Kapitel 45

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Justin's POV

Ich mache den Motor aus und atme tief aus. Meine Uhr zeigt an, dass es schon 3 Uhr früh ist, obwohl es sich in meinem Inneren so anfühlt, als hatte der Abend gerade erst begonnen. So unecht ist das Ganze. Die Tatsache, dass Ian und Isabelle mich für Geld nach LA schleppen wollten und dass mein Vater es ihnen angeboten hat. Und das nicht um seinen Sohn wieder zu bekommen, sondern nur um seine Firma an die Börse zu bringen.

Und dann noch der Rest des Abends. Faith und ich alleine im Auto. Die ganze Zeit nur vertieft in Gesprächen. Sie hat ein Gespür dafür, was ich erzählen will und was sie sagen muss, damit ich mich wohl und sicher fühle. Natürlich hatte sie dieses Gefühl, weil wir auf der gleichen Wellenlänge sind. Auf der gleichen Ebene. Wir verstehen uns einfach blind. Oder verstanden uns. Ich weiß nicht, was das war. Ob wir wieder zusammen kommen oder ob wir eine Lösung für unsere Probleme finden.

Langsam stecke ich meinen Schlüssel ein und verlasse das Auto. Müdigkeit macht sich in mir breit. Obwohl ich die Zeit mit Faith wunderschön fand, hat mich der Abend erdrückt und belastet. Es ist so, als würde mich meine Vergangenheit einholen.

Tief atme ich die kühle Luft ein, die in meiner Lunge brennt. Sie würde bald nach Deutschland fliegen. Schon in wenigen Stunden ist sie in einem Flugzeug und mir wird jede Chance entzogen sie zurückzugewinnen.

Ich öffne die Tür meiner Wohnung langsam und behutsam und blicke mich um. Jaxon scheint genauso wie ich eine lange Nacht gehabt zu haben, denn er sitzt auf der Couch und konzentriert sich auf den Fernseher. Vor ihm steht die Playstation und eine Packung Chips.

"Guten Morgen.", murmle ich und schmeiße meine Tasche in die Ecke.

Jaxon hebt seinen Kopf und schüttelt den Kopf. "Du warst ganz schön lange weg. Ging was bei dir und Faith?"

Ich atme tief durch und versuche mich zu fassen. "Wusstest du, dass unser Vater an die Börse gehen wollte?" Jaxon legt den Controller neben sich auf die Couch und räuspert sich, während ich mein Hemd ausziehe und auf einen Stuhl hänge. "Ich bin nicht sauer auf dich, wenn du es wusstest."

Er zieht seine Schultern hoch. Unter seinen Augen sind tiefe Augenringe zu sehen, die ich mit Sicherheit auch habe. "Ich wusste, dass er etwas vor hatte, aber nicht, dass es etwas mit der Börse zu tun hat. Wieso?"

Ich lasse mich auf die Kante meines Bettes fallen und verberge mein Gesicht in meinen Händen. "Er hat Isabelle und Ian bezahlt, damit sie mich zurück nach LA holen können." Ich lache ironisch. "Damit ich als Erbe dastehen kann. Damit sie noch mehr Geld schaufeln können."

"Haben ja noch nicht genug..." Jaxon schlägt sich fremdschämend gegen die Stirn. "Was ist mit Isabelle los?"

Ich beiße mir hilflos auf die Lippe. "Ich will sie nie wieder sehen. Nie wieder. Sie war meine Person, mein Ansprechpartner. Und jetzt weiß ich nicht, ob das schon Hass ist, was ich für sie fühle."

Jaxon lässt ein leises Tut mir leid verlauten.

Ich schließe meine Augen und wünsche mir, dass alles anders wäre. Dass ich nicht in dieser Familie geboren wurde, sondern in einer, die mich wertschätzt und liebt. Eine Familie, die die richtigen Werte in das Zentrum stellt und eine, in der ich keine Zahl bin.

"Schottland.", sagt Jaxon laut und kommt mir näher um sich neben sich auf das Bett zu setzen.

"Was?", will ich wissen.

"Lass uns einen Neustart in Schottland machen. Da sind die Menschen anders als hier oder LA.", schlägt Jaxon vor.

"Warum?", frage ich abgehackt. "Wir kennen da doch keinen."

Following Hearts {German}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt