf ihr drauf und sie verlor für einige Augenblicke die Orientierung, ihr Kopf immer noch vom Aufprall dröhnend. 

Lorenzo erholte sich als erster vom Aufprall und hob bereits eine Faust, als plötzlich ein lautes Klirren erklang und von jedem Fenster Männer, an Seilen gehängt, in den Saal herein sprangen. 


Mafia QueenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt