Eine halbe Stunde später kamen sie im Wartebereich, vor der Straße, auf die sie mit den Streitwagen fahren würden an. Sie waren die letzten, die eintrafen, diese Willkommenszeremonie würde aber erst in zwanzig Minuten beginnen. Niemand beachtete sie, was Taeyong nur recht war. Nicht wahrgenommen zu werden war um einiges besser, als im Mittelpunkt zu stehen und mit Menschen kommunizieren zu müssen.
Andere Tribute standen herum, die meisten redeten nur zu zweit, die ähnlich gekleidet waren, vermutlich von dem gleichen Distrikt, es gab aber eine kleine Gruppe von drei Leuten, die sich zusammengestellt hatten und laut miteinander redeten. Dies waren vermutlich die Karrieros, die sich wie Seelenverwandte bei den Hungerspielen in eine kleine Gruppe zusammenfügten und sich letzten Endes doch gegenseitig umbringen mussten.
Ten und Irene waren plötzlich wie vom Erdboden verschluckt, kaum war Taeyong in seinen Gedanken versunken. Er konnte sie nirgends entdecken und sah sich suchend um, bis er es aufgab und sich beschloss, einfach auf sie zu warten.
Glimmer strich sich eine ihrer blonden Locken hinter ihr Ohr und richtete sich mehr auf, um eine stärker wirkende Haltung zu bekommen.
»Was hast du vor?«, fragte Taeyong misstrauisch und beäugte Glimmer.
»Ich gehe zu den drei Karrieros hinüber und rede mit ihnen, so mache ich mir bestimmt Freunde, im Gegensatz zu dir, der immer schon alleingelassen war. Mit Karrieros als Freunde kommt man bestimmt weit.«
Taeyong ging nicht darauf ein. Es war unnötig, auf solche Kommentare Glimmers zu antworten. Deshalb winkte er sie nur von sich fort und rollte mit den Augen.
»Klar, geh einfach zu den Karrieros und freunde dich mit denen an, sie werden dich auch so lieb haben und dich auf den Knien anbeten.«
Glimmer schien diesen Satz nicht gehört, oder einfach ignoriert zu haben, denn sie ging schon auf sie zu und gesellte sich einfach zu ihnen und lachte ihr ekelhaftes Fakelachen, was man in einem Radius von zehn Metern noch hören konnte, dann fing sie sogar an, sich tatsächlich mit den dreien unterhalten zu können. Die anderen drei fühlten sich sichtlich gestört von ihrer Anwesenheit, taten aber nichts dagegen.
Taeyong schlug sich mit seiner Hand gegen die Stirn und schüttelte den Kopf, während er mit seinen Augen rollte und genervt stöhnte. »Wahrscheinlich sterbe ich vor Fremdscham wegen ihr, bevor noch das Training vor den eigentlichen Spielen begonnen hat. Vielleicht will das Universum meine Geduld testen, wie lange ich es aushalte, Glimmers Gesicht nicht in eine Suppenschüssel zu tunken und sie dort zu ertränken, indem ich gezogen wurde.«
»Wäre ich an deiner Stelle würde ich auch vor Fremdscham sterben.«
Taeyong zuckte zusammen und drehte sich ruckartig um, um zu sehen, woher die fremde Stimme gekommen war.
Schräg hinter ihm stand ein anderer Tribut. Taeyong konnte nicht zuordnen, aus welchem Distrikt er stammte, ihm war es aber an einem gewissen Punkt vollkommen egal.
Der unbekannte Tribut trug wie er die Farben schwarz und gold, das Gold war aber in einem dunkleren Ton, als das Gold auf Taeyongs Kleidung und er steckte in einem Anzug, unter dem man nur seine nackte Brust sehen konnte, ein Hemd trug er darunter nicht. Seine Haare waren nach hinten gekämmt und mit Haargel fixiert, somit war seine Stirn freigelegt.
Es war jedoch nicht die trainierte Brust, die Taeyongs Aufmerksamkeit fing, es war sein Gesicht, mit den ausdrucksvollen und selbstbewussten Augen. Die dunklen Augen schienen zu glänzen und ein süffisantes Lächeln war an seinem rechten Mundwinkel zu erkennen, als er Taeyongs Starren zu bemerken schien.
»Wie lange stehst du schon hinter mir?«, fragte Taeyong.
Der andere Tribut zuckte mit den Schultern. »Ich habe mich gefragt, was ihr redet, weil du sehr genervt aussahst. Und nachdem ich gehört habe, wie die mit den Locken bei den Tributen aus Distrikt 1 und 2 vorbeischauen wollte, verstehe ich, warum du so reagierst. Von allen guten Geistern verlassen.« Er schüttelte grinsend den Kopf. »Ist sie öfters einmal so... dumm?«
»Ja, sie ist ein furchtbar anzusehendes Etwas. Wenn sie versucht zu kämpfen, sieht sie aus wie ein einbeiniges Huhn oder ein sterbender Fisch.«
Der Typ prustete. »Wie kamst du auf einen sterbenden Fisch?«
»Sie zappeln immer so, um nach Wasser zu suchen, sobald sie außerhalb von ihm sind. Und ich dachte mir, es wäre der perfekte Begriff für sie.«
»Das werden wir sehen.«
Ein Schauer überlief Taeyong nach diesen Worten. Sie klangen beinahe wie ein Drohung, was ihm ein ungemütliches Bauchgefühl bereitete.
»Ja, das werden wir. Ich hoffe, diese Zeremonie ist bald vorbei, meine drangeklipsten Ohrringe tun langsam weh.« Und tatsächlich: Das taube Gefühl war mit der Zeit verschwunden und wurde wieder von Schmerz ersetzt.
»Ich glaube nicht, dass es lange brauchen wird. Der Präsident redet immer nur ein paar Sätze, danach fährt man nur noch nach draußen und dann kannst du sie schon hinunter geben, wenn es sich bis dahin so anfühlt, als würden deine Ohren abfallen.«
»Ich hoffe, zu diesem Gefühl wird es nicht kommen.«
»Taeyong!«, rief eine Stimme, die Taeyong vertraut vorkam. Ten. Kurz nachdem er seine Stimme gehört hatte, sah er ihn auch schon. Er kam mit einem Lächeln auf ihn zu und begrüßte den anderen Tributen ebenfalls mit einem sanften Lächeln.
»Hallo, Jaehyun, schön dich zu sehen. Johnny und Seulgi suchen nach dir, du solltest vielleicht zu ihnen gehen, die Zeremonie fängt jeden Moment an.«
Der fremde Tribut – Jaehyun – nickte ihm zu und verabschiedete sich mit einem Lächeln bei Taeyong, bei dem man seine Grübchen sehen konnte, die Taeyong davor noch nicht aufgefallen waren. Danach ging er ohne noch ein weiteres Wort zu sagen in Richtung der Karrieros.
Taeyong stockte der Atem, als er beobachtete, wie eine monotone Miene sich über sein Gesicht legte und Glimmer von hinten antippte, sie sich verschreckt umdrehte und er ihr nur mit einer Bewegung seines Kopfes andeutete, sie solle verschwinden. Was sie auch sofort und ohne Diskussion tat. Kurz darauf kam sie zu Taeyong und Ten, Irene war vor wenigen Sekunden ebenfalls auf sie getroffen.
Als hätte Jaehyun Taeyongs Blicke bemerkt, drehte er sich noch einmal zu ihm um und zwinkerte ihm zu, was seine Knie weich werden ließ.
»Wer ist Jaehyun?«, fragte Taeyong, obwohl die Antwort fast schon offen vor ihm lag.
»Er ist der Karriero aus Distrikt 1.«
– – – – –
Jetzt haben sich die zwei endlich einmal getroffen 🌚
Hier bei Wattpad wird die Wörterzahl irgendwie falsch angezeigt, als bei meinem Google Docs von Kapitel sieben...? Lol, wenn irgendwelche Sätze keine Sinn ergeben, sagt mir bitte bescheid, damit ich das ausbessern kann xD Oder Wattpad spinnt mal wieder rum
Bei den Outfits der zwei habe ich bei Taeyongs Outfit das aus Tiger Inside als "Vorlage" genommen und das von Jaehyun aus Kick It muahaha. Mit dieser Info kann man sich die Outfits vermutlich besser vorstellen :D
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ᴛʜᴇ ʜᴜɴɢᴇʀ ɢᴀᴍᴇs | jaeyong
FanfictionEine ungewöhnliche Allianz, eine verlorene Welt, tödliche Spiele. Taeyong ist ein Waise in Distrikt 12 - und bei der jährlichen Ernte wird sein Name gezogen. Es sind die einhundertsten Hungerspiele. Taeyong kann sich nur auf sich selbst verlassen, u...