Kapitel 26

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Justin's POV

"Hallo Ian.", begrüße ich meinen Chef, als ich die Tür des Ladens öffne.

Er nickt mir zu. "Schön dich zu sehen, Justin. Wie geht es dir heute?"

Ich blicke ihn ernst an. "Ich fühle mich, als wäre mir mein Herz herausgerissen worden, weil dieses Mädchen namens Faith mir Hoffnungen gemacht hat, wie fast jeder hier. Aber ja, mir geht es super.", wäre die Wahrheit gewesen. Stattdessen gebe ich ein monotones "Gut." von mir.

"Ich hoffe es geht dir wirklich gut." Er verschränkt seine Arme vor seiner Brust. "Ich habe übrigens einen Termin für unseres gemeinsames Essen als Chef und Angestellter. Am Samstag in drei Wochen würde es mir passen."

Kurz rechne ich nach, bis mir bewusst wird, dass es der Abend vor Faiths Abreise ist. Die Zeit, die uns bleibt ist also verschwindet kurz. Diese Gewissheit ruft in meiner Brust einen stechenden Schmerz hervor. Das hätte alles so anders laufen müssen.

Ich wende mich wieder Ian zu und nicke ihm zu. Ich werde einfach hingehen, damit ich mich nicht so alleine fühle und verdrängen, dass das Mädchen, für das ich so viel empfinde, einfach fort geht.

"Du kommst mit deiner Freundin, richtig?", fragt er interessiert.

"Nein." Meine Hand wandert in meine Hosentasche. "Na gut, eigentlich weiß ich es noch nicht. Mal sehen."

Er lächelt kurz und wendet sich dann seinen Unterlagen zu, die auf dem Tresen im Eingangsbereich liegen, an dem er steht.

Mit schnellen Schritten gehe ich auf den Dienstplan zu. Meine Augen fallen auf eine Zeile, in der ein Termin eingetragen ist, der schon in zwei Minuten beginnen soll.

Faith Parker.

Sie hatte sich tatsächlich einen Termin bei mir geben lassen. Wahrscheinlich um mit mir zu reden. Um mir zu sagen, wie unfassbar leid es ihr doch tut und, dass sie doch eigentlich nur eine normale Freundschaft mit mir möchte.

Das Wort Freundschaft nervt mich in letzter Zeit so sehr, dass ich es am liebsten aus dem Wörterbuch verbannen würde. Es mag ja etwas Tolles sein, aber wenn zwei Menschen ernsthaft mehr für einander empfinden, dann kann doch keine normale Freundschaft funktionieren.

Hinter mir höre ich ein lautes Klackern, was wahrscheinlich von High Heels erzeugt wird. Ich drehe mich um, um auch schon meine Kundin durch die Glastür spazieren zu sehen.

Faith trägt ein graues Top, eine Skinny Jeans und eine braune Kette um ihren Hals. Sofort baue ich Blickkontakt mit ihren strahlenden Augen auf.

Es ist eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und immer noch diesem Verliebtheitsgefühl, was sofort in mir hochsteigt.

Mit schnellen Schritten gehe ich auf sie zu, "Guten Morgen.", sage ich und reiche ihr die Hand.

Ian sollte am besten nichts davon wissen, dass wir uns kennen. Er mag es nicht, wenn wir unsere Freunde mitbringen.

Sie nickt und presst ihre Lippen zusammen. Ihre Augen zeigen mir sofort, was sie will: Sie will sich entschuldigen. Es ist so, als würde sie die ganze Verzweiflung, die sie hat, in einen Blick legen.

"Komm mit.", fordere ich sie auf und zeige auf die Räume, in denen die Kunden normalerweise massiert werden und die ihnen einen Ort bieten, der ihnen einige Minuten Entspannung verspricht und an dem sie komplett abschalten können.

Sie begleitet mich in den Raum und ich lächle Ian ein letztes Mal an, um den Schein zu wahren. Doch mein Lächeln wird zu einem ernsten Gesicht, als ich die weiß gestrichene Holztür hinter mir schließe. Statt Verzweiflung und Verliebtheit ist es jetzt nur noch Wut, die mich fast überrollt. "Was wagst du es hier her zu kommen, Faith?"

Following Hearts {German}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt