dreiundsiebzig

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Durch das Pochen im Oberschenkel wurde Jimin wieder aus seinen Träumen gerissen.

Schwach öffnete er seine Augen und beobachtete, wie ein Pfleger sein Bein mit einem neuen Verband behandelte.

"Du bist nicht mein Freund." stellte Jimin trocken fest.
"Das stimmt wohl." Amüsiert schmunzelte der Pfleger und sah vom Bein hoch. "Dein Freund darf erst später zu dir."

"Wieso?" Jimin wollte sich aufsetzen, doch seine Kraft hatte ihn verlassen. Dafür kamen seine Kopfschmerzen zurück und auch sein Rücken tat weh, als hätte er falsch gelegen.

"Die Polizei möchte erst mit dir reden." erklärte der Braunhaarige und zog Jimins Krankenhauskleid wieder herunter.

Etwas unwohl fühlte sich Jimin dabei, doch er ließ es sich nicht anmerken.
"Es war ein Unfall." erklärte Jimin verständnislos und sah sich die Nadel in seinem Arm an.

Sein Blick folgte zum Tropf, doch er konnte nicht erkennen, was auf dem Beutel mit der durchsichtigen Flüssigkeit stand.

"Die Polizei hat Unstimmigkeiten gefunden, die sie mit dir besprechen wollen." Träge lächelte der Pfleger ihn an. "Kann ich sie reinholen oder brauchst du noch eine Minute, um wach zu werden?"

"Wo sind meine Eltern?" fragte Jimin, als er bemerkte, dass er in seinem Einzelzimmer allein war.

"Dein Vater holt sich gerade etwas in der Cafeteria und ist beim Gespräch dabei." erklärte der Mann.
Schweigend ging er aus dem Raum und keine fünf Minuten später kamen zwei Leute rein.

"Wie geht es dir, Jimin?" fragte sein Vater besorgt und legte seine Hand behutsam auf Jimins Wange.

"Gut." log Jimin und lächelte schwach.
In Wahrheit wollte er sich bloß in die Ecke verkriechen und die aufkommende Übelkeit in den Wind schießen, während seine Knochen sich wie Glas anfühlten und jederzeit zu brechen drohten.

"Ich bin Officer Oh. Ich würde dir gerne ein paar Fragen über den Unfall stellen." fing der grauhaarige Mann an. Er hatte definitiv seine besten Tage hinter sich.

"Kannst du mir erzählen, was passiert ist?"
"Sungho wollte mich nach Hause fahren." erzählte Jimin und kniff leicht die Augen zusammen. "Ich wusste, dass er etwas getrunken hatte, aber ich wollte einfach nur nach Hause. Mein Freund und ich hatten uns gestritten und Sungho wollte, dass wir uns vertragen."

Jimin spürte den mitleidigen Blick von seinem Vater wie Feuer auf der Haut.
"Ich war betrunken und bin eingestiegen. Ich weiß, es war dumm von mir. Wir sind losgefahren, ich habe ihn gebeten, langsamer zu fahren und dann-" Jimin schloss schmerzvoll die Augen. "Er hat mich angeguckt und als ich wieder meine Augen aufgemacht habe, da- Er lag so-"

"Du bist aus dem Wagen gekrochen." unterbrach Oh sein Stammeln. "Wieso hast du nicht den Notruf gewählt?"

"Ich wollte wissen, ob Sungho noch lebt. Sein Kopf war auf der anderen Seite und auf meine Rufe hat er nicht reagiert." beantwortete Jimin die Frage. "Ich bin ums Auto gegangen und habe nochmal seinen Namen gerufen, aber seine Augen haben mich bloß angestarrt. Dann bin ich wieder ohnmächtig geworden."

"Wolltest du Sunghos Leiden beenden?" fragte er nun einfühlsamer und weniger mit der roboterartigen Stimme.
"Wie meinen Sie das?" Fragend hob Jimin seine Augenbrauen.

"Es wird noch untersucht, ob oronasale Okklusionen verhanden sind. Es gibt diverse Einblutungen, die darauf schließen." erklärte er.
"Ich verstehe das nicht." gestand Jimin verwirrt.

"Oronasale Okklusion ist das gewaltsame Ersticken, indem man Mund und Nase zuhält. Um seinem Mund haben sich Flecken gebildet, die ein Zeichen sein könnten."

"Sie unterstellen mir einen Mord?" hinterfragte Jimin und sah ihn ungläubig an. "Ich hätte ebenfalls sterben können! Sungho war mein Freund."

"Menschen haben schon viel schlimmere Dinge getan. Vielleicht wolltest du ihm nicht weh tun, sondern bloß von den Schmerzen befreien." Eindringlich sah der Polizist ihn an.

"Mein Sohn würde nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun." mischte sich nun Park Senior ein. "Jimin, du sagst kein Wort mehr, bis unser Anwalt hier ist!"

The Devil in DisguiseʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt