Faith's POV
Ich schließe die Tür mit Hilfe meines Schlüssels auf und stoße sie mit einem schnellen Ruck auf. Kurz schaue ich in den viereckigen Spiegel, der im Flur über einer weißen Kommode hängt.
Auf meinen Wangen sind deutliche, schwarze Spuren meines verlaufenen Maskaras zu sehen. Ich reibe einmal kräftig über meine Haut, aber die schwarzen Linien lassen sich nicht erntfernen.
Die Trauer, die mich vorhin dazu bewegt hat mich weinend in die S-Bahn zu setzen, ist mittlerweile abgeklungen. Aus der Enttäuschung ist jetzt Wut geworden. Eigentlich bin ich immer noch sprachlos, aber ich weiß, dass ich ziemlich wütend auf Justin sein sollte.
Immer noch kann ich nicht glauben, dass ich mich offensichtlich in ihm getäuscht habe. Ich habe seine Seite der Story zwar noch nicht gehört und doch bin ich enttäuscht, denn selbst, wenn ein kleiner Teil stimmen sollte, wäre das zwischen uns nicht mehr wie vorher.
Ich hänge meine Jacke über einen Haken, der gegenüber des Spiegels aufgehängt ist und mache mich auf den Weg nach oben, um mich dort frisch zu machen. Mein Gesichtsausdruck ist dabei genauso ernst, wie meine Gedanken gerade. Auch wenn ich es versuche, schaffe ich es nicht, nicht mehr an Justin zu denken.
Ich lasse warmes Wasser mein Gesicht berühren, als ich mich nah an den Wasserhahn beuge. Entspannt schließe ich meine Augen und schütte immer wieder Wasser über meine Hände und in mein Gesicht. Irgendwie stelle ich mir vor, dass ich damit alles abwasche, was mich belastet, aber es funktioniert nicht, weil ich immer wieder vor Augen habe, wie ein Gespräch zwischen Justin und Isabelle abgelaufen haben könnte.
"Ich habe da jemanden kennengelernt. Kannst du etwas über sie herausfinden? Und mit etwas meine ich alles, Isabelle. Ich möchte wissen, wie sie fühlt, was ihre Schwachstellen sind und wie ich an sie ran komme."
"Ich werde es versuchen. Die Kleine wird nicht schwer zu knacken sein."
Beide beginnen in meiner Vorstellung zu lachen und das Lachen hallt laut in meinem Kopf. Erneut schütte ich Wasser über mein Gesicht, dieses Mal kaltes. Irgendwie muss ich diese Gedanken doch loswerden.
Ich zucke erschrocken zusammen, als sich eine Hand auf meinen Rücken legt und mich aus meiner Gedankenwelt holt. Innerhalb weniger Sekunden mache ich einen Schritt zurück und sehe Roger direkt in die Augen.
Seine Lippen sind zu einem leichten Lächeln geformt. "Erschreck dich nicht! Alles ist gut Lily." Er legt seine Hand auf meine Schulter und streichelt sie ruhig.
Meine Augen sind immer noch aufgerissen und ich weiß nicht recht, was ich sagen soll.
"Meine Frau und ich möchten mit dir reden, Lily." Er räuspert sich und lächelt jetzt breit.
Ich nicke zustimmend und flüstere dann leise: "Ich heiße Faith."
Er lacht laut, als hätte er einen Witz nicht verstanden und würde einfach aus Höflichkeit übertrieben lachen. Seine Ohren erheben sich dabei immer ein wenig, was mir zugegebenermaßen ziemliche Angst macht. Seine Hand weilt auf meiner Schulter und wandert weiter runter.
Ich schlucke und mache ein angeekltes Gesicht, als er mich nicht sieht, weil ich mich als erstes drehe und danach das Badezimmer verlasse. Roger gibt mir dabei einen kleinen Schubs, in dem er seine Hand über meinen Po huschen lässt.
Verwirrt darüber beschleunige ich meinen Gang und gehe mit einem großen Abstand in Richtung Wohnzimmer.
Dort erwartet mich ein Bild, was meine Laune nicht unbedingt steigert. Auf dem Sofa sitzt Victoria mit einer wütenden Miene. Ihre Arme sind verschränkt und ihre Beine überkreuzt. Sie trägt heute einen auffälligen, dunkelroten Lippenstift und einen kurzen schwarzen Rock mit einer schwarzen Leggings, die all ihre Problemzonen öffentlich machen.
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Following Hearts {German}
Hayran Kurgu"Sometimes following your heart means losing your mind." Die 19-Jährige Faith will etwas erleben, neue Menschen kennenlernen und ein halbes Jahr in einem anderen Land leben. Deswegen beschließt sie, als Au-pair nach England zu reisen und hofft dort...