Kapitel 10

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Helles Licht schlug gegen meine geschlossenen Augen. Aus Reflex hielt ich meine Hand davor und seufzte laut. Mein Kopf brummte und ich war noch immer schwach und müde.

"Eleanor!" Mom's Stimme wurde lauter und ich wusste, sie würde mir innerhalb fünf Sekunden die Decke wegreissen. "Mom" krächzte ich und ließ meine Hand hoch zu meiner Stirn wandern. "Lass mich."

Die Decke flog nicht. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und ein besorgtes, etwas faltiges Gesicht kam zu Vorschein. "Was ist los?" flüsterte sie und strich über meine Wange.

"Himmel Elli, du bist ja ganz heiss!" Aus meiner Kehle kam nicht mehr als ein Grummeln und mit einem leichten Abstoß schaffte ich es mich auf den Bauch zu werfen. Mein Kopf dröhnte noch immer laut und schmerzhaft.

"Hast du nicht gut geschlafen?"

Ich schüttelte kaum merklich meinen schweren Kopf. Um ehrlich zu sein, hatte ich so gut wie gar nicht geschlafen. Und sofort stieß wieder dieser Traum in meine Gedanken.

Von Kameras umzingelt, im Rampenlicht. Tausende, gar Millionen Leute, die mich beschimpften und mir Lügen vor den Kopf warfen. Grässliche Gesichter, die anscheinend Spaß daran hatten, mich nieder zu machen.

Keiner hörte mir zu, wenn ich meine Stimme hob, keiner beachtete meinen Schmerz, wenn Tränen meinen Wangen hinunter liefen.

Verzweifelt schaute ich auf und blickte in zwei blaue, vertraute Augen, und der Schmerz wurde erträglicher, die Stimmen leiser. Doch er war noch immer da, ich hörte sie noch immer klar und deutlich.

Und alles was ich in diesem Moment wollte, war akzeptiert zu werden.

Erneut lief mir eine Träne über die Wange. So etwas hatte ich noch nie geträumt, wie kam mein Gehirn auf so einen Mist?

Okay, ich hatte schon von fliegenden Schafen die mit Bananen herumwarfen oder von einer Party voller Zombies, die sich als nichts weiter als ein Schulball herausstellte, geträumt, aber von echtem Schmerz? Von so etwas so real wirkendem?

"Du siehst echt schlimm aus, Maus. Möchtest du zu hause bleiben?" Ich nickte schwach und nahm meine Hände von meinem Gesicht. Mom lächelte und legte ihre warme Hand auf meine. 

"Wenn du was brauchst, ruf mich an." Und mit diesen Worten beugte sie sich vor um mir einen Kuss auf die Stirn zu drücken, dann schlich sie leise aus meinem Zimmer und legte ihre Hände auf den Lichtschalter.

"Nein!" protestierte ich so laut ich konnte, man könnte es mit einer kleinen Maus, die um ihren Käse schrie, vergleichen. Doch Mom verstand und ließ das Licht an, schloss die Tür.

Sobald das Licht ausging, würde ich wieder einschlafen, und einschlafen hieß träumen. Albträumen. 

Ich musste mich ablenken. Stöhnend riss ich mir die Decke vom Körper und spürte die Kühle Luft auf meinen nackten Beinen. Ich bewegte mich zitternd zur Bettkante und atmete tief ein und aus. 

Alles ist gut, El. Nur ein Traum.

***

Mit einer Tasse heissen Kakao und einer warmen Decke lag ich eingekuschelt auf dem großen, blauen Sofa und bestätigte die On-Taste. Abwartend nippte ich an meinem Getränk. Ein Hagebutten Tee mit Milch wäre jetzt auch nicht schlecht.

'Got a secret, can you keep it? Swear this one you'll safe.

Better lock it in your pocket, taking this one to the Grave.'

Das war Ablenkung, sehr gute sogar. Ich suchte mir eine Folge aus, die ich schon länger nicht mehr gesehen hatte und drückte auf Play. Eine Folge, die ich noch nicht gesehen hab, existierte leider noch nicht.

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