26. Kapitel

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"Mach ihn schon auf!", flehte mich meine Mutter an. Ich saß mit meiner Familie im Wohnzimmer und alle starrten mich mit dem Umschlag in der Hand an. Meine Hände waren schwitzig und mir war vor Aufregung schon ganz übel. "Wenn du ihn jetzt nicht aufmachst, dann werde ich es tun.", beschwerte sich Lan und flog schon auf den Umschlag zu. "Wehe dir! Das ist mein Moment! Es könnte unser ganzes Leben verändern!", meinte ich dramatisch. Ungeduldig sahen mich alle an. Ich atmete noch einmal tief durch und öffnete mit dem Briefmesser den Umschlag. Mein Bruder zog laut die Luft ein, um diese anzuhalten. Mit zittrigen Händen schlug ich den Brief auf und las die ersten zwei Sätze, denn diese genügten vollkommen aus. "Ich habe es nicht geschafft.", berichtete ich kurz aber schmerzhaft. "Oh Schatz...", begann meine Mutter, doch ich sprang schon auf. "Halb so wild. Aber lasst mich trotzdem alleine, ja?", bat ich meine Familie bevor ich nach oben in mein Zimmer flüchtete. Lan flog mir natürlich trotz allem hinter her. Oben in meinem Zimmer angelangt, wartete ich bis Lan hineinflog und schloss dann die Tür. Langsam ließ ich mich an der Zimmertür runtergleiten und als ich am Boden angelangte, fiel die erste Träne. Ich hatte meine Beine angezogen und meine verschränkten Arme auf meine Knien abgestützt, um meinen Kopf darauf ablegen zu können. Eine weitere Träne kullerte mein Gesicht entlang und ich spürte wie Lan sich auf meinen Kopf einrollte. Er sagte kein Wort, er war einfach nur da. Ich fing an zu schluchzen. Alle meine Träume und Wünsche waren zerstört. Wenn ich nicht einmal so ein tolles Stipendium ergattern konnte, dann würde ich es auch nicht an die Spitze schaffen. Aber was hatte ich auch erwartet? Unter so vielen Mitbewerbern war es doch so viel wahrscheinlicher, dass ich das Stipendium nicht erhielt. Dennoch hatte ich so große Hoffnungen. Ich wollte es wirklich vom ganzen Herzen...

Ein paar Stunden hielt ich mich im Zimmer auf, bis mein Vater anklopfte. Ich rief ihm zu, dass er rein kommen sollte. "Ich vermute, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist, aber ich wollte dich wenigstens dran erinnert haben, dass deine Freundin Marinette heute ihre Modenschau hat." Wie Schuppen fiel es mir von den Augen. Das hatte ich ganz vergessen. Seit letzter Woche redete Mari ununterbrochen von diesen Hut, welchen sie letztes Schuljahr für Adrien entworfen hatte. Sie hatte an irgendeinem Wettbewerb von Gabriel Agreste teilgenommen und gewonnen, weshalb dieser Hut auf der heutigen Modenschau präsentiert wird. Es ist ein großer Moment für meine Freundin... Ich bedankte mich bei meinem Vater, dass er mich erinnerte und checkte mich dann im Spiegel ab. Meine Augen waren rot und angeschwollen. Meine Nase war ebenfalls gerötet. "Willst du wirklich dahin?", fragte mich Lan skeptisch. "Es ist doch ein großer Moment für sie. Was wäre ich für eine Freundin, wenn ich sie nicht unterstütze?", fragte ich meinen kleinen Freund und schupfte mir die Nase. "Jeder wird sehen, dass du geweint hast.", gab Lan mir zu bedenken. "Nicht wenn ich die hier trage!", erwiderte ich und holte aus meinem Schrank eine Sonnenbrille hervor. Belustigt sah Lan mich an und schüttelte den Kopf, doch ich ließ mich dadurch nicht beirren. Mir war zwar absolut nicht danach eine gute Freundin zu sein, aber ich musste es. Vielleicht würde es mich auch von meinem eigenen Kummer ablenken. Ich puderte meine Nase, um die Rötung zu verdecken, setzte meine Sonnenbrille auf und lief nach unten in die Küche. Dort steckte ich mir einen kleinen Snack für Lan und mich in meinen Rucksack und ging zur Metro. Ich fuhr ungefähr 15 Minuten und musste mich zu Fuß ein wenig beeilen, um pünktlich anzukommen. Genauso erging es wohl Marinette. Sie kam auch gerade an mit einem Karton in der Hand, worin sich vermutlich ihr Hut befand. Ich rief ihr entgegen und begrüßte sie. Sie machte mir ein Kompliment für die Sonnenbrille und dann wurden wir von Gabriels Sekretärin unterbrochen. Sie nahm Marinette mit zu Adriens Umkleide. Ich hingegen ging hinein in die Halle und schaute mich um. Als ich Alya und Marinettes Eltern fand, machte ich mich direkt auf den Weg zu ihnen. "Julie, ich dachte du kommst schon nicht mehr.", mahnte mich Alya und umarmte mich zur Begrüßung. Höflich reichte ich den Dupain-Chengs die Hand und setzte mich neben Alya. Sie quatschte mich voll, wie spannend und aufregend es doch sei und fragte ganz nebenbei, weshalb ich hier drinnen eine Sonnenbrille trug. Ich sagte ihr, dass meine Augen ein wenig gereizt waren, aber es nichts ernstes sei. Weiter ging Alya nicht drauf ein. Dann wurden wir aufmerksam durch eine Frau, welche genauso redete wie Cloé und die besagte war auch mit von der Partie. Sie setzten sich neben uns und ich stöhnte genervt auf. Wieso hatte das Schicksal es heute auf mich abgesehen? Ich versuchte sie zu ignorieren, doch lange musste ich die Beiden nicht ertragen, da Natalie ihnen sagte, dass sie sich in die zweite Reihe setzen könnten. Empört setzten sich die Beiden um und ich betete ein stilles Dankgebet. Deren Gelaber war wirklich schwer auszuhalten. Nun kam auch Marinette zu uns und ich machte ihr Platz damit sie sich zwischen Alya und mir hinsetzen konnte. Kurze Zeit später begann die Show. Adrien trug einen sehr eleganten Anzug und den Hut von Marinette, der ebenfalls fabelhaft aussah. Adrien drehte sich gerade wieder um, da stand die Tante von eben vor ihm, allerdings war sie akumatisiert! Auch das noch... Sie war wütend darüber, dass sie in der zweiten Reihe sitzen musste und sonst hatte sie keine Probleme oder was? Sie verwandelte Adrien zu einer Goldstatue und machte somit deutlich, dass Gabriel Agreste sich dafür verantworten müsste. Die gesamte Halle brach in Panik aus und ich ging mit der Menschenmenge mit. Marinette hatte sich bereits in Ladybug verwandelt und bekämpfte bereits die Olle. Ich verstand es nicht, nur weil sie in der zweiten Reihe sitzen musste? Das war doch lächerlich. Es gab Menschen mit richtigen Problemen, Menschen dessen Träume und Ziele einfach zerstört wurden und die regt sich auf, dass sie in der zweiten Reihe sitzen musste. Ich kapierte es nicht. Mit der werde ich kurzen Prozess machen. Es dauerte ein wenig bis ich das perfekte Versteck für meine Verwandlung fand und als ich zurück in die Halle kam, war die goldene Tussi weg. Doch ihr Geruch hing überall in der Luft. Aber das machte es mir nicht besonders leicht ihre Spur zu verfolgen, da überall ihre Partikel waren. Letztendlich kam ich am Eifelturm an und Ladybug war ziemlich in der Klemme. Wo steckte den Chat Noir? Ich warf jedenfalls meinen Bumerang nach der Tante, um so ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, was mir auch gelang.
"Endlich kommt mir jemand zur Hilfe! Unser Kätzchen lässt sich auch nicht blicken.", sagte Ladybug. "Mach dich bereit, ich bin heute nicht in Stimmung.", meinte ich direkt, woraufhin Ladybug ihren Glücksbringer rief. Fragend schaute sie ihr Objekt an. "Eine Tube Klebstoff?", fragte sie irritiert. "Nicht nötig sich Gedanken zu machen. Wo ist ihr Akuma?", fragte ich nach und sie deutete auf Adrien und sagte, es wäre die Rose, welche er im Mund hatte. "Du hast sieben Sekunden, um sie zu zerstören." "Was faselst du da, kleine Made?", fragte mich die goldene Tante und schoss auf mich ihren Goldstaub. Geschickt wich ich diesem aus und kam ihr näher. "Hypnose!", rief ich meine Attacke aus und sie oblag meiner Befehle. "Löse den Schutzwall.", befahl ich ihr und sie befolgte meine Anweisung. Daraufhin schnappte sich Ladybug die Rose und zerbrach sie in zwei Teile. Dann schmiss sie ihren Glücksbringer hoch und alles wurde wieder zum Alten. Als ich mich zu Ladybug umdrehte unterhielt sie sich mit Adrien, welcher sie förmlich anhimmelte und sie ihn genauso. Ich lächelte amüsiert und wollte gerade den Eiffelturm unbemerkt hinab klettern da rief Adrien mir sein Dank entgegen. "Stets zu Diensten!", rief ich zurück und salutierte zum Gruß.

Der verlorene Wolfs-MiraculousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt