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" how can it be
that my memories
are more alive
than I am? "

...

Nachdenklich starrte Ilior auf den See vor ihm. Er wusste nicht, was er von dem Bündnis halten sollte. Einerseits fand er es richtig, doch andererseits war der Hass auf die Menschen so groß. Seine Ohren zuckten, als er ein Geräusch vernahm, dass aus dem Wald kam. Es klang nach Pferdehufen. Langsam richtete sich der dunkle Elf auf und drehte sich zu den hohen, kahlen Eichen. 

Er erkannte einen Mann auf einem schwarzen Pferd, die Kapuze des schwarzen Umhangs tief ins Gesicht gezogen. Die Aura des Fremden umspielte seine Erscheinung wie dunkler Nebel, er musste stark sein. Erinnerungen spielten sich vor Iliors innerem Auge ab. Er wusste wer es war. Yeomra.

Der dunkle Elf hob das Kinn und schritt erhobenen Hauptes dem düsteren Reiter entgegen. „Yeomra." Stellte er dann kühl fest und das schwarze Ross blieb stehen. „Ilior." Erwiderte Yeomra ebenso kühl und stieg vom Pferd ab. Erst jetzt erblickte Ilior das junge Mädchen und verwundert hob er eine Augenbraue. Seit wann kümmerte Yeomra sich um Menschen? „Bist du jetzt der Samariter für verlorene Menschlein?" Spottete Ilior und lehnte sich mit verschränkten Armen an einen Baumstamm. „Es freut mich ebenfalls, dich wieder zu sehen." Antwortete Yeomra sarkastisch und schob die Kapuze zurück, sodass sein Gesicht erkennbar wurde.

Seine makellose Haut erschien durch das Mondlicht unnatürlich blass, seine Augen schimmerten Golden und er hatte ein leichtes schmunzeln auf den Lippen. „Lange nichts mehr von dir gehört." Ilior machte einen Schritt in Richtung des Söldners. „Das stimmt." Meinte dieser ruhig und warf einen Blick zu der schlafenden Gestalt.

„Also? Wer ist deine Begleitung?" Bemerkte der dunkle Elf und Yeomra seufzte. „Sie ist die Tochter eines Gastwirts, der bei einem Überfall von Werwölfen ums Leben kam. Ich habe sie gerettet." Erklärte er dann knapp und verwundert hob Ilior die Augenbrauen. „Seit wann rettest du Leben?" Wollte er wissen und der Mann zuckte mit den Schultern. „Irgendwas an ihr ist anders." Erklärte er dann und Ilior lachte. „Sie gefällt dir?" „Gefallen wäre übertrieben. Ich stand wohl in ihrer Schuld." Wank Yeomra ab und langsam nickte Ilior.

Ein leises murmeln erklang und der Elf blickte zurück zu dem Mädchen, welches wohl aus ihrem Schlaf erwachte. „Wo bin ich?" Fragend sah sie sich um und erblickte Yeomra. „Kurz vor Irlon." Erklärte dieser und Flora nickte, streckte sich und stieg ebenfalls vom Pferd. Erst jetzt bemerkte sie den Schattenelfen und zuckte erschrocken zusammen. „Was.." Verwundert sah sie Ilior an, welcher sie belustigt musterte.

„Yeomra, sie hat dasselbe Blut wie die Königin." Sagte er dann leise. „Wie kann das sein?" Wollte Yeomra nachdenklich wissen. „Mir fiel direkt am Anfang ihre Aura auf." Fügte er dann hinzu. „Vermutlich ist sie ein Mischblut, genauso wie du und Keana." Vermutete Ilior. „Nur das die Königin und Flora menschliches Blut durch ihre Venen fließen haben." Meinte der Söldner und seufzte. „Mein Blut ist mit schwarzer Magie verseucht." Er verzog das Gesicht und deutete Flora an, zu ihm zu kommen. „Was ist?" Fragend trat sie zu den Beiden und blickte Yeomra aus großen Augen an. Dieser legte eine Hand auf ihre Wange und schloss die Augen. „Schließ deine Augen Flora." Meinte er dann kühl und unsicher folgte Flora dem Befehl.

„Weiße Magie." Stellte der Krieger nach wenigen Sekunden fest und öffnete wieder die Augen. „Was?" Verwirrt sah Flora in seine leuchtenden Augen. „Dein Blut ist mit weißer Magie gemischt. Deine Mutter oder Großmutter war eine Heilerin, ein altes Geschlecht. Menschen mit außergewöhnlichen Kenntnissen und Heilungskräften, doch es existieren keine Heilerinnen mehr. Sie wurden ausgelöscht, als der Krieg das Land verdarb." Erklärte Yeomra nachdenklich und hob ihr Kinn.

„Man nannte sie auch Blütentänzer." Bemerkte Ilior und Flora runzelte die Stirn. „Woher wisst ihr das alles? Wollt ihr mir damit sagen, dass meine Mutter nicht durch eine einfache Krankheit starb, sondern aufgrund der Folgen des Krieges?" Murmelte sie irritiert. „Verrat und Lüge ist wie Gift für Blütentänzer. Sie war krank, aufgrund des Krieges." Yeomra blickte in Richtung Stadt. „Wir sollten weiter." Stellte er dann fest und umgriff die Zügel des Pferdes. „Komm."

Krone der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt