achtundsiebzig

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Yoongi hielt sich an Jimins Hand fest, während sie durch das Unterholz des Waldes stolzierten.

Von wegen Menschenmassen. Weit und breit war niemand zu sehen.

"Was stört dich momentan, Yoongi?" fragte sein Freund interessiert und sah ihn kurz an, bevor er über einen kleinen umgekippten Baum sprang.

"Ich weiss es nicht." antwortete der Schwarzhaarige zögerlich. "Wohin gehen wir?"

"Ich möchte mit dir ein kleines Picknick machen." erklärte Jimin und lächelte ihn unschuldig an. "Das hast du dir verdient."

"Ich brauche kein Picknick, Jimin." versuchte sich Yoongi herauszureden, doch wurde von seinem Freund immer weiter mitgezogen. "Können wir nicht ein Eis essen gehen oder so etwas?"

"Möchtest du nicht mit mir allein sein?" fragte Jimin gut gelaunt und blieb stehen.
"Doch." log Yoongi und kam hinter ihm zum Stehen.

Sein Blick hing zuerst an Jimins Hinterkopf, bewegte sich jedoch schnell zu einem Berg.

"Komm mit." forderte Jimin und ging den kleinen Trampelpfad entlang.
Yoongi kräuselte seine Stirn, als er die unbedeckte Wiese sah. "Ich dachte, wir wollten ein Picknick machen."

"Ja, ein Picknick ohne Essen." Jimin ließ sich auf den Boden fallen und seufzte erleichtert. "Ich liebe es hier."

Unschlüssig blieb der Schwarzhaarige stehen. "Jimin, was soll das?"

"Was denn?" fragte dieser unbekümmert.
"Wieso sind wir hier?"

Genervt verdrehte Jimin seine Augen und stand auf. "Was stört dich an mir?"
"Nichts." log Yoongi erneut. Nervös blickte er seinen Freund an.

"Ich rate mal und du sagst mir, ob es stimmt oder nicht." Eine eigenartige Aura hatte sich um Jimin geschlossen. Etwas, was Yoongi in den schlimmsten Momenten noch nicht gesehen hatte. Sein Kopf schrie, dass er rennen sollte, doch sein Körper hörte nicht auf ihn.

Regungslos starrte Yoongi ihn an.
"Du denkst, ich habe deinen besten Freund ermordet."
Obwohl Yoongi weder sprach, noch seinen Kopf bewegte, erhielt Jimin seine Antwort, die er haben wollte.

"Vielleicht habe ich es tatsächlich getan." murmelte Jimin und legte seine Hand in Yoongis Nacken, um ihn ruckartig zu sich zu ziehen. "Vielleicht habe ich auch deinen anderen besten Freund gegen dich aufgehetzt."

Yoongis geweitete Augen starrten in Jimins leblose. "Du hast-"
"Ich habe auch Dal umgebracht." unterbrach ihn Jimin und grinste breit.

Geschockt von der Aussage wollte Yoongi nach hinten treten, doch Jimin hielt ihn noch immer fest.
"D-du bist ein Psychopath!" stammelte Yoongi überfordert und versuchte panisch, Jimins Hand von sich zu schlagen. "Lass mich in Ruhe."

"Ein Psychopath." wiederholte Jimin leise und schmunzelte. "Ich bin der einzige Grund, wieso du noch lebst. Ich bin Gott."

"Das ist doch krank." murmelte Yoongi, schlug nun endlich die Hand weg und wollte weglaufen, doch Jimin gab ihm sofort ein Gehfehler und verfrachtete ihn auf den Boden.

"Wage es nicht!" rief Jimin laut, als Yoongi sich aufrappeln wollte. "Bleib liegen."
Angstgetränkte Tränen rannen über seine Wangen, als sich Yoongi auf den Rücken drehte und Jimin anschaute.

Er sah noch angsteinflößender aus als an jedem anderen Tag.
"Wieso erzählst du mir das?" fragte Yoongi leise.

"Wieso wohl?" Jimin kniete sich zu ihm herunter und lächelte ihn aufmunternd an. "Ich will deine Angst in den Augen sehen. Steh auf."

"N-nein."
"Steh. Auf." wiederholte sich Jimin laut.
Zitternd hievte sich Yoongi auf und spürte den gewaltvollen Griff um seinem Oberarm.

"Ich will, dass du von der Klippe springst."
"Was?"
"Hast mich schon verstanden." Grob schubste Jimin ihn in die Richtung. "Die Alternative wird dir nicht gefallen."

Er griff in seine Jeanstasche und zeigte ihm ein kleines Schweizer Taschenmesser. Es war zu klein, um es so wirklich als Waffe zu benutzen, doch das Symbol zeigte seine Wirkung.

Yoongi konnte nur noch über die Klippe flüchten. In ihm tobte ein Unwetter, die Angst hatte ihn vollkommen unter Kontrolle.

Sein Blick wanderte zum Abgrund. Schwer schluckte er, als er die vielen Meter in die Tiefe sah. "Nein."

"Was?"
"Ich springe nicht." sagte Yoongi krächzend. Er war dankbar, dass er wenigstens etwas reden konnte.

Jimin trat ein Stück näher. "Du hast keine Chance gegen mich."
"Ich will einfach nur gehen, Jimin. Lass mich gehen, ich werde niemanden etwas verraten." stotterte Yoongi und trat von der Kante weg. "Es wird mir doch sowieso niemand glauben."

Verachtend lachte Jimin zur Antwort.
"Wie- wie viele Menschen hast du schon getötet?" fragte Yoongi leise.
"Möchtest du jetzt eine Konversation führen?" schmunzelte Jimin und trat noch näher. "Zwei."

"Du lügst mich an." Yoongis Stimme war zurückgekehrt.
"Woher willst du das wissen?" fragte Jimin amüsiert.

"Weil es zu perfekt war. Du bist ein Profikiller und kein Amateur." erklärte Yoongi.
"Höre ich da etwa ein Kompliment raus?" Jimin trat nun so weit vor ihn, dass sie sich geradewegs anstarrten. "Du gehörst bald zu meinen Trophäen."

Sein Zeigefinger glitt federleicht über Yoongis Handgelenk, an welchem das schwarze Armband hing.
Als hätte jemand in Yoongis Kopf einen Schalter umgelegt, weiteten sich seine Augen.

"Die Armbänder?" hauchte Yoongi geschockt. "Du hast mit vier das erste Mal gemordet?"

"Sei nicht schockiert, Baby. Kinder müssen nunmal experimentieren." sagte Jimin gelassen. "Hast du jetzt genug Infos und springst?"

"Wieso tust du das?" fragte Yoongi leise und wurde sanft von Jimin an der Brust nach hinten gedrückt. Einzelne Steine fielen unter Yoongis Schuhen die Klippe herunter.

"Weil es Spaß macht." Ungeduldig schlug er Yoongi gegen die Brust. "Spring oder ich bringe dich dazu."

Nicht wissend, was er tun sollte, bewegte sich Yoongi nicht. Er liebte einen Serienkiller. Was konnte er denn jetzt noch tun?

Seine Fersen hingen in der Luft. Er würde sterben. Schwer atmete er ein und griff um Jimins Handgelenk.

"Darf ich dich das letzte Mal küssen?" fragte Yoongi leise.
"Du bist so erbärmlich." seufzte Jimin und trat näher. Langsam beugte er sich zu seinem Freund herüber, doch dieser hatte andere Pläne.

Er liebte einen Serienkiller.
Das Einzige, was er jetzt noch tun konnte, war seine Serie an Morden zu beenden.

Die Sekunde an Unachtsamkeit nutzte Yoongi und zog Jimin mit Wucht gegen sich.
Er verlor das Gleichgewicht und spürte die Schwerelosigkeit in der Luft.

Bevor Jimin realisieren konnte, was passierte, kam er mit Yoongi auf dem Waldboden auf.

Sein Körper war wie betäubt. Er spürte weder Schmerzen, noch die gebrochenen Rippen seines Freundes, auf welchem er lag.

Krächzend rollte er von ihm runter und stöhnte schmerzvoll, als er zu atmen versuchte.

Seine tauben Finger glitten zum schwarzen Armband und rissen mit letzter Kraft den Stoff von der Haut.
Jimin röchelte und hustete Blut aus dem Mund. Vereinzelte Tropfen fielen auf sein Gesicht und sein Hals. Etwas spüren konnte er jedoch nicht.

Er wusste nicht, was mit ihm geschah, denn er konnte sich weder großartig bewegen, noch atmen.

Immer mehr röchelte er und bekam immer weniger Sauerstoff. Das Blut sammelte sich in seiner Luftröhre und hinderte ihn am Atmen.

Jimin hustete das letzte Mal, bevor er in den blauen Himmel starrte und einen letzten Gedanken hegte.

Yoongi ist wegen mir gesprungen.

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Dankeschön für alle, die diese Story gelesen haben❤️

Kommentiert gerne, wie ihr die fandet ^^

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The Devil in DisguiseʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt