sechsundsiebzig

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Schweratmend stieß Yoongi die Tür der kleinen Bäckerei auf und setzte sich an einen Tisch, welcher in der hintersten Ecke stand.

Müde fuhr er sich durch das Gesicht und sah nervös zur Tür.
Ein Mann in seinen Zwanziger betrat den Laden und sah sich suchend um.

Yoongis schwitzige Hand hob sich und machte sich somit aufmerksam.
Der Braunhaarige ging mit selbstbewussten Schritten auf ihn zu und ließ sich gegenüber von ihm auf den Stuhl nieder.

"Hallo, Romeo." begrüßte Yoongi ihn und versuchte ihm ein Lächeln zu schenken.
"Schön, dass wir uns doch noch treffen konnten." sagte Romeo und zeigte ihm ein Zahnpastalächeln. "Ich hatte schon Angst, dass du absagst."

"Hätte ich auch fast." gestand Yoongi murmelnd. "Es ist nicht leicht, sich mit anderen Menschen ohne Jimin zu treffen."
"Das verstehe ich. Meine Freundin hat mich gar nicht aus dem Haus gelassen." erzählte Romeo und seufzte leise. "Es war die Hölle."

Yoongi musterte das kantige, erwachsene Gesicht und spürte Respekt in sich aufkommen. Er konnte sich nicht vorstellen, je wieder solch ein Selbstbewusstsein ausstrahlen zu können, wenn Jimin Geschichte war. Falls er es schaffen sollte.

Er hatte es sich vorgenommen. Mit Romeos Hilfe würde er es vielleicht schaffen.

Ein aufmunterndes Lächeln schmückte Romeos Gesicht und gab Yoongi die nötige Kraft, den nächsten Satz auszusprechen.

"Wie kann ich mich von Jimin trennen?"

"Du liebst ihn, oder?"
Stumm nickte Yoongi. Er schämte sich dafür, fühlte sich schwach. Doch sein Gegenüber zeigte keinerlei Abwertung. Im Gegenteil; Er zeigte Respekt.

Es offen und ehrlich zuzugeben, dass man seinen Peiniger trotz allem liebte, zeugte von Respekt.
Denn die meisten kamen mit der Ausrede, dass sie sich bloß aus Angst nicht trennen konnten und nicht aus Liebe. Auch wenn die Liebe von der anderen Person nicht dieselbe war.

Yoongi liebte Jimin und hatte gleichzeitig Angst- der Grund, wieso er nun hier saß.

Er saß in der Sackgasse und suchte nach einem Ausgang, der nicht der Tod sein würde.
Yoongi wollte leben. Auch wenn er manchmal darüber nachgedacht hatte. Die Genugtuung wollte er Jimin nicht geben.

Er war sich ziemlich sicher, dass Jimin seinen besten Freund ermordet hat und wollte nicht auch auf seiner Todesliste stehen.

Die Polizei hatte keine handfesten Beweise, die Jimin belasten konnten, aber Yoongi wusste es. So viele Zufälle konnte es nicht geben.

"Es wird schwer." gestand Romeo, ohne den Blickkontakt zu lösen. "Aber es ist möglich. Ich will dir helfen, wieder ein normales Leben zu führen. Auch wenn du vielleicht nie wieder jemanden so weit vertrauen kannst und viele Jahre in Therapie sein wirst, wird es dir besser gehen."

The Devil in DisguiseʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt