Valentina und Martina hatten schon einige Aufwärmübungen gemacht und waren jetzt zum Boxring übergegangen.
Sie waren beide sehr geschickt und dennoch waren Valentinas nächste Bewegungen kaum vorhersehbar. Man musste versuchen durch ihre kalte konzentrierte Mine zu blicken um ihre Muster zu erkennen. Und genau dort stießen sogar die besten Gegner auf ein Problem: sie kämpfte nicht nach Mustern. Das hatte ihr schon ihr Vater beigebracht.
Wenn der Feind dich durchblickt hat, ist der Kampf schon verloren.
Am Anfang ihrer Ausbildung hatte sie natürlich nach festen Vorgaben gekämpft, doch mit dem Laufe der Zeit hatte sie immer wieder eigene Taktiken entwickelt und sie immer wieder verändert. Sie war geschmeidig wie das Wasser und konnte sich so geräuschlos bewegen, dass die Feinde sie erst im Nachhinein bemerkten.
Sie hatte Martina gerade in eine Ecke gedrängt als sie die Tür aufgehen hörte. Blitzschnell entfernte sie sich von Martina und ging auf die andere Seite des Rings. Sie wollte niemanden ihre Kampfart zeigen. Egal ob Freund oder Feind. Sie hatte gelernt niemandem außerhalb der Familie zu vertrauen.
Sie drehte sich um und erblickte einen grinsenden Lorenzo, der am Türrahmen angelehnt stand.
„Jemand Lust auf eine kleine Runde im Ring?", fragte er und sah sie dabei an. Sie verdrehte nur die Augen und setzte sich auf die Bank in der Nähe des Rings um zu trinken. Auf wichtig tuende Mafiaerben hatte sie gerade wirklich keine Lust.
„Ich bin schon mit Marco verabredet... macht ihr das unter euch aus!", rief Martina und sah Valentina mit entschuldigendem Blick an. Sie seufzte und sagte dann mit einem Kopfnicken zu Lorenzo „ Also gut. Aber beschwer dich dann nicht, wenn ich dir mehr als einen blauen Fleck verpasse!"
Dessen Miene verdunkelte sich zunehmend.
Sie stiegen beide in den Ring und begannen sich langsam zu umkreisen.
Valentina beobachtete ihn genau und versuchte seine erste Attacke vorherzusehen. Seine Bewegungen glichen denen eines Raubtiers, das seine Beute umkreist und in einem Moment der Ablenkung dann zugreift. Sie versuchte sich nicht von seinen, unter dem engen Shirt deutlich sehbaren definierten Bauchmuskeln, ablenken zu lassen.
Blitzartig sprang er auf sie zu und versuchte sie mit einem rechten Kinnhaken zu Boden zu bringen.
Im letzten Moment wich sie aus und nutzte die Kraft ihrer Bewegung aus, um ihm einen Kick in die Rippen zu verpassen, der ihn wieder von ihr auf Abstand brachte. Er war so muskulös und breit, dass es schwer war ihn von der Stelle zu bewegen.
"Im Ernst? Ein rechter Hacken? Versuchst du mir nachzumachen?", spottete sie grinsend, während sie sich an den Abend des Überfalls zurückerinnerte.
"Also gut, dann eben anders. Jetzt werde ich nicht mehr so vorsichtig sein, Kätzchen.", knurrte er und ging wieder in Kampfstellung. Die Erinnerung an den Abend des Überfalls war ein weiteres kratzen an seinem Ego. Und das gefiel ihm ganz und gar nicht.
Jetzt griff sie ihn an. Sie sprang in die Luft und täuschte einen Schlag von rechts an, streckte dabei aber den linken Arm aus und packte ihn am Nacken. Er verstand aber ihre wirkliche Absicht, umfasst mit seinen Händen ihre Taille, hob sie in die Luft, als wäre sie so leicht wie eine Feder und schmiss sie auf den Boden. Der Aufprall presste ihr alle Luft aus dem Brustkorb und Valentina stöhnt, doch sie ließ ihm nicht die Genugtuung und schlug ihm mit ihren Beinen die Füße unter ihm weg.
Lorenzo fiel zu Boden, während sie sich auf ihn warf, seine Arme unter ihr Beine einklemmte und im schnellen Rhythmus seine Brust mit Fäusten bearbeitete. Er schaffte es seine Arme zu befreien, fing ihre Hände ab und drehte sie so um, dass sie unter ihm lag. Er klammerte ihre Handgelenke oberhalb ihres Kopfes fest und sperrte ihren kleineren Körper unter seinem ein.
"Ist da jemand eingesperrt, gattino?", fragte er spöttisch, während er sie mit einem bösen Grinsen von oben herab ansah. Er nährte sich ihrem Gesicht immer mehr, bis nur noch eine Handbreit Platz zwischen ihnen war.
"Dann solltest du eine Sache wissen...", sagte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen
"...ich mag es nicht, wenn der Mann oben ist."
Und mit diesen Worten haute sie ihren Kopf mit voller Stärke gegen seinen.

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Mafia Queen
AksiyonValentina degli Angeli und Lorenzo Rossi. Zwei Erben der mächtigsten Mafias Italiens. Jahrelanger Hass zwischen den Familien. Was wird geschehen, wenn sie dazu gezwungen sind, zusammenzuarbeiten?