Kapitel 20

338 25 1
                                    

Faith's POV

Wieder lasse ich einen Blick auf mein Handy fallen. Justin hat mir nicht geschrieben. Klar, wir sind im Streit auseinander gegangen. Wahrscheinlich ist er sauer und wird sich nicht mehr melden.

Mein Blick schwirrt gedankenlos in der Gegend herum, während ich darüber nachdenke, was ich in meinem Leben eigentlich alles falsch gemacht habe. Der Kuss gestern war eine Sache davon.

Wie schlecht kann man ein neues Jahr nur starten?

Mein Handy klingelt und lässt mich zusammenzucken. Ich schließe meine Augen für einen Moment und atme tief aus. Das wird Justin sein, sonst würde mich keiner, um die Zeit erreichen wollen, denn es ist vormittags und jeder sollte auf der Arbeit sein.

"Hallo.", sage ich leise und schüchtern in mein Handy, nachdem ich den Anruf angenommen habe. Nervös fahre ich mir mit meiner Hand durch meine Haare. Innerlich hoffe ich, dass Justin mir entgegenkommt und einfach alles wieder ok zwischen uns wird.

"Hi Faith.", höre ich eine Stimme, die ganz anders als Justins klingt, es ist nämlich eine Frau.

"Huh? Wer ist da?" Irriert lege ich meine Stirn in Falten.

"Ich bin's Isabelle. Hast du mich nicht erkannt?", sie kichert laut am anderen Ende der Leitung.

Ich schlage mir leise eine Hand vor meine Stirn und erinnere mich an die nette Frau, die ich jetzt schon zwei Mal getroffen habe.

"Ehrlich gesagt kenne ich deine Stimme noch nicht so gut."

"Dann sollten wir das ändern. Wir wollten doch eigentlich mal was zusammen machen...", sie räuspert sich. "Hast du heute Zeit?"

Überrascht von ihrer Hartnäckigkeit, lächle ich vor mich hin und nicke dann, obwohl sie mich nicht sehen kann. "Ja heute würde gehen."

Wir verabreden Ort und Zeit und ich verabschiede mich kurz von ihr.

Sie scheint mich wirklich zu mögen. Oder aber sie geht auf alle Menschen so offen zu und mag es neue Freundschaften zu schließen. Ich für meinen Teil mag solche Menschen und es wird bestimmt mal eine gute Ablenkung sowohl von meiner Gastfamilie, als auch von Justin, wenn Isabelle und ich uns treffen.

Troztdem hätte ich mir gewünscht, dass es jemand anderes gewesen wäre, der angerufen hätte. Enttäuscht darüber, dass es nicht Justin war, lasse ich mich auf das Sofa fallen. Meine Augen schließen sich langsam und ich lege einen meiner Arme auf meine Stirn.

Ich kenne Justin jetzt vielleicht drei Wochen und schon nimmt es mich so mit, dass er so sauer auf mich ist. Dabei hat er kein Recht dazu, er sollte sich einfach einkriegen und sich nicht so naiv verhalten. Meine Schuld an der Situation mal ausgeblendet, hat er sich nämlich wirklich kindisch verhalten.

Meine Gedanken schwenken zu dem Kuss gestern, der zugegebenermaßen ganz schön war. Justins anziehender Geruch scheint allgegenwärtig und es ist fast so, als würde ich seine Hände wieder auf meiner Haut spüren, als ich mich an gestern erinneee. Ich spitze meine Lippen und warte auf Justins weiche Lippen. Ohne, dass ich es gemerkt habe, hat sich ein glückliches Gefühl in meinem Magen ausgebreitet. Mein Atem stockt für eine Sekunde und mein Herzschlag beschleunigt sich.

Warum kann jetzt nicht alles so sein, wie es gestern war? Warum muss es so kompliziert sein?

Ich wache aus meinem Traum auf, als ich wegen einer laut erklingenden Stimme aufschrecke. Meine Augen schauen sich suchend um, nachdem sie sich schlagartig geöffnet haben.

"Faith? Ist das dein Ernst?", Monica verdreht ihre Augen und starrt mich genervt an. "Wir müssen eindeutig reden."

Immer noch erschreckt von der Situation springe ich auf und stammle leise vor mich hin. "Ähm...wieso..."

Eigentlich sollte Monica garnicht zu Hause sein, da sie vormittags arbeiten muss, aber anscheinend ist sie gerade im richtigen Moment gekommen.

"Faith so geht das nicht weiter. Ich hatte dir vorhin gesagt, dass du heute die Küche und das Badezimmer aufräumen sollst und jetzt komme ich nach Hause und du tust..." Sie zieht eine Augenbraue hoch und macht ein arrogantes Gesicht. "Nichts."

"Ich habe die Küche schon gemacht und wollte eine halbe Stunde Pause..."

"Nein.", unterbricht sie mich. "Ich möchte keine Erklärungen mehr hören. Warum bezahle ich dich eigentlich?"

Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Ich spüre, wie sich das schöne Glücksgefühl von gerade in pure Wut verwandelt. Um nicht auszuflippen balle ich meine Hände in Fäuste und atme tief aus.

"Du kannst später noch die Wäsche machen, als kleinen Ansporn, damit du deine Arbeit das nächste Mal auch machst. Faules Kind." Ich höre, wie sie den letzten Teil leise vor sich hin flüstert. Sie wendet sich mir ab und lässt sich mit einem Seufzer auf den Sessel fallen.

Wutentbrannt drehe ich mich um, bleibe aber stehen, bevor ich Monica näher kommen kann.

"Willst du noch was sagen?", fragt sie und beschäftigt sich gleichzeitig mit ihrem Handy.

"Nein.", bringe ich als einziges heraus und gehe dann mit zusammengebissenen Zähnen in richtig Tür.

Nachdem ich aus dem Raum herausgekommen bin, kicke ich mit meinem Fuß einmal fest gegen die Bank, die im Flur steht. Die leichte Holzbank verrückt lautstark, aber das ist mir egal. Ich spüre eine Träne, die über meine Wange läuft. Nie hatte ein Mensch mich so schlecht behandelt. Und ich habe es nicht mal verdient.

-

Bevor ich die Tür des Cafés öffne, schaue ich noch einmal kurz auf mein Handy. Als ich sehe, dass Justin online war, mir aber nicht geschrieben hat, stecke ich es wieder ein und betrete mit mulmigen Gefühl den Laden. Schon von weitem erkenne ich Isabelles langes, blondes Haar, das sie in einem Zopf zusammengebunden hat.

Mit einem freundlichen Zahnpasterlächeln begrüßt sie mich, als sie mich bemerkt. Sie kommt auf mich zu und umarmt mich schnell. Etwas überrascht öffne ich meinen Mund ein wenig und lächle dann.

"Schön, dass du da bist Faith.", sagt sie mit einem überfreundlichen Ton.

"Ja. Danke, dass du dich mit mir treffen willst." Ich lache künstlich, weil ich mich irgendwie nicht wohl fühle. Es ist nicht Isabelle und es ist auch nicht die Atmosphäre. Es liegt wahrscheinlich einfach an meiner schlechten Stimmung wegen Justin und Monica.

"Geht's dir gut Faith?", fragt sie besorgt und steicht fast mütterlich über meinen Arm. Mist, sie hatte meine schlechte Stimmung bemerkt.

"Ja eigentlich schon...ich hab heute einfach nicht so einen tollen Tag.", gestehe ich und bin überrascht von meiner Ehrlichkeit, die ich sonst nicht mal bei meinen engsten Freunden aufbringe.

"Was ist denn passiert?", fragt sie und setzt sich auf einen der Stühle, die an unserem Zweiertisch stehen.

Ich lasse mich auf den Anderen fallen und atme tief aus. "Es geht um jemanden, den ich hier kennegelernt habe und..." Ich schüttle den Kopf bevor ich weiterreden kann und senke meinen Blick.

"Red ruhig weiter.", sagt Isabelle mit einer ruhigen Stimme und einem lieben Lächeln.

"...wie soll ich's sagen. Ich habe ihn getroffen und wir sind uns näher gekommen, aber das geht nicht, weil ich wieder nach Hause muss.", murmle ich und frage mich innerlich, warum ich einer Person, die ich noch nicht lange kenne, soetwas erzähle.

Sie schweigt kurz und beginnt dann zu reden. "Dann sag ihm das. Vielleicht könnt ihr Freunde bleiben."

Ich schaue ihr kurz in die Augen, wende meinen Blick dann aber ab, weil es irgendwie unangenehm ist. "Hm...ja. Ich denke darüber nach."

Schnell setze ich ein Lächeln auf, um die komische Stimmung zu wechseln und beginne dann von etwas anderem zu erzählen, um das Thema Justin einfach mal zu vergessen...

Following Hearts {German}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt