30. Kapitel

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Es ratterte in meinem Kopf und mein Griff wurde fester. Zwei Finger legten sich unter mein Kinn und drückten es hoch, sodass mein Blick, den von Luka traf. "Hey, es ist alles gut. Wir kommen hier schon noch raus, mach dir keine Sorgen.", beruhigte er mich und meine Wangen färbten sich rot. Ich nickte ihm zu und atmete tief durch, bevor ich mich von Luka löste und an die Fensterscheibe ging, wo Marinette noch immer alarmierend nach draußen schaute. "Ich habe eine schlechte Verbindung! Ich...!", und schon brach der Kontakt zu Adrien ab. Mari schaute bedrückt aufs Handy, bevor sie es einsteckte. Ich sah aus dem Fenster heraus und suchte nach der akumatisierten Person. Es war eine Frau mit sechs Armen, die gerade Spinnennetze ausspuckte... Eine Spinne! Es musste sich um Alyas große Schwester handeln. Anansi stammt aus einem westafrikanischen Mythos und beschreibt den Gott des Schabernacks oder auch die Spinne. Mein Blick wanderte zu Alya und ich wusste genau was zu tun war. Mit voller Kraft versuchte ich mit meinem Ellbogen die Scheibe einzuschlagen und der dumpfe Aufprall tat verdammt weh und reichte nicht aus. Erneut versuchte ich die Scheibe einzuschlagen und noch immer wollte es nicht funktionieren. „Alter, was tust du denn da?", wollte Nino von mir wissen. Und während ich immer wieder es weiter versuchte, erklärte ich, dass ich die Scheibe einschlagen wollte, um rauszuspringen. „Aber, wenn wir da runterspringen, dann enden wir als Crêpe de la Concorde!", gab Alya zu bedenken und kam auf mich zu, um mich davon abzubringen weiter auf die Scheibe einzuschlagen. Doch beim letzten Versuch hatte auch Luka gegen die Scheibe geschlagen und dabei klirrte die Scheibe in viele Scherben. Dankbar sah ich Luka an und befahl den anderen sich an Alya festzuhalten. Unsicher blickten sich die anderen an, weshalb ich auf sie zukam und alle in eine Gruppenumarmung zwang. „Hey Anansi! Wir haben Alya und springen jetzt!", schrie ich hinaus, damit ihre Schwester auch wirklich auf uns aufmerksam wurde, bevor ich dann die anderen mit mir in den Abgrund stürzte. Wie geplant hatte uns Alyas Spinnenschwester aufgefangen und als wir auf dem Boden landeten, trennte sie uns von Alya. Dann machte sie sich über Nino lustig und verschwand in Richtung des Triumphbogens. Sofort eilte Nino hinterher und auch Marinette lief los. Gerade als auch ich losstürmen wollte, um mir ein Versteck zu suchen, landete Chat Noir neben mir. Verwundert sah er mich einen Augenblick an, bevor er den Leuten aus dem Riesenrad half. Ich blickte ihm einige Sekunden nach, bevor ich mich wieder fasste und mir ein Versteck suchen wollte, doch dieses Mal hielt jemand mich am Arm fest. „Wo willst du denn hin?", fragte mich Luka verwundert und deutete dann auf die entgegengesetzte Richtung, nämlich zum Triumphbogen. „Wollen wir nicht Marinette und Nino helfen, Alya zu befreien?", wollte er von mir wissen und ich nickte hastig. „Ja stimmt, du hast Recht! Das sollten wir wirklich unbedingt tun!", meinte ich und ging eilig voraus. Na, vielen Dank auch, dabei wollte ich mich verwandeln... Aber Chat Noir und Ladybug würden das schon ohne mich schaffen, da war ich mir sicher. Trotzdem lief ich so schnell wie ich konnte, aber wirklich einfach machte Anansi es uns nicht. Denn überall auf unserem Weg waren Spinnennetze, welche uns den Weg versperrten, weshalb wir uns ganz schön hindurchschlängeln mussten. Aber als Luka und ich endlich ankamen, sahen wir, wie Nino in die entgegengesetzte Richtung geschleudert wurde und ich hoffte inständig, dass ihm nichts geschah. Ich schluckte, als ich das riesige Spinnennetz entdeckte in dem Alya gefangen war. „Alya! Geht es dir gut?!", rief ich ihr erschrocken entgegen und gleich stellte sich mir Anansi in den Weg. Verunsichert machte ich ein paar Schritte nach hinten und stieß gegen Luka, der Anansi herausfordernd ansah. Schützend stellte er sich vor mich und stichelte sie an mit jemandem in ihrer Größe zu kämpfen. Meine Wangen färbten sich mal wieder rot und am liebsten hätte ich einen schwärmerischen Ton von mir gegeben, aber das wäre zu weit gegangen. Schnell schüttelte ich meinen Kopf und versuchte mich auf Anansi zu konzentrieren, doch wirklich gelingen wollte es mir nicht. Luka sah viel zu heiß aus, wenn er versuchte mich zu beschützen! „Ihr wollt doch wirklich nicht auch noch versuchen gegen mich zu kämpfen, oder?", fragte sie uns gelangweilt und ich wurde wütend. „Du willst uns eine Lektion erteilen? Wie du willst, dann mach schon! Zeig uns, dass nur du Alya beschützen kannst!", rief ich ihr herausfordernd entgegen, doch sie gähnte nur, was mich noch wütender machte. Gegen sie sahen wir vielleicht nur wie eine halbe Portion aus, aber sie sollte uns besser für voll nehmen. Gerade als ich auf sie losstürmen wollte, holte sie zu einem Schlag aus, dem ich nicht ausweichen konnte. Und zum Glück musste ich es auch nicht, da Chat Noir da war, um diesen Angriff abzuwehren. „Ich weiß, dass du uns schon öfters geholfen hast, aber bitte bring dich in Sicherheit. Ich will nicht, dass sie dir wehtut... Und nimm deinen Freund mit!", bat er mich und stieß Anansi zurück. Mir wiederum stieg die Röte ins Gesicht. „Er- er ist nicht mein Freund!", rief ich aus und schaute verlegen zu Boden. „Ach nein? Umso besser!", schnurrte der Kater und zwinkerte mir zu. Erschrocken zog ich die Luft ein, aber dann erinnerte ich mich daran, dass dieser Kater Chat Noir war... Flirten war sein zweiter Vorname... „Idiot...", murmelte ich und hörte ein belustigtes grunzen unter meinem Shirt. „Komm, tun wir, was er sagt.", meinte Luka und nahm meine Hand, um mich hinter sich her zu ziehen. „Wir bringen uns besser in Sicherheit.", ergänzte er und ich nickte stumm. Ehrlich gesagt hatte ich nicht einmal richtig zugehört, da mein Blick unsere Hände anstarrte. Seine war so warm und erst dadurch merkte ich wie kalt meine doch war. Meine Hände waren oft eiskalt, sodass ich es mittlerweile gar nicht mehr bemerkte. Aber nun war der Temperaturunterschied deutlich zu spüren. Während die meisten Menschen die Hand dann wegziehen, da sie Kälte meiden wollen, schien es so, als würde er meine Hand nur noch fester halten. Ich fühlte, wie mein Herzschlag immer schneller ging und ich war mir nicht sicher, woran es lag. War es, weil wir vom Gefahrenort wegrannten, oder war es, weil Luka meine Hand hielt? Beides war nicht unwahrscheinlich. Als wir weit genug weg waren, hielten wir völlig außer Atem an und ich stützte mich mit einer Hand auf meinem Oberschenkel ab, während meine andere Lukas noch immer nicht losließ. Als Luna Grey wäre ich niemals so aus der Puste gewesen... Als ich zu Luka sah, trafen sich unsere Blicke. Reflexartig schaute ich wieder weg und ließ seine Hand los. Ich richtete mich wieder auf und brachte Abstand zwischen uns. „Irgendwie ziehen wir die Akumas an.", meinte ich und erzählte ihm in welchen Situationen ich schon verwickelt war während ich in irgendeine Richtung lief. „Vergiss nicht meine Mutter.", erinnerte er mich belustigt als ich meine Aufzählung beendet hatte und ich lachte auf. „Das würde ich nie vergessen.", sagte ich und lächelte ihn von der Seite an. „Und wieso nicht?", wollte er von mir wissen und mir lief die Röte ins Gesicht. Ich stotterte vor mich hin und versuchte mich irgendwie rauszureden, da hielt er mein Kinn fest und drückte es sanft nach oben, um mir in die Augen sehen zu können. „Ich werde den Tag auch nie vergessen. Möchtest du wissen, warum?", fragte er mich und ich nickte schüchtern. „Weil ich dich an dem Tag kennenlernen durfte.", gestand er lächelnd und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Du gehst mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf, Julie und ich befürchte ein wenig zu lange gewartet zu haben, dir das zu sagen." Ungläubig schaute ich ihm in die Augen und ich wollte es nicht glauben. Das konnte nicht sein! Hatte Luka mir gerade wirklich gesagt, dass ich ihm nicht mehr aus dem Kopf ging?! In dem Moment verwandelte sich der Spinnenalptraum zurück in Paris. „Sag es nochmal. Ich will sichergehen, dass es nichts mit dem Akumaangriff zutun hatte.", forderte ich ihn auf und er lachte charmant, bevor er sich wiederholte. Langsam schüttelte ich den Kopf. „Du meinst es wirklich ernst?", fragte ich nach und er nickte. „I-ich...", fing ich an, doch er unterbrach mich. „Schon gut, du musst nichts erwidern. Ich wollte nur, dass du es weißt.", lächelte er zufrieden. „Bedeutet das, dass du mit mir ausgehen willst?", wollte ich wissen und ignorierte, was er zuvor sagte. „Natürlich möchte ich das.", gab er mir als Antwort zurück und ich spürte wie mein Herz klopfte. „Gut, denn ich will es auch!"

Der verlorene Wolfs-MiraculousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt