My Skin is young but my heart is old
Das Wasser schlug friedlich gegen die Ufersteine, es herrschte eine ruhige Atmosphäre und der Fluss reflektierte das Sonnenlicht. „Chiera!" Ein lautes Rufen zeriss die Stille wie eine Hand das Papier. „Verflucht!" Verzweifelt fuhr sich Kayil durch das Gesicht und starrte auf die die blaue Masse. Wenige Sekunden waren vergangen, kein Lebenszeichen von seiner Gefährtin und er zögerte keine Sekunde ehe er sich in die Fluten stürzte.
Die Wassermasse schien ihn ungewöhnlicherweise erdrücken zu wollen, er drückte mit seinen Händen dagegen und sah sich suchend um. Verdammt dieser Mensch konnte doch nicht einfach verschwinden! Wie schnell waren Sirenen? Außer sich strich er sich durch die nassen Haare und ließ sein Blick durch die düstere Umgebung wandern.
***
„Verdammt!" Lauter als beabsichtig fluchte Denriale auf. „Denria!" Zischte Evilan warnend und sah sich suchend um. „Hier sind Untote" Hörte er die leise Stimme seiner Geliebten und fuhr sich gerzeit übers Kinn. „Das ist mir bewusst. Bleib hinter mir" Wies das Feuerwesen sie an und die Animale verdrehte die Augen, leistete jedoch keinen Widerstand. „Wo sind sie?" Murmelte Evilan leise und Denriale ließ ihren Blick durch den dichten Wald wandern. Dichter, weißer Nebel schlich auf die beiden zu und die Gefährten spannten sich augenblicklich an. „Nebel, kein gutes Zeichen" Bemerkte die Animale und ihr Freund nickte mürrisch, als ein widerliches Heulen beide zusammenzucken ließ. „Sind das Werwölfe?" Evilan spürte die kleine Frau neben sich schaudern und Wut flammte in ihm auf. „Ja" Antwortete er knapp, verdammt nochmal! Wieso mussten ausgerechnet sie immer in solche prikären Situationen geraten?
Ein lautes Knacken entlockte Denria ein leises Wimmern. „Er ist nicht weit entfernt Evilan, oh Gott wir werden umkommen!" Verzweifelt schlug sich die Dunkelhaarige die Hände vors Gesicht. „Bleib Ruhig" Befahl Evilans Stimme kühl und Denria schloss die Augen. Ruhig bleiben. Ruhig bleiben. Wiederholte sie das Mantra in ihrem Kopf.Eine Abscheuliche Kreatur trat unerwartet zwischen den Bäumen hervor und ein stummer Schrei entfloh Denriale, als sie die grauenhafte Bestie wenige Meter vor sich sah. Evilan zögerte keine Sekunde sondern riss das kleine Geschöpf hinter sich und hielt sie fest. „Bleib hinter mir" Zischte er und sein blick wanderte zu dem drei Meter großen Koloss. Angewidert verzog er das Gesicht, das Fell war völlig verfilzt und hing schlaff an der knochigen Gestalt herunter. Die Augen waren tief in den Augenhöhlen versteckt und leuchteten in einem gelblichen Ton, der Mund war weit geöffnet und Geifer tropfte auf den Boden. Die Zähne waren scharf, die Körperhaltung gekrümmt. Lange dürre Arme, die länger als die Beine waren schliffen auf dem Boden und die "Hände" waren mit langen, verfaulten und blutverschmierten Krallen bestückt. Angriffslustig schnappte das Wesen nach dem Ifriten, dessen Augen rötlich aufleuchten. Mit wenigen Schritten war der Werwolf bei den beiden und Evilan zögerte keine Sekunde sondern stieß Denriale wenige Meter weg.
