Kapitel 14

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Louis gähnte herzhaft. Und ehe ich mich versah, gähnte ich auch.

Wir saßen nun schon eine Stunde im Wohnzimmer am Esstisch und überlegten, was wir im Stück machen könnten. Zu wirklich viel, sind wir nicht gekommen.

Wir haben uns darauf geeinigt, dass es eine Liebesgeschichte sein soll, die mit einem Kuss endet. Mir war immer noch mulmig zumute, wenn ich drüber nachdachte. Ich würde Louis küssen müssen. Musste man den Kuss üben?

Nein, mit Sicherheit nicht. Ich denke wir wusste beide, wie das Küssen funktionierte. Auch wenn es für Louis eine Premiere war, ein Mädchen zu küssen.

Den einzigen, den ich bis jetzt geküsst hatte, das war mein Ex, Tobi. Okay, Alana meinte zwar dass man die zwei wöchige Beziehung in der achten Klasse nicht wirklich zählen durfte, aber für mich galt es. Ein Kuss war ein Kuss. Auch wenn nicht ein besonders guter.

Louis blickte verträumt aus dem Fenster. Das Zimmer war mittlerweile recht dunkel geworden, der Himmel draußen war schwarz. Wie spät es wohl war?

Mein Blick flog durch das nett eingerichtete Wohnzimmer und durchsuchte den Raum nach einer Uhr. Bevor ich sie jedoch finden konnte, fiel mir was ein.

"Louis?" Sein Kopf drehte sich zu mir und eine Haarsträhne löste sich und fiel im ins Gesicht. Er sah ziemlich niedlich aus, auf seinen Lippen lag ein leichtes Lächeln und seine Augen wirkten müde. Meine Mundwinkel zuckten nach oben.

"Sag mal, willst du mir nicht dein Zimmer zeigen?" Er schien etwas überrascht, nickte jedoch und richtete sich auf. Kichernd beobachtete ich ihn dabei, wie er seine Arme und Beine von sich streckte, ehe er sich in Bewegung setzte.

"Keine Ahnung warum du mein Zimmer sehen willst, aber warum nicht." lachte er und führte mich zu einer braunen Tür am Ende des Flurs. Er warf mir einen kurzen Blick zu, ehe er die Türklinke runter drückte und mir somit Einlass gewährte.

Das Zimmer war groß, die Wände waren in einem dunklen Blau gestrichen. Ich hatte um ehrlich zu sein, mit ziemlich viel Ordnung gerechnet, aber ich lag komplett falsch. Sein Bett war ein chaotisches Gewusel, auf seinen Tisch stapelten sich die Schulbücher und Hefte und auf seinem Boden war nichts außer Klamotten aufzufinden.

"Sorry, hab nicht aufgeräumt." sagte er nur und kratzte sich am Kopf. Ich zuckte grinsend die Schultern. Was erwartete man auch von einem Jungen?! Da war er nicht anders als alle anderen. Max' Zimmer sah noch sehr viel schlimmer aus.

Louis schlenderte durch den Raum, dem Fenster entgegen. Doch beim genaueren hinsehen sah ich, dass es sich nicht um ein riesiges Fenster handelte, sondern um einen Balkon. Aufgeregt folgte ich ihm und wartete ungeduldig darauf, dass er die Tür öffnete, doch er tat es nicht.

"Ja wie jetzt?" beschwerte ich mich und schaute rüber in sein verwundertes Gesicht. "Es ist arschkalt!" meinte er empört. Ich verdrehte nur die Augen und umfasste die Klinke. Alles musste man selber machen.

Die kühle Abendluft blies mir ins Gesicht. Es war Ende Oktober und, Louis hatte recht, ziemlich kalt. Ich ging trotzdem raus und schaute mich um.

Hier im dritten Stock war es hoch genug, die ganze Straße im Blick zu haben. Man konnte die vorbeifahrenden Autos hören und die Lichter von der Hauptstraße waren selbst hier erkennbar. Louis räusperte sich hinter mir und schloss die Tür.

"Ist das dahinten nicht der St.Peter's Park?" rief ich aufgeregt und zeigte mit meinem Finger in den Westen. Neugierig lehnte ich mich vor, um mehr erkennen zu können.

"Pass auf, dass du nicht rüber fällst." schmunzelte Louis und gesellte sich zu mir. Ich musste mich anstrengen, um die Umrisse des Parks erkennen zu können, weshalb ich meine Augen zu schlitzen formte und mich weiter vor lehnte.

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