„Na los! Wir müssen vor Einbruch der Dunkelheit hier durch sein, ich bin nicht besonders gewollt einem Werwolf oder Wiedergänger zu begegnen" Rief Chiera ihre jüngere Schwester zu, welche stumm nickte und ihr Pferd antrieb, schneller zu laufen. Die Blicke der zukünftigen Königin lagen mit einem Hauch Bewunderung auf der magischen Natur Leandrias. Sie war so gehetzt gewesen, die letzten Wochen, dass sie nie die Schönheit dieses Ortes näher betrachten konnte und auch jetzt, hetzten sie wieder durch die Wälder.
Leandria war so anders als Kreatos, zumindest die Natur. Kreatos war vor langer Zeit ausgedürrt, kaum ein grüner Grashalm wuchs.
In den dunklen, verwinkelten Gassen erzählte man sich, dass sich die Landschaft dem Herzen des Königs angepasst hatte. Das der König Kreon ein lebloses Herz besaß und deshalb auch das Land langsam, aber sicher starb. Doch das stimmte nicht, Keanas Vater besaß kein totes Herz, er war zwar grob und nicht wirklich liebevoll, aber dennoch besaß er einen guten Sinn für Güte und Gerechtigkeit. Außerdem verdarb das Land nicht erst, als seine Regentschaft begann. Viel früher schon, verwelkten Blumen und Sträucher.
Zu dem Zeitpunkt, als der Krieg zwischen den Ländern begann. Nicht nur Leandria litt unter den Verlusten, auch Kreatos.
Hungersnöte, Wassermangel und häufig unerträgliche Hitze. Nur an den Grenzen nahe Leandria war es noch erträglich, doch zum Leben zu gefährlich. Deswegen war dieser Landstrich auch nur schmal besiedelt. Kaum einer wagte es, wirklich nah an den Grenzen zu leben.
Die Hufen des Pferdes donnerten mit einer unbeschreiblichen Kraft auf die feuchte Erde und Keana fürchtete bereits, dass die Stute ausrutschen könne und beide zu Boden stürzen würde. „So ein Mist!" Hörte sie plötzlich die Stimme ihrer Halbschwester und sah verwirrt auf. „Was ist Chiera?" Wollte Keana wissen und Chiera deutete Stumm auf den roten Kegel am Horizont, der fast verschwunden war. „Wir schaffen es nicht.." Ein lautes Kreischen ließ die Schwestern zusammenzucken. „Nicht Gut" Hörte Keana ihre Schwester sagen und sah wie diese ihre Dolche aus den Oberschenkeltaschen zog. „Reite weiter Kea...Uf" Ein Keuchen und ein dumpfer Aufschlag ließ Keana umdrehen und erschrocken sah sie auf die finstere, abscheuliche Gestalt die sich auf ihre Schwester stürzte. „Chiera!" Rief Keana und wollte von ihrem Pferd springen, doch Chiera stieß das Ungeheuer zur Seite. „Reite weiter! Los! Ich schaff das schon!" Brüllte sie dann und zögerlich lenkte sie das Pferd in Richtung Waldende.
„Aber.." Versuchte sie unsicher zu entgegnen doch Chiera warf ihr einen wütenden Blick zu. „Dein Leben hat oberste Priorität! Hierauf folgt eine Wüste. Ein Tagesritt und dann bist du zurück in deinem Heimat..Ah!" Chiera schlug hart mit dem Kopf gegen die Baumrinde einer mächtigen Eichel und deutete schwach in Richtung Süden. „Los" Formte sie tonlos mit ihren Lippen und Keana umgriff ihre Zügel fester. „Komm meine Schöne" Flüsterte sie, mit Tränen in den Augen. „Bitte komm lebend zurück, Schwester" Schluchzte sie leise und galoppierte auf dem Friesen davon.
***
„Macht Ephruim bereit" Wies Artair kalt an und seine Untertanen nickten ergeben. „Natürlich eure Majestät" Hörte man vereinzelt Murmeln und wie aufgescheuchte Mäuse flüchteten die Angestellten aus dem Saal. „Ts. Ts. Ts. Artair, Artair, mein geliebter Bruder" Ilior gesellte sich zu dem König, welcher sich genervt umdrehte. „Ich bin schlecht gelaunt, Ilior. Also reiz mich nicht oder dein Kopf rollt. Bruder" Er spuckte das letzte Wort verächtlich aus und der schwarze Schattenelf hielt sich gespielt verletzt die linke Brustseite. „Oh, das tat weh" Er hob die Augenbrauen und sah Artair herausfordernd an. „Was willst du?" Zischte der weißhaarige Schattenelf und trat an seinen schwarzhaarigen Bruder heran. „Dich begleiten. Wir beide. Das würde viel schneller gehen als eine halbe Truppe zu organisieren und wir wissen beide, dass du und ich gemeinsam stärker sind als alle Truppen Leandrias" Grinste Ilior und blickte leicht hoch.
Seine Augen waren tiefschwarz, doch sah man genauer hinein, sah man unzählige weiße Flecken die wie Sterne schienen. „Na schön" Gab Artair nach, doch hielt inne. „Wieso willst du mich begleiten?" Er drehte sich wieder zu seinem Bruder welcher mit den Schultern zuckte. „Ich möchte wissen was für ein Menschlein dazu fähig ist, dir so den Kopf zu verdrehen" Provozierend trat er wieder zu dem König welcher ihn blitzschnell am Kragen packte und in die Knie zwang.
„Hör mal zu, du Missgestalt. Sie verdreht mir nicht den Kopf und du, Bastard, solltest bedenken in welcher Position du stehst, du Sohn einer Hure" Mit diesen Worten stieß er seinen Stiefbruder von sich und verließ mit eleganten Schritten den Saal. „Ich erwarte dich in 10 Minuten vor dem Eingang, kommst du nicht verlierst du deinen Kopf. Versuchst du etwas, ebenfalls. Denk nicht das mir etwas an dir liegt" Rief Artair noch und ließ einen verwirrten Ilior im Saal zurück.
***
Keana bemerkt die frostige Kälte, die sie in eine tödliche Umarmung zog. Zitternd trieb sie das schwarze Kaltblut weiter und erreichte die Wüste. Doch diese war nicht aus Sand, wie Keana es sich vorgestellt hatte, sondern glich eher einer Wüste aus Eis. Was sollte sie jetzt tun? Zurückkehren in den Wald war unmöglich, die Nacht war bereits hereingebrochen und die Nachtgestalten trieben vermutlich ihr Unwesen in den düsteren Wäldern.
„Also gut.." Murmelte Keana zu sich selber und trieb die Stute langsam in die Eislandschaft hinein.
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Krone der Schatten
FantasyKreatos und Leandria, zwei Länder die unterschiedlicher nicht sein könnten und seit Jahrhunderten einen scheinbar nie endenden Krieg führen. Als die junge Prinzessin Keana entführt wird, rettet sie ein Leandrianisches Wesen. Das ihre Freundschaft d...