Unsanft prallte die Animale gegen einen Baum und starrte mit riesigen Augen auf die große Kreatur welche sich auf ihren Partner stürzen wollte. Evilan wich mit einer anmutigen Bewegung aus und die Bestie vergrub ihre Klauen in dem weichen Moos. Wahnsinn loderte in den kleinen, gelben Augen des Wolfes und die Pupillen wurden zu engen Schlitzen als er die kleine Animale erblickte. Eifrig richtete er sich auf und wollte auf sie zu Steuern, als plötzlich eine Flamme auf den Rücken des Werwolfes traf. Ein lautes, schmerzerfülltes Brüllen hallte durch den stillen Wald und Denriale hielt sich die Ohren zu und kniff die Augen zusammen, als ihr ein widerlicherlicher Gestank in die Nase kam. Automatisch spürte sie einen Würgereiz und hielt sich den Mund, riss jedoch die Augen auf und ihr Herz hörte auf zu schlagen. Wenige Zentimeter trennten ihr Gesicht von dem des Ungeheuers, das blutverkrustete Fell stank nur so nach Tod und Verderben. Denriale konnte es nicht kontrollieren, als ein lauter und schriller Schrei ihren Lippen entglitt.
Sie hörte das heulen des Wolfes welcher vor ihr auf die Knie sank, sie konnte deutlich die Knochen unter dem dünnen Fell erkennen. An manchen Stellen war es ausgerissen und rosige, dreckige Haut verdeckte das dürre Gestell des Bluthundes. Eine Hand ergriff ihren Arm und sie nahm Evilans Geruch wahr, er drückte sie ansich und drehte sich mit ihr um. „Schau nicht hin" Flüsterte er ihr beruhigend zu und küsste ihre Stirn. Stumm nickte die Animale und hielt sich die Hände vors Gesicht als ein weiteres, ohrenbetäubendes Heulen erklang. Sie hatte das Gefühl ihr Trommelfell zeriss unter dem Lärm und schrie gepeinigt auf, fiel auf die Knie als wieder ein lautes Heulen erklang und sie das Krächzen von Krähen hörte.
„Schau mich an Kleine" Eine bekannte Stimme ertönte und Denria schlug ihre dunkelbraunen Augen auf. Evilans goldenen Augen schimmerten leicht und sie sah Flammen in seiner Iris lodern, seine Haut glühte immernoch in einem orange, - goldenen Ton und die Runen erinnerten sie an das Licht der Sonne, so hell strahlten sie. Die schwarzen Haare fielen strähning in sein Gesicht und der Kiefer war immernoch angespannt. „Es ist vorbei, er ist Tod" Beruhigte er sie und zeigte auf einen kleinen Haufen Asche. Erleichterung und Schock durchfluteten sie, Denriale schlug sich die Hand vor den Mund und spürte Tränen aufkommen. „Denria?" Verwirrt sah er auf die kleine Animale hinab welche ungläubig auf die Asche starrte. „Da war so viel Schmerz Evilan" Keuchte sie leise und er kniete sich vor sie. „Soviel Schmerz" Murmelte sie leise und vergrub ihre Hände in ihrem Gesicht. „Was meinst du Denriale?" Irritiert wollte er ihre Hand berühren, zuckte im letzten Moment jedoch zurück. Er war noch glühend heiß, das Feuer war nicht gänzlich verschwunden. „Ich habe ihn verstanden! So viel Schmerz." Murmelte sie nur benommen und sackte dann zusammen. „Denriale!" Rief er verzweifelt und sah auf den bewusstlosen Körper vor sich. Was hatte sie gemeint? So viel Schmerz. Sprach sie etwa von der Bestie? Wieso hatte sie die Bestie verstehen können? Warum war sie bewusstlos? Endlich konnte Evilan sie berühren und hob sie vorsichtig hoch, drückte ihren Körper an sich und ihr Kopf lehnte sich reflexartig an seine Brust. Er hauchte einen sanften Kuss auf ihren Kopf und lauschte ihren ruhigen Atemzügen.
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Krone der Schatten
FantasyKreatos und Leandria, zwei Länder die unterschiedlicher nicht sein könnten und seit Jahrhunderten einen scheinbar nie endenden Krieg führen. Als die junge Prinzessin Keana entführt wird, rettet sie ein Leandrianisches Wesen. Das ihre Freundschaft d...