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Ein markerschütterndes Kreischen lauter als alles andere, übertönte das Schlachtfeld

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Ein markerschütterndes Kreischen lauter als alles andere, übertönte das Schlachtfeld. Artair wusste, was es zu bedeuten hatte. Das Kreischen wurde immer lauter, beinahe unerträglich für die Ohren des Königs, bis es zu dem heulenden Wind überging. Das Luftwesen war zurück an dem Ort, an den es gehörte. Roter Nebel stob auf. Es war ihr Blut,vermischt mit dem Wind. Artair nahm eine große, breitschultrige Gestalt wahr die zielstrebig auf ihn zukam. Die Schritte elegant wie die eines Raubtieres und vor Kraft nur so strotzend.

Interessiert hob der Schattenkönig seine Augenbraue, spannte sich unter der schweren Rüstung an und bereitete sich auf den Kampf vor. Er spürte den Luftzug eines Pfeiles, welcher haarscharf an seinem Gesicht vorbeischliff. Langsam zog er sein Schwert aus der Schneide, sprang von seinem weißen Pferd ab und sah wieder zu der Person, welche sich von seinen Soldaten nicht aufhalten ließ. Mit einer verstörenden Anmut erledigte er die wirklich guten Krieger.

Die schwarzen Haare des fremden Kämpfers hingen ihm leicht im Gesicht, ein grünes und ein goldenes Auge funkelten den Schattenelfen angriffslustig an. „Wer bist du?" Erklang Artairs Stimme ruhig, der Griff um seinen Schwert noch fester. „Dein Untergang" Antwortete der Krieger bedrohlich und zog ein schwarzes Langschwet hervor, ehe er auf den König losstürmte.
Elegant und dennoch knapp wich Artair seinem Angreifer aus, drehte sich und schwang das Schwert nach ihm, welches sein Gegner mit einer fließenden Bewegung abblockte. Der Unbekannte bewegte sich schnell und grazil, das Schwert des Königs schlug er zur Seite und griff wieder an. Der Schattenkönig blockte rechtzeitig ab und startete den Gegenangriff, welchen sein Angreifer ebenfalls gut konterte. „Wer bist du, das du so gut kämpfen kannst?" Zischte Artair bedrohlich, nutzte die Ablenkung des Kriegers und schlug sein Schwert aus der Hand. Der Gegner duckte sich, sprang zur Seite und rollte sich elegant ab. „Das wirst du früh genug erfahren" Ein tödliches Lächeln zierte das Gesicht des Mannes, welcher mit wenigen Schritten zurücktrat und  im Nebel verschwand.

***

Keana starrte stumm aus dem Fenster, es regnete seit Tagen ununterbrochen. Wie lange war sie bereits hier oben eingesperrt? Suchte ihre Schwester nach ihr? Wie ging es Chiera? Suchte Denriale wohl nach ihr? Würde sie hier jemals lebend rauskommen? Verzweifelt fuhr sich die Blondine durchs Haar und lehnte ihren Kopf an die kühle Wand. Kalter Wind fegte durchs Zimmer und wirbelte einige Blätter auf, nachdenklich starrte die Kronprinzessin auf ihre Zeichnungen und seufzte. Was würde aus ihr werden? Aus ihrem Land? Wie ging es ihrem Vater? Suchte er sie? Vermisste er sie? Bestimmt. „Wie lange muss ich noch warten?" Murmelte sie zu sich selber und ließ sich an der Wand hinabgleiten, zog die Beine an ihren Körper und legte die Arme um ihre Beine. So saß sie dort, zusammengekauert und nach Rettung sehnend.

Sie fühlte sich unfassbar Dreckig, hatte sie sich doch schon Tage nicht mehr gewaschen. Vermutlich roch sie auch so, Tränen der Verzweiflung traten in ihre Augen. War das seine Art sie zu Foltern? Nicht körperlich sondern seelisch? Wie konnte ein Mann aussehen wie ein Engel und doch ein Teufel sein? Er war gezeichnet von Schmerz und Hass, sie hatte die Narben auf seinem Körper gesehen und wie gerne würde sie diesen Elfen abgrundtief hassen, ein Dolch in sein schwarzes Herz rammen und fliehen. Aber sie konnte keinen Hass für Artair empfinden, sie wusste nicht wieso. Sie empfand so vieles, Schmerz, Wut, Enttäuschung und Angst. Ja sie hatte fürchterliche Angst, Angst davor, zu was der König fähig sein konnte, Angst zu verlieren. Angst zu sterben. Angst ihren Vater nie wieder zu sehen. Keana hatte das Gefühl unter all diesen Gefühlen zu zerbersten, wie sollte sie das ertragen? Wäre ihr Lebenswille nicht so stark, hätte sie sich vermutlich längst aus dem Fenster gestürzt. Die Wut fraß sich Tief in ihr Herz, stechend wie Dornen. Keana spürte wie Tränen nasse Spuren auf ihrem Gesicht hinterließen, verdammt wieso weinte sie soviel? Chiera hätte gekämpft und sie? Sie saß wie ein Häufchen Elend in der Ecke und weinte. Vor Wut gegen sich selber und Scham schrie sie leise auf und vergrub ihr Gesicht in den Ärmeln ihres Kleides. Alles roch unangenehm, sie fühlte sich unangenehm. Am liebsten würde sie sich die Haare vom Kopf reißen und die Kleider vom Leib. Sie fühlte sich schmutzig, verwahrlost und es folterte sie.

Wenn man aufgab und sich nicht mehr um seine Erscheinung sorgte, hatte man verloren.

Die Kronerbin hatte das Gefühl verrückt zu werden, als wenn die Wände sie einkesseln würden und ihr die Luft zum Atmen nahmen. Du musst ruhig bleiben. Beruhigte sich Keana immer wieder und schloss die Augen, lauschte ihrem ungleichmäßigen, rasselnden Atem. Alles wird Gut, lass dich nicht aus der Ruhe bringen. Alles wird gut, alles wird gut.

Krone der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt