Kapitel 1

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Justin's POV

Ich verlasse das Gebäude in dem meine Wohnung liegt, um zu sehen, dass es angefangen hat zu schneien. Kleine Schneeflocken bedecken die sonst so graue Straße. Ich muss lächeln, letztes Jahr hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich Schnee sehe, wenn ich aus der Haustür gehe. In Los Angeles schneit es nicht oft oder sogar garnicht. Aber hier in Birmingham scheint das anders zu sein. Alles ist anders hier.

Von weitem sehe ich die Lichter des Buses, der mich mitnehmen soll. Ich mache einen Schritt nach vorne, stutzte den Kragen meiner schwarzen Winterjacke zurecht und betrete den Bus.

Ich schaue mich um. Etwa 15 Menschen haben sich, wie ich, entschieden in diesen Bus zu steigen.

"Hallo alle zusammen. Wie war ihr Weihnachtsfest?" Ich grinse breit und wandere mit den Augen im ganzen Bus herum. Die Menschen schauen zum Teil verwundert, andere ignorieren mich, aber keiner antwortet. "Sind sie denn alle noch müde?"

Einige nicken, andere beginnen wie auf Kommando zu gähnen.

"Sehen sie alle mal raus." Ich zeige auf eins der umliegenden Fenster. "Da draußen liegt Schnee, richtiger Schnee. Heute ist der 27. Dezember also direkt nach Weihnachten und es liegt Schnee!" Ich werde lauter und in meiner Stimme kann meine Begeisterung vermutlich hören. "Wissen sie, was man damit alles machen kann? Schneeengel und Iglus bauen und Schlitten fahren. Und nicht zu vergessen, Schneeballschlachten!"

Einige der Passagiere müssen grinsen, das sehe ich aus meinen Augenwinkeln.

"Sie denken: Weihnachten ist vorbei, jetzt beginnt der harte Alltag wieder. Aber ich sage ihnen eins, da draußen sind ganz viele Kinder, die sich ohne Ende über den Schnee freuen, egal ob der Alltag beginnt oder nicht. Also wie wäre es, wenn wir das alles mit anderen Augen sehen. Das ist nicht nur der Schnee da draußen. Es gibt immer etwas, was das Leben aufregend und schön macht. Man muss es nur sehen."

Einige Leute beginnen sich zu unterhalten, andere lachen und wieder andere applaudieren.

Der Bus hält und ich schaue herraus, um dann zu beschließen, dass ich aussteigen möchte.

"So und jetzt wünsche ich ihnen einen schönen Tag. Denken sie an den Schnee.", lächelnd winke ich den Fahrgästen zum Schluss kurz zu und steige dann aus.

Ich sehe mich um. Dieser Ort ist mir unbekannt, aber ich werde schon irgendwie zu der Mall kommen, in der ich arbeite.

Außer der Bushaltestelle, die aus einer Bank und einem Fahrplan besteht, ist hier relativ wenig zu finden. Also beschließe ich, mich auf der Bank fallen zu lassen.

Etwa fünf andere Leute scheinen auch auf ihren Bus zu warten. Eine der Personen sitzt auf der Bank.

Ich mustere sie kurz. Sie hat schulterlanges hellbraunes Haar und dazu passende tiefbraune, strahlende Augen. Ihre Haut ist leicht gebräunt und ich könnte mir vorstellen, dass sie Vorfahren in Spanien oder Mexiko hat. Ihre Augen sind leicht geschminkt, sonst sieht ihr Look natürlich aus. Sie muss etwa so alt sein wie ich, also um die 20. In meinen Augen ist sie wirklich hübsch.

Ehe ich sie ansprechen kann, fangen die zwei Frauen, die neben uns stehen an laut zu streiten.

"Du hast es versaut, du hast es einfach versaut!" Eine der beiden fängt an, die andere leicht am Arm zu schlagen.

"Es tut mir doch leid!" Die beiden sind unüberhörbar, weil sie so laut schreien. Plötzlich beginnt die andere Frau sie an den Haaren zu ziehen. Ich öffne meinen Mund und schließe ihn wieder, um dann leise und unterdrückt loszulachen.

"Du bist eine Versagerin und...eine Kartoffel!", schreit die erste Frau. Jetzt war es mit mir vorbei. Ich lache laut los und höre, dass es dem Mädchen neben mir genauso ergeht.

Die Frauen schauen uns an vertiefen sich dann wieder in ihren Streit.

Als die zweite anfängt, die andere am Bauch zu kitzeln, sagt diese plötzlich: "Das wird mir zu viel! Ich verklage dich." und dreht sich um.

In dem Moment, als die andere in die andere Richtung stampft, beginne ich lauter zu lachen. Ich halte meinen Arm vor meinen Bauch, weil dieser schon wehtut.

"Und eine Kartoffel..." Ich hebe meinen Finger und mache die Frau nach.

"Wie kommt man auf sowas?", sagt das Mädchen neben mir. Ich mag ihre Stimme, so beruhigend und klar.

"Tja eine Kartoffel wächst tief in der Erde und sie meinte bestimmt, dass diese Frau so tief gesunken ist, dass sie eine Kartoffel ist." Ich sehe wie sie leise kichert.

Wir lachen eine Zeit lang, bis wir uns beruhigt haben.

"Fährt hier ein Bus nach Acocks?", frage ich und fahre mir mit meiner Hand durch meine Haare.

"Wir sitzten hier schon ziemlich lange und du weißt nicht, ob ein Bus dahin fährt, wo du hin möchtest?"

Als ich kräftig nicke beginnt sie zu lachen.

"Man muss ja nicht immer alles planen, einfach einsteigen und losfahren. Die Welt ist rund, irgendwann kommt man wieder an.", sage ich, als ich einen Bus auf uns zufahren sehe. "Das ist meiner... Zumindest nehme ich ihn einfach." Ich stehe auf und nehme meine große Tasche hoch. "Vielleicht sehen wir uns nochmal. Wie heißt du?"

"Du bist wirklich verrückt. Ich heiße Faith und du?"

"Das sage ich dir das nächste Mal. Bis dann Faith!" Ich lächle kurz und verschwinde dann im Bus.


Following Hearts {German}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt