sechs

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!Trigger Warning!

Jimin brachte Yoongi am Abend zur Haustür und verabschiedete sich von ihm, um endlich allein zu sein.
Sein Blick wanderte über die weiße Wand, an der ein Bild von seinen Eltern hing. An ihrer Hochzeit. Niemals würde Jimin heiraten. Niemand verdiente ihn und alle waren langweilig. Nicht alle.

Der Blonde lief die Treppen zu seinem Zimmer hoch und schloss die Tür, bevor er sich vor seinen Bilderrahmen stellte. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und schmunzelte, während sein Blick auf den Armbändern lag.

Die meisten waren dreckig; zerrissen. Sein Lieblingsband war ein dunkelgrünes Stoffband, auf welchem der Spruch 'Die Young.' stand. Jedes Mal brachte es Jimin zum Lächeln.

"Die Young." murmelte Jimin und lachte vergnügt. "Das bist du." Seine Augenlider fielen zitternd zu, während seine Knie zu zittern begannen. Mit einem angestrengten Seufzen ließ sich Jimin auf sein Bett fallen.

Sein Rücken traf auf die Matratze und seine linke Hand legte er auf seinen Bauch, während die rechte locker neben ihm lag.

Er erinnerte sich noch genau, wem das Armband gehörte. Den Namen hatte er vergessen, doch die grünen Augen mit den braunen Haaren vergaß er nicht.
Das markante Gesicht, die Stupsnase und sein unschuldiges Lächeln.

Das Gesicht tauchte vor seinem geistigen Auge auf. Das Lächeln verwandelte sich, der Namenslose riss panisch die Augen auf und öffnete den Mund. Der schrille, ohrenbetäubende Schrei hallte in Jimins Ohren wider. Augenblicklich zuckten seine Mundwinkel in die Höhe und ein wohliges, warmes Gefühl entstand in seiner Bauchregion.

Immer wieder erlebte er die fünf Sekunden neu. Seine Hände kamen ins Bild und legten sich auf die bedeckte Brust. Der Braunhaarige trug eine dicke Wanderjacke, durch die Jimin keinerlei Muskeln spüren konnte. Er war schwach und zerbrechlich.

Wie in Zeitlupe verwandelte sich der glückliche Gesichtsausdruck in einen panischen. Die Todesangst konnte man kaum übersehen.
Er fiel an einer Klippe nach hinten, versuchte Jimins Hand zu greifen, doch dieser zuckte schnell genug weg.

Der Schrei erklang und scheuchte ein paar Vögel aus der Umgebung von ihren Ästen in den Bäumen. Jimins Aufmerksamkeit galt dem Namenslosen. Er wollte keine Sekunde verpassen.

Er trat einen Schritt nach vorne, als der Körper aus seinem Sichtfeld verschwand und blickte nach unten.
Amüsiert lachte Jimin, als er den reglosen Körper erblickte. Das Blut floss über den Waldboden. Es war zu viel, es konnte nicht in den Boden sickern.

Es war nicht das erste Mal, dass er sowas getan hatte. Er brauchte es. Das Bedürfnis nach einem Erlebnis wurde für fünf Sekunden gestillt. Für fünf Sekunden hatte er kein Hunger nach mehr. Für fünf Sekunden war er zufrieden.

Brummend öffnete Jimin seine Augen und blickte an sich herunter. Die kleine Erhebung in seiner Jeans war kaum zu übersehen.
Er wusste ganz genau, dass er nicht normal war. Sein Körper sollte so nicht reagieren.

Er drehte sich auf sein Bauch und bettete seinen Kopf auf seinem Arm. Seine Augen schlossen sich und er fand sich in dem Wald wieder.

Er schlenderte zwischen den Bäumen herum und hob seinen Blick, um die Klippe zu sehen. Dann sah er hinunter und schritt näher in die Richtung des großen Felsens.

Und da fand er ihn.
Seine Augen glitten über den Körper. Sie sahen jedes Mal gleich aus.
Die braunen Haare klebten durch das Blut am Kopf, die Blutlache bettete bis zu einem halben Meter von der Leiche auf dem Boden und ein offener Bruch ragte aus dem Schienbein.

Anscheinend kam er gleichzeitig mit Kopf und Fuß auf, sodass durch den Aufprall sein Knochen in die Höhe geschossen und gebrochen war.

Die toten, grünen Augen starrten in die Luft, die Angst konnte man förmlich in ihnen sehen.
Der Mund stand etwas offen und als Jimin näher getreten war, konnte er einen kleinen Knochen sehen, der sich durch den Rachen gedrückt hatte.

Er rümpfte die Nase. Es roch ekelhaft, das würde sich niemals ändern. Trotzdem ging Jimin neben ihm in die Hocke, achtete jedoch darauf, seine Sohle nicht mit Blut zu tränken.

Grob fasste er um das Handgelenk des Toten und strich mit seiner anderen Hand über den abgekühlten Unterarm. Dann klemmte er Zeige- und Mittelfinger zwischen das dunkelgrüne Armband und zog kräftig, bis das Band riss und er es in der Hand hielt.

Eine Trophäe für Jimin.

xxx

Today's Question: Wann fangen bei euch die Sommerferien an?

The Devil in DisguiseʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt