Faith's POV
"Er will mir die Stadt zeigen." Ich betone das Wort Stadt besonders.
"Die Stadt also, huh?" Ich höre die pure Ironie aus Marys Stimme am anderen Ende der Telefonleitung, klar heraus. "Ich denke er will dir noch ganz andere Sachen zeigen."
Ich verdrehe meine Augen. "Ich denke...", sage ich und betone es genauso, wie sie es eben getan hat. "...das nicht."
"Aber mal im Ernst. Hat er irgendwelche Anzeichen dafür gemacht, dass er mehr wollen würde?", fragt sie aufgeregt.
"Wir haben gegessen. Über normale Themen geredet. Sind zurück zu seiner Wohnung spaziert. Haben weder rumgeknuscht, noch irgendwas anderes." Ich lasse eine kurze Pause. "Nein Mary, ich denke nicht, dass er mir damit Anzeichen geben wollte." Ich lache auf und höre, wie sie genervt tief ausatmet. "Er ist nett, sehr höflich und so. Aber es war ein einfaches Treffen. Ich weiß ja noch nicht mal, ob wir auf einer Wellenlänge sind."
"Wie auch immer...", haucht sie leise. "Hast du heute frei?"
"Nee ich habe gerade gefrühstückt und die kleinen Biester sind in der Schule und im Kindergarten, ich muss die gleich auch abholen.", erzähle ich.
"Na dann will ich dich nicht stören." Ihre Stimme wird freundlicher.
"Wir sprechen uns bald.", verabschiede ich sie.
Bevor ich auflegen kann, fängt sie nochmal an zu sprechen. "Ach und noch was! Halte mich auf dem Laufenden, was deinen Mister Justin Perfect angeht." Ihr Lachen ist zu hören und ich verdrehe die Augen.
"Werde ich tun, soll ich dir auch erzählen wann er gegähnt hat oder wie oft er geblinzelt hat?!", sage ich im leicht scharfen Ton.
"Ja und jetzt bye." Ironie liegt klar in ihrer Stimme.
"Bis dann Mary." Ich beende das Gespräch lachend und lasse mich auf das Sofa fallen, um noch etwas zu entspannen, bevor ich meine beiden Lieblingskinder abhole.
-
Kinderlachen, Kinderschreien, Kinderheulen und agressiv Lehrerinnen begrüßen mich, als ich mich in der Aula von Madisons Schule nach ihr umsehe. Eigentlich mag ich Kinder. Nun ja, ich liebe sie, bessergesagt. Aber dieser Ort ist der reinste Horror und das weiß jeder hier. Keiner betritt diese Schule freiwillig und wenn man doch muss, geht man so schnell, wie möglich. Das ist der einzige Weg, um zu überleben, das hab ich in den letzten paar Wochen gelernt.
"Madison?", rufe ich laut, aber keiner antwortet mir.
Stürmisch laufe ich durch die Eingangshalle und suche nach ihr. Überall stehen nörgelnde Kinder, die darauf warten abgeholt zu werden. Als ich Madisons schwarze Haarpracht unter all den Kindern entdecke beschleunige ich meinen Gang und gehe auf sie zu. Freundlich lege ich meine Hand auf ihre Schulter. Als sie sich umdreht bin ich kurz verwirrt und verdrehe dann die Augen.
"Was ist wieder los Schatz? Warum weinst du?", frage ich sie in einem Ton der sowohl genervt als auch sorgsam ist.
"Miriam hat mir meinen Keks weggenommen.", quengelt sie laut.
"Ich habe zu Hause welche und da gebe ich dir einen, ok?" Ich greife nach ihrer Hand und drehe mich schon in Richtung Tür.
"Nein nein nein!!!", schreit Madison in einem dermaßen hohen und nervigen Ton, so dass ich kurz überlege ihr einen leichten Klatsch auf die Wange zu geben.
"Jetzt beruhig dich doch. Was soll ich jetzt dagegen machen? Erklär mir das!" Mein Ton wird wütender und Madisons Augen schauen mich mit einem agressiven Blick an.
"Kauf mir einen.", sagt sie auffordernd.
"Nein, das werde ich nicht tun und jetzt komm." Ich versuche sie gewaltsam zum Ausgang zu schleifen, aber es funktioniert nicht, weil sie sich einfach wehrt.
"Einen Keks kann ich dir nicht anbieten, aber wie wärs mit einem Schokoriegel?", sagt eine Stimme hinter mir freundlich.
Als ich mich drehe, sehe ich eine Frau hinter mir. Sie ist etwa in meinem Alter, hat lockige, blonde Haare und ein strahlendes Lächeln.
"Wer sind sie?", frage ich, ohne darüber nachzudenken.
"Hi, ich bin Isabelle.", sagt sie nett und lächelt breit.
"Faith.", erwähne ich stumpf.
"Habe nur euer kleines Gespräch gehört und dachte ich könnte helfen."
"Das ist nett, danke.", murmle ich und mache Madisons Jacke zu.
"Hier ist also dein Schokoriegel Süße." Sie reicht Madison ihren Riegel und ich kann sehen wie Madisons Augen anfangen zu strahlen.
"Was machst du hier Isabelle? Bist du Mutter?", frage ich aus Interesse.
"Nee nee noch nicht. Ich babysitte und hole hier die Kinder ab, und du?"
"Ich mache ein Au pair und ja, deswegen hole ich Madison jetzt ab, weil ich für sie verantwortlich bin." Ich greife nach Madis Hand und mache einen Schritt zurück.
"Achso cool. Wenn du willst können wir uns mal treffen und ich erzähle dir was über die Stadt und so."
Kurz gucke ich sie verwirrt über das Angebot an, nicke dann aber.
"Gute Idee. Gib mir am Besten deine Nummer.", sage ich und ziehe mein Handy aus meiner Hosentasche.
Nachdem wir Nummern ausgetauscht haben, verabschiede ich mich mit einem Lächeln auf den Lippen und stolziere aus der Schule.
"Die war nett.", murmelt Madison während sie ihren Schokoriegel verschlingt.
"Fand ich auch." Ich streichle ihr kurz über den Kopf und grinse bei dem Gedanken noch eine nette Person kennengelernt zu haben. Dann steigen wir in den Bus, um Jacob abzuholen.
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Following Hearts {German}
Fanfic"Sometimes following your heart means losing your mind." Die 19-Jährige Faith will etwas erleben, neue Menschen kennenlernen und ein halbes Jahr in einem anderen Land leben. Deswegen beschließt sie, als Au-pair nach England zu reisen und hofft dort...