Valentina wachte mit gemischten Gefühlen auf.
Das Treffen mit Lorenzo den Abend zuvor hatte sie verwirrt, aufgewühlt und neugierig gemacht.
Neugierig, weil sie den Mann hinter dem gefährlichen Mafia Boss kennen lernen wollte. Aufgewühlt, weil er sie überrascht hatte, dann provoziert, sie dann still beobachtet und schließlich gegen die Tür gedrückt hatte und sie jeden Zentimeter seines Körpers auf ihren gespürt hatte.
Sie war so verwirrt von den ganzen Gefühlen, die er in ihr auslöste.
Ja, er war ein schöner Mann, ohne Zweifel.
Aber, er war ein Mafia Boss!
Er war ihr Feind!
Und dennoch hatte sie eine tiefe Anziehung zu ihm verspürt, als er ihr in die Augen gesehen hatte, oder als er ihr ins Ohr geflüstert hatte.
Sie wäre beinahe explodiert. Und sie war ihm so nahe gewesen.
Doch dann hatte ihr Gewissen sie wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt.
Sie wusste, dass er sie durch seinen Charme und sein Aussehen verführen wollte.
Doch sie war nicht auf ihn reingefallen.
Sie würde nicht auf seine Spielchen reinfallen.
Das Spiel konnten auch zwei spielen.
So hatte sie ihn überrascht, als er dachte gewonnen zu haben.
Sie hatte seine Drohung als gewollte Stichelei, aber auch als Ernst gesehen und hatte beschlossen, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, ihm zu zeigen, dass sie nicht nur ein Kätzchen war. Und dennoch hatte die dabei nicht bedacht, dass sie sich selbst reingelegt hatte.
Als sie ihm ins Ohrläppchen gebissen hatte, hatte sich ihr Verlangen nicht verringert.
Nein, es hatte sich noch vergrößert.
Wie er sich verspannt hatte.
Zum Glück war sie schnell geflohen.
Sie wusste nicht, ob sie der Versuchung hätte länger widerstehen können.
Dann hatte sie es gewagt, sich einen weiteren Spaß zu erlauben, hatte ihn ausgesperrt und ihm den Mittelfinger gezeigt.
Zurecht, diesem mascalzone (Schurke).
Diese ganzen Gefühle verwirrten sie.
Er verwirrte sie.
Und sie war jemand, die sich in einer schwierigen Situation oder vor Problemen nicht leicht aus der Ruhe bringen ließ, sonst wäre sie auch nicht so gut auf Missionen wie sie war. Aber er brachte sie durcheinander. Sie konnte ihre wahren Emotionen hinter ihrer kühlen gelangweilten Maske verbergen, aber im Inneren war sie komplett durch den Wind.
Und das wollte sie verdammt nochmal nicht sein.
Vor allem nicht durch ihn!
Es war noch früh. Die Sonne war gerade aufgegangen und sie wollte nicht länger im Bett liegen und ihren endlosen Gedanken noch mehr Zeit geben, sie zu quälen.
Sie stand auf und ging ins Bad. Nach einer kalten Dusche zog sie sich eine enge schwarze Jeans, mit einem schwarzen Tank-top und einer schwarzen Lederjacke an, dazu ihre passenden schwarzen Combat-Boots. Sie würden heute in einem Meeting das weitere Vorgehen besprechen und nachher würde sie wahrscheinlich eine Runde mit Martina trainieren gehen. Sie ließ ihre Haare offen und machte sich auf den Weg in die Küche.
Im Gesamten Haus war es still.
Es war noch zu früh, als dass jemand um diese Uhrzeit wach sein würde. Es gab eine große moderne Küche mit einer Kücheninsel in deren Mitte und einem angrenzenden Raum mit großem Tisch. Valentina machte sich einen Kaffee und lehnte sich mit dem Rücken an die Theke. Sie war so sehr in ihren Gedanken vertieft, dass sie die herannahenden Schritte gar nicht bemerkte.
„Buongiorno (Guten morgen)" sagte eine Männerstimme hinter ihr.
Sie schreckte auf und erkannte Marco, Lorenzos Freund, der auch mit Martina getanzt hatte. Er stand barfuß und nur in einer Jogginghose ohne ein Hemd vor ihr.
Sie schenkte ihm ein kühles Lächeln.
„Hier haben wir also die berühmte ombra oscura...", sagte er nachdenklich und musterte sie. „...ja könnte schon hinkommen"
„Was soll das denn jetzt bedeuten?", fragte sie mit hochgezogener Augenbraue.
„Naja, ich habe gehört, dass du tausende unserer Männer kalt gemacht hast und nicht zu vergessen, Lorenzo überwältigt hast. Du siehst zwar nicht so aus, als ob ein so kleines Ding wie du das hinbekommen können, aber die Menschen, die am unschuldigsten aussehen, sind die, die dir von hinten in den Rücken stechen. Also könnte es schon hinkommen, dass du dieser berühmte Killer bist.", antwortete er mit einem Schulterzucken, als würden sie das normalste Gespräch der Welt führen und nicht über die Tötung tausender von Menschen durch eine einzige Frau reden.
Währenddessen hatte auch er sich einen Kaffe gemacht und lehnte sich gegen über von ihr an die Theke.
Valentina starrte ihn etwas verblüfft an.
Er war so direkt; sie war es sonst nur von Martina gewöhnt.
„Falls du es nicht glauben solltest, lade ich dich zu einer Runde im Ring ein, wo wir das gerne klären können.", forderte sie ihn heraus und reckte ihm ihr Kinn entgegen.
Er grinste sie an.
„Also gut, aber glaub nicht, dass ich so leicht zu überwältigen bin wie Lorenzo. Ich bin nicht umsonst seine rechte Hand."
Sie lachte und schüttelte ihren Kopf und auch er stieg mit in ihr Lachen ein.
„Was ist denn hier los?", fragte eine verschlafene Martina, die gerade in die Küche hereingekommen war und das Lachen der beiden vernommen hatte.
„Deine amica hier hat mich zu einem Kampf herausgefordert.", antwortete Marco und zwinkerte Martina zu. Diese stellte sich neben ihn.
„Aha und deswegen lacht ihr? Mal sehen, ob du immer noch lachst nachdem sie dich vermöbelt hat.", sagte sie grinsend.
„Hey! Hab doch mal etwas mehr Vertrauen in mich! Sieh sie dir doch an... klein und nicht besonders muskulös. Und jetzt sieh mich an. Groß und breit und in allen Kampfarten ausgebildet. Sie wird es keine zwei Sekunden überleben!", antwortete er beleidigt.
Während er sich beschrieb spannte er seinen Bizeps an und zeigte sein perfektes Sixpack.
Martina fixierte seinen nackten Oberkörper mit großen Augen, wandte sich dann zu Valentina.
Die beiden Frauen sahen sich einen Augenblick lang still an, bevor sie anfingen loszuprusten und schon bald lachten alle drei aus vollem Hals.
Die Küchentür wurde mit voller Wucht aufgeschlagen.
"Was ist hier los?" fragte ein schlecht gelaunter Lorenzo grimmig.
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Mafia Queen
حركة (أكشن)Valentina degli Angeli und Lorenzo Rossi. Zwei Erben der mächtigsten Mafias Italiens. Jahrelanger Hass zwischen den Familien. Was wird geschehen, wenn sie dazu gezwungen sind, zusammenzuarbeiten?