Eine ungewöhnliche Allianz, eine verlorene Welt, tödliche Spiele.
Taeyong ist ein Waise in Distrikt 12 - und bei der jährlichen Ernte wird sein Name gezogen. Es sind die einhundertsten Hungerspiele. Taeyong kann sich nur auf sich selbst verlassen, u...
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Langsam öffnete Taeyong seine Augen. Er konnte Schemenhafte Umrisse verschwommen wahrnehmen, das helle Blau des Himmels blendete ihn beinahe, als er über sich Blätter sah.
Bin ich tot?
Er blinzelte, um die Welt um sich besser erkennen zu können und ein Geschmack vergammelter Zitrone machte sich in seinem Mund breit. Angeekelt verzog er das Gesicht.
Sein Körper und sein Kopf schmerzten höllisch und mit Mühe und Anstrengung setzte er sich auf. Die Hände waren noch immer hinter seinem Rücken aneinander gebunden und mit Zerren und Ziehen versuchte er das dünne Seil zu lösen. Natürlich funktionierte es nicht, wer versuchte auch, einen Knoten mit Gewalt zu lösen, wenn man nicht am Verzweifeln war?
Als Taeyong dies langsam begriff, stand er mit müden Beinen auf und versuchte das Seil an einem der Bäume zu lösen, indem er seine verbundenen Hände so gut es ging an einem der Äste rieb. Das Seil blieb jedoch unversehrt, am Baum aber war ein wenig der Rinde abgeschliffen worden.
»So ein ätzendes Seil«, fauchte Taeyong und spuckte einen Teil des fauligen Zitronengeschmacks ins Gras neben ihn. »Musste der Volltrottel mir auch dieses ranzige Melissenzeug spritzen?«
Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen stand Taeyong auf, seine Arme fühlten sich an, als könnten sie jeden Moment aus seinem Körper reißen.
Er ging flussabwärts, auf der Suche nach Steinen, die groß– und scharfkantig genug waren, sodass sie ein dünnes Seil durchtrennen könnten.
Flussaufwärts wollte er nicht gehen. Erstens müsste er ein Stück durch den Wald bergauf und niemand wollte diesen Weg gehen, wenn man seine Hände, die mittlerweile taub waren und kaum noch spüren konnte, hinter seinem eigenen Rücken gefesselt waren.
Zweitens würde die Strömung immer stärker werden, umso weiter er ging, um zu größeren Steinen zu kommen, wie Taeyong erlebt hatte, als er vor Stevia geflohen war. Und das Risiko war groß, dass er hineinfallen würde, sollte er unvorsichtig sein.
Eine lange Strecke blieb der Fluss nach den Wasserfällen schmal und schlängelte sich nur durch den dichten Wald, dann lichtete sich der Wald und der Fluss wurde breiter und tiefer, doch nicht gefährlicher und die Strömung schneller. Friedlich floss das Wasser regelmäßig dahin, sodass Taeyong schon fast neidisch wurde, dass er nicht so einen friedlichen Verlauf des Lebens hatte.
Er trat aus den Bäumen heraus, auf den Kies, der Am Flussufer lag. Große Steine lagen ebenfalls am Ufer, manche waren zur Hälfte im Wasser, die anderen am Land. Taeyong brauchte nicht lange, bis er einen passenden Stein gefunden hatte. Er setzte sich vor ein der scharfen Kanten und versuchte mit dem am schmerzlosesten Bewegung seiner Arme die Fesseln zu durchtrennen.
Es dauerte länger als Taeyong erwartet hatte, bis das Seil sich zertrennte und ohne Vorwarnung riss und somit seine Arme sich unkontrolliert aus der ungemütlichen Position lösten und an seine Seiten fielen. Taeyong biss sich vor Schmerzen auf die Zunge und wartete, bis er seine Arme wieder spüren konnte, dann massierte er sich seine schmerz-durchdrungenen Oberarme und Schultern. Seine Handgelenke zierten rote Striemen, an den Stellen, an denen das Seil seine Haut gereizt hatte.
Sich an dem Stein hinter ihm abstützend stand Taeyong auf. Sofort duckte er sich wieder. Nicht weit von ihm auf einem Stein, der zur Hälfte in dem tiefen Wasser lag, mehrere Meter flussabwärts am anderen Ufer des Flusses, saß Jaehyun und wusch sie sein Gesicht und Hände.
Langsam und vorsichtig richtete Taeyong sich wieder auf und lugte über den Stein. Jaehyun schien ihn nicht bemerkt zu haben.
Ihm kam eine Idee. Abwechselnd sah er zwischen dem sanften und tiefen Flusswasser und Jaehyun hin und her und ohne noch weiter einen unnötigen Gedanken zu verschwenden, der seinen Plan vielleicht ruinieren könnte, zog er sich seine Stiefel und seine Jacke aus und stieg langsam in den kalten Fluss.
Das Wasser wurde schnell tief und seine Kleidung sog sich mit Wasser voll, ein Zittern überlief seinen Körper, als er nach nur einem Meter bis zu seinen Rippen im Wasser war. Er ballte seine Hände zu Fäusten, um nicht unkontrolliert zu zittern, bevor er tiefer in den Fluss watete.
Er hielt sich hinter einem großen Stein versteckt, der in den Fluss ragte, bis er nur noch auf den Zehenspitzen am Grund stand und das Ende des Steines erreicht hatte, an dem er sich festhielt, um nicht weggetrieben zu werden.
Taeyong warf nur noch einen kurzen Blick auf Jaehyun, damit er wusste, zu welchem Stein er musste, dann holte er tief Luft und tauchte ab.
Das Wasser war trüb, doch er sah, wie es zur Mitte des Flusses hin noch tiefer wurde. Er schwamm schnell mit Hilfe der Strömung zu dem Stein, auf dem Jaehyun nahe am Wasser saß. Ein Blick nach oben zur Wasseroberfläche, durch die helles Sonnenlicht fiel, während er sich auf dem Grund an einer Wurzel eines Baumes in der Nähe festhielt, bestätigte, dass Jaehyun noch immer an Ort und Stelle Schmutz von seinen Fingern wusch.
Ich hoffe er schneidet mir mit seinen Reflexen nicht meine Finger oder sogar Hände ab.
Langsam wurde die Luft in seinen Lungen knapp und ohne noch einen weiteren Moment zu zögern stieß er sich mit einem kräftigen Tritt mit beiden Beinen vom Boden ab und in Sekundenschnelle war er über der Wasseroberfläche und hatte mit beiden Händen Jaehyuns Handgelenke gepackt.
Mit einem weiteren Tritt stieß er sich von dem Felsen ab und war wieder unter Wasser, Jaehyun zog er mit sich.
Über sich konnte Taeyong Jaehyuns Umrisse erkennen und er spürte, wie dieser versuchte seine Hände loszureißen. Bevor er erlangte, was er wollte, packte Taeyong ihn am Kragen seiner Jacke und drehte sie herum, dann zog Taeyong seine Beine an und stieß sich von Jaehyuns trianiertem Oberkörper ab, um an die Oberfläche zu kommen, während Jaehyun nach unten in Richtung des Grundes des Flusses gestoßen wurde.
Keuchend schnappte er an der Wasseroberfläche nach Luft. Kurz verweilte er dort, dann schwamm er ans Flussufer zu einem der Steine und wollte sich hochziehen, doch jemand zog ihn an seinem Shirt wieder zurück ins Wasser und Taeyong war physikalisch zu schwach, um dagegen anzukämpfen.
»Wolltest du mich ertränken?«, fragte Jaehyun dicht an Taeyongs Ohr, er konnte seine Atemzüge an seinem Nacken spüren und der Augenblick erinnerte ihn an ihr erstes Treffen in der Arena. Dann entfernte Jaehyun seinen Körper wieder ein wenig von Taeyongs, sobald er sicher war, dass Taeyong nicht noch einen Versuch aus dem Wasser starten würde.
»Vielleicht. Nach deiner bescheuerten Macho-Aktion im Wald mit Thymian würde das jeder wollen. Du geisteskranker Freak. Bist du enttäuscht, dass du das Fläschchen mit Medizin, anstelle von einem mit Gift genommen hast? So beknackt wie du bist hast du wahrscheinlich die Fläschchen vertauscht, weil dein krüppeliges Hirn nicht die Merkmale und Unterschiede erkennen konnte.«
Taeyong drehte sich um, er konnte an seinen Füßen wieder den Grund spüren.
»Taeyong...«
Bevor Taeyong zweimal drüber nachdenken konnte, holte er mit seiner Faust aus und schlug Jaehyun ins Gesicht.
Sein Kopf flog zur Seite und Blut rann aus seiner Nase.
»Das habe ich wohl verdient.«
»Ja, das hast du.«
Jaehyun drehte sich wieder zu Taeyong und ein schmerzerfüllter und verletzter Ausdruck trat in seine dunklen Augen. »Taeyong...«, flüsterte er dieses Mal, seine Stimme war weicher und leiser als zuvor.
Schuldgefühl wurde schwer in Taeyongs Brust, als er Jaehyuns getroffenen Blick sah. Schnell senkte er seinen Kopf und drehte sich weg, damit sein Gesichtsausdruck ihn nicht verraten könnte. Dann hievte er sich den Stein hinauf aus dem Fluss heraus.