vierundsiebzig

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Jimins Augen fixierten den kreidebleichen Jungen, der mit langsamen Gang auf ihn zukam.

Yoongi traute sich nicht, seinen Blick zu heben und starrte stattdessen auf den Boden, bis in seinem Sichtfeld das Krankenbett und schließlich Jimins Arm auftauchte.

"Was machst du hier?" fragte Jimin kalt und blickte ihn finster an.
Langsam hob Yoongi seinen Kopf und sah ihn mit glasigen Augen an. "Was hast du getan?"

"Ich? Gar nichts." Jimin schmunzelte leicht, während er seine Hand hob und wartete, bis Yoongi diese ergriff.
Blitzschnell zog er den Schwarzhaarigen zu sich, bis sich ihre Gesichter nur wenige Zentimeter trennten.

"Dein Freund war einfach nur zu dämlich, um zu fahren."

Yoongi verschluckte sich an seiner eigenen Spucke und sah Jimin geschockt an.
"Es war bloß ein Unfall, Baby."

"Er war mein bester Freund." hauchte Yoongi verletzt und ließ seine Tränen freien Lauf.
"Ich weiss." erwiderte Jimin. "Jetzt hast du nur noch mich."

Eine Weile beobachtete der Blonde ausdruckslos, wie sein Freund sich schniefend die Tränen wegwischte. "Du darfst dich zu mir legen, wenn es dir hilft."

Yoongi blickte ihn überraschend an, als hätte er im Jackpot gewonnen und ließ sich tatsächlich neben ihm nieder, um die warmen Berührungen seines Partners spüren zu können.

Er lauschte dem ruhigen Herzschlag in Jimins Brust und wurde in jeder Minute ruhiger, während Jimins Hand über seine kurzen Haare fuhr.

"Ich habe versucht, ihm zu helfen, aber ich kam zu spät." erklärte Jimin ruhig. "Ich liebe dich, Yoongi. Deinen Freunden würde ich niemals etwas antun wollen."

Der Schwarzhaarige genoss die positive Stimmungsveränderung und nickte nur anerkennend. Er wollte ihm so sehr glauben, doch etwas in ihm blockierte die Worte und ließen sie nicht ins Herz.

"Wann darfst du wieder nach Hause?" fragte Yoongi leise nuschelnd gegen seine Brust.
"Bald. Ich bin nur noch unter Beobachtung hier, also werden sie mich in den nächsten Tagen entlassen."

Jimin legte seine Finger sanft unter Yoongis Kinn und zwang ihn somit, ihn anschauen zu müssen. "Du wirst mir dabei doch zur Seite stehen, oder? Ich will das nicht ohne dich durchstehen müssen."

"Ich werde für immer bei dir bleiben." antwortete Yoongi und lächelte ihn an. "Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen."

Und es war die Wahrheit. Yoongi wusste, dass er die Schmerzen für immer aushalten würde, wenn Jimin dadurch an seiner Seite bleiben würde.
Was er ohne den Blonden machen würde, wollte er sich nicht ausmalen. Schon die Vorstellung, einsam und allein zu sein, graute ihm.

Und doch hatte er eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf, die verzweifelt gegen seine Schädeldecke hämmerte und ihn anflehte, sich von Jimin fernzuhalten.

Dass es ein Fehler sei, mit ihm zusammen zu sein und ihn zu lieben. Die Stimme wurde von Tag zu Tag lauter, je länger Jimin im Krankenhaus lag und somit Abstand zwischen ihnen entstand.

The Devil in DisguiseʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt