Iron Widow(Shipp)

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Der Bass wummert laut durch den Raum, doch die laute Musik ist nicht unangenehm. Höchstens als angenehmen Schmerz würde sie es bezeichnen. Die Rothaarige hat sich bereits vor etwa einer halben Stunde auf das Sofa im Wohnbereich des Avengers Towers fallen lassen und hat bisher auch noch keinen treffenden Grund gehabt, um sich zu bewegen. Schon seit langem tanzt sie auf Partys nicht mehr und auch das Flirten ist ihr irgendwann nicht mehr interessant genug. Zu oft veranstaltet Stark diese Art von Partys. Da bleibt ihr nur noch der Alkohol, in dem die Russin ihre Langweile zu ertränken versucht. Sie nippt an dem Rand ihres Glases, während sie den Rest des Teams mit Argusaugen mustert.

Rogers hat sich hinter der Bar positioniert und spricht mit seinem besten Freund Bucky, während er einige der Gäste mit Getränken versorgt. Manchmal denkt sie wirklich, dass die beiden Kriegshelden mehr als nur Kollegen sein könnten, mehr als Freunde. Die Blicke die sie einander zu werfen wirken einfach viel zu innig und intim.

Ihr Blick wandert weiter zu Bruce, der sich in eine Ecke des Raumes zurückgezogen hat. Wenn er der bebrillte Doktor ist, wirkt er wie eines dieser Kinder, dessen Kopf in der High School ins Klo gehalten wurde. Man würde nie vermuten, dass er zu einem riesigen grünen Biest mutieren würde, wenn man ihn ärgert. Wäre er immer so eine Ausstrahlung wie der Hulk, würde ihn niemand infrage stellen. Nicht, dass sie es tun würde, aber nicht zum ersten Mal fällt ihr auf, dass seine beiden Persönlichkeiten so unterschiedlich sind. In diesem Moment tut er ihr aber leid. Er wirkt so fehl am Platz. Vielleicht würde sie zu ihm gehen, doch dafür ist ihr Interesse nicht groß genug. Zudem werden ihre Knochen bei dem Gedanken sich Bruce' Probleme anzuhören, schwer. Heute ist sie einfach nicht bereit dazu sich anzuhören, dass er es schon wieder nicht geschafft hat, seine Verwandlung durch die Gammastrahlen rückgängig zu machen. Schon seit einigen Wochen befindet er sich wieder in einer Krise und versucht den Hulk loszuwerden. Dieses Verhalten zeigt er immer, wenn der Herbst in den Winter übergeht. Zu dieser Zeit bildet sich bei fast allen von uns Zweifel an unserem Selbst. Außer bei Stark.

Der Milliardär steht, von einer Schar an Frauen umringt, am Spieltisch und verzockt mal wieder sein Geld. Mit am Tisch sitzen einige ältere Männer, die stinkreich aussehen und sich auch entsprechend verhalten. Schnell wende ich meinen Blick ab, weil ein Tony, der von allen Seiten von Frauen an grapscht wird, nichts ist, was man sich gerne ansieht. Meine Stirn legt sich in Falten und ich lasse meinen Blick schnell weiter zu Thor wandern.

Er starrt die Eisskulptur völlig interessiert an, die Stark für heute hat anfertigen lassen. Ich halte das für ziemlich egozentrisch, aber der Gott scheint davon ziemlich fasziniert zu sein. Verstehen kann ich das eher weniger, aber was soll's. Fast scheint es so, als hätte er zuvor noch nie Eis gesehen.

"Na, säufst du wieder?", ich spüre wie Clint Barton sich neben mich aufs schwarze Ledersofa fallen lässt. Ich erschrecke leicht, zucke allerdings nicht zusammen. Diesen Triumph sollte man dem Bogenschützen nicht geben. "Ich saufe nicht", ich halte ihm mein halbvolle Glas vor die Augen: "Würde ich saufen, hätte ich es leer gemacht." Er sieht mich vorwurfsvoll an: "Ist das dein ernst?" "Ja", stimme ich unverblümt zu: "Was machst du überhaupt hier? Ich dachte, dass du dieses Mal nicht kommen wolltest." "Mir fehlt meine tägliche Dosis heiße, genervte Attentäterin", grinst er. Sofort ist mir klar, dass er damit nur mich meinen kann. "Du findest mich heiß?", bohre ich nach. "Stimmt", ein breites Grinsen erscheint auf seinen Lippen: "Abstreiten kann ich das wohl kaum."

"Da kann ich nur zustimmen", Bucky hat sich nun scheinbar von Rogers losgelöst und lässt sich auf meine andere Seite fallen. Nun befinde ich mich zwischen zwei Männern, die mich schon mehrmals in Unterwäsche gesehen haben. "Hast du ihm gerade zugestimmt?", frage ich Bucky verwirrt. Normalerweise sind die beiden nie gleicher Meinung. "Nicht ihm! Nur den Worten aus seiner Richtung", lenkt Bucky ein und bringt mich zum Grinsen. "Wenn du so weiter machst, rüttelst du ganz fest am Ohrfeigenbaum", kommentiert mein Clint.

𝐎𝐍𝐄𝐒𝐇𝐎𝐓𝐒 𝐌𝐀𝐑𝐕𝐄𝐋Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt