Krone der Schatten

«60»

Die hohen Grashalme bogen sich in dem kühlen Wind, welcher mit voller Kraft über die Steppe peitschte. Der Himmel war so düster, als wäre es Nacht - doch der Mittag hatte gerade erst angebrochen.

Artairs Zustand war nicht der Beste, doch er ließ es sich kaum anmerken. Fest hielt er die kleine Elfe umgriffen, während er das Pferd immer weiter anspornte - in Richtung Leandria. Dort würden sie in wenigen Meilen den Stützpunkt Siniron erreichen und Hilfe bekommen.

Gerade erblickten sie den dichten Wald, welcher den Grenzübergang darstellte - als eine Herde Pfeile auf sie hinabsauste. „Vorsicht!" Keana riss Flora vom Pferd, welches wenige Sekunden später zu Boden ging. „Verflucht!" Hörte man Denriale keuchen und panisch warf Keana einen Blick zu Artair und dem Mädchen. Erleichtert stellte sie fest, dass es ihnen gut zu gehen schien - doch als ein gellender Schrei durch die Steppe ging, blieb Keanas Herz stehen.

„Evilan!" Immer wieder wimmerte Denriale den Namen des Ifriten, welcher schwerblutend auf dem Boden lag, ein Pfeil ragte in seiner Brust. „Nein, nein, nein.." Schluchzend presste sie ihre Hände auf die Wunde, versuchte die Blutung zu stoppen, doch es klappte einfach nicht. „Schafft ihn vom Feld, hier ist er am meisten angreifbar."Befahl Artair, ehe er seine Hand auf die Erde legte und die Augen schloss. „Los." Keana zog Denriale auf die Beine und deutete Flora an, Evilan zu versorgen.

„Hallo, du." Langsam beugte sich Keana zu der jungen Elfe, welche alles mit großen Augen gemustert hatte und lächelte. „Du musst mit meinen Freunden dort mitgehen ja? Artair und ich werden sofort nachkommen. Versprochen." Mit diesen Worten steuerte sie auf Artair zu, welcher einen Zauber zu sprechen schien.

Dabei ließ er jedoch sein Umfeld außer Acht und erschrocken erblickte Keana die Pfeile, welche wieder auf sie zuflogen. „Artair!" Panisch warf sie sich schützend über den Elfen und schloss krampfhaft die Augen, bereitete sich auf den Schmerz vor, doch er kam nicht. Überrascht rollte sie sich von dem Elfenkönig herab und erblickte fasziniert einen leichten, hellgrünen Schimmer, welche sich wie eine Kuppel über die Beiden schloss.

„Es ist ein Schutzschild, alte Magie, die wir lange nicht mehr gewirkt haben. Ich weiß nicht wie lange ich es noch aufrechterhalten kann, wir sollten flüchten." Meinte Artair, ehe er Keanas Hand ergriff und mit ihr in Richtung Wald hetzte.

„Flucht steht euch Elfen nicht gut, König." Erklang plötzlich eine spottende Stimme und Wut durchströmte Keanas Körper, als sie Morana erblickte. „Du ekelhafte.." Sie wollte sich bereits auf die Hexe stürzen, doch Artair hielt sie zurück. „Ich bin leider nicht so leicht Tod zu kriegen, Kea." Sie betonte ihren Spitznamen absichtlich und der Zorn in der Königin wuchs. „Ich wünschte du wärst es." Zischte diese. „Ich würde euch auch ohne Magie besiegen." Morana zückte ein Messer und bewegte sich auf den Schattenkönig zu, dessen Augen sich verdunkelten. „Das werden wir ja sehen." Raunte er dann, ehe er sich auf die Magierin stürzte und ein wilder Kampf begann.

-

„Evilan, bleib bei mir hörst du?!" Verzweifelt strich Denriale über das Gesicht ihres Geliebten, hinterließ dabei blutrote Spuren auf dem bleichen, leblosen Gesicht. Tränen tropften auf seine Wangen, vermischten sich mit dem Blut und rannen auf die trockene Wiese herab. „Denriale.." Behutsam legte Flora eine Hand auf dir Schulter der Animale, welche diese aufgebracht zurückschlug.

„Tu doch etwas! Du bist eine Mavy, ihr seit Heiler!" Schrie sie wütend und überrumpelt hob Flora die Hände. „Du musst dich täuschen, Denria." Meinte sie dann, doch die Animale schüttelte den Kopf. „Ich spüre deine Magie bis hier hin! Hilf ihm, ich flehe dich an!" Verzweifelt schüttelte Denriale die zierliche Gestalt.

„Ich.." Unsicher trat Flora auf den bewusstlosen Ifriten zu und legte vorsichtig eine Hand auf die Wunde. Eine plötzliche Energiewelle schien ihren Körper zu durchfluten und ihre Augen leuchtete auf, eine weiße Rune bildetet sich auf der Stirn der jungen Frau und als wäre es ihre Bestimmung, begann sie Wörter auf einer Sprache zu sagen, die nur die Ihresgleichen verstanden.

-

Haarscharf entging Artair der Klinge, welche Morana auf ihn Warf. Für das Augen kaum wahrnehmbar, setzte er zu einem raschen Gegenschlag an und schleuderte Morana einige Meter gegen einen Baum. Ein stechender Schmerz überkam ihn und erinnerte ihn daran, dass er verwundet war. Wütend sah er zu Keana, welche das Elfenmädchen hinter ihrem Rücken verbarg.

In diesem Zustand konnte er nicht gegen die Nyr gewinnen, Verzweiflung überkam ihn. Wie sollte er sie alle beschützen?! Rasch richtete er sich wieder auf. Dann würde er halt kämpfen, bis zu seinem Tod.

„Artair, nicht!" Plötzlich spürte er, wie Keanas Hand seine umgriff und sein Blick fiel auf die Frau, die er seit Kindheitstagen kannte und lieben gelernt hatte.

Aus seinem Augenwinkel bemerkte er, wie Morana sich das Messer mithilfe ihrer Magie zurück holte und auf ihn zusteuerte. „Ich dachte, du würdest mich erledigen, ohne deine Magie verwenden zu müssen?" Spottete er und fing das Messer wenige Zentimeter vor seinem Kopf. „Ich werde euch alle töten." Zischte die Hexe und erschuf einen dunklen Rauchschwaden, welcher sich über den ganzen Wald legte. „Ich werde euch vernichten."

„Das denke ich nicht." Bemerkte Denriale, welche plötzlich hinter Morana stand und ihr einen Dolch in den Bauch rammte. Erschrocken weiteten sich die Augen der Schwarzhaarigen und ächzend sank sie auf den Boden. „Das ist nicht möglich.." Murmelte sie, als sie die weißen, hellen Nebelschwaden um ihre Wunde erblickte. „Weiße Magie wurde ausgelöscht, vor Jahrzehnten." Flüsterte sie dann.

„Du wirst fallen, Morana." Keana trat auf die Hexe zu und blickte ihr fest in die Augen. „Nein, du fällst bereits." Ein überlegenes Lächeln bildete sich auf dem Gesicht der Königin, bevor sie das Messer herauszog und es in die Brust der Hexe rammte.

„Ihr denkt, dass ist das Ende, doch das ist es nicht. Die Schattenkrone ist noch dort draußen und der, der sie schuf auch." Krächzte sie mit letzter Kraft, ehe sie leblos zu Boden fiel